Das Cannes-Tagebuch von OutNow - Tag 8 bis 9: Fanboy-Moments
Wir schauen Filme und schreiben fleissig Reviews in Cannes. Manchmal sind wir aber einfach Fans. Dann nämlich, wenn wir die Grössen Hollywoods in unmittelbarer Nähe haben…

Die OutNow-Delegation geht zum Filmeschauen und Schreiben von Reviews nach Cannes. Wir berichten euch, was die neusten Werke von Ari Aster, Julia Ducournau, Wes Anderson oder Richard Linklater taugen, kommen diese doch bei uns in der Schweiz oft erst im späteren Jahresverlauf oder gar im darauffolgenden Jahr in die Kinos.
Über den roten Teppich stolzieren wir nur selten: Bei Day-After-Screenings von Wettbewerbsfilmen oder Premieren am späteren Nachmittag - manchmal sogar mit Cast und Crew - dürfen wir über den «Tapis» huschen. Wirklich erprobt darin sind wir aber nicht. Die ganz grosse Starpower findet aber jeweils bei den grossen Weltpremieren am Abend statt. Da sind wir nicht dabei, der Dresscode ist da nämlich entsprechend elegant (und streng!), und an Tickets kommen wir auch kaum dafür.
Fanboy-Moment #1: Pressekonferenz-Abgang mit Joaquin und Ari
Wollen wir näher an die Stars ran, können wir unser Glück bei den Pressekonferenzen versuchen. Doch diese sind meist schnell voll. So bleibt uns nur die Möglichkeit, in den speziell dafür abgeriegelten Bereichen zu warten, um den Hollywoodgrössen beim Verlassen der Pressekonferenz abzupassen. Auch da ist der Andrang gross. Um strategisch gute Plätze dafür zu ergattern, muss man sich mindestens 30 bis 45 Minuten zuvor positionieren. Zeit, die dann fürs Filmeschauen, Schreiben oder zum Essen fehlt.
Und doch reizt es mich manchmal - nicht geplant, meistens relativ spontan -, auf Cast und Crew zu warten in der Hoffnung, ein Foto von ihnen machen zu können. Für die Front-Row mit Selfies und Autogrammen reicht es dann zwar nicht mehr, aber immerhin habe ich so in den vergangenen Jahren schon Robert de Niro, Demi Moore und Leo Di Caprio nur wenige Meter von mir entfernt gehabt.
Auch dieses Jahr hat mich mein Kollege Gianluca darauf hingewiesen, dass der Cast von Ari Asters neustem Film Eddington in der Pressekonferenz ist und bald rauskommt. So stand ich einige Reihen hinter anderen Journis und wartete auf Emma Stone, Joaquin Phoenix und Austin Butler.
Leider hatten diese nur wenig Zeit, huschten gleich zum Lift und wurden zum Ausgang geführt. Da ich und einige andere Journalisten wissen, wo die Stars in die Limousinen einsteigen und es da auch einen für uns abgeriegelten Bereich gibt, habe ich mich dort hin aufgemacht und tatsächlich: Neben dem Regisseur habe ich auch Phoenix und Butler vor meine Handylinse bekommen. Nur Emma Stone war bereits weggefahren worden.


Fanboy-Moment #2: Weltpremiere mit Dakota und Sean
Eine andere Möglichkeit, Cast und Crew zu sehen, sind Premieren mit Cast und Crew am Nachmittag. Meine Kollegin Nora hatte gleich zweimal dieses (wohlverdiente) Glück: Sie sass im Saal mit Kristen Stewart und einige Tage später mit Scarlett Johansson. Und auch ich erhielt die Chance: Für den Komödien-Hit Splitsville hatte ich ein Ticket für die Première und zwar erst noch im Parterre, während meine Gspänli Nora, Simon und Chris auf dem Balkon platziert wurden.
So suchte ich mir einen Platz möglichst nahe dem für Cast und Crew abgesperrten Bereich. Im rechten Aussenbereich sass ich schlussendlich in unmittelbarer Nähe zu Dakota Johnson, Adria Arjona und Michael Angelo Covino. Dakota Johnson huschte 20 Minuten vor Filmende gar kurz an mir vorbei aus dem Saal - nur drei Sitze und ein Gang waren dazwischen.
Nach Filmende und dem wohlverdienten Applaus kam ich gar noch näher an die Stars ran und konnte ein Bild vom gesamten Cast machen. Nachdem diese den Saal verlassen hatten, ergriff ich die einmalige Gelegenheit: Das Schild von Dakota Johnson, mit dem ihr Platz reserviert war, hing noch da und wird bei mir einen Ehrenplatz erhalten.


Aber es kam noch besser: Eine Reihe weiter vorne sass der oscarprämierte Cannes-Gewinner Sean Baker. Da ich seit The Florida Project ein grosser Fan seiner Filme bin, konnte ich mir diese Chance nicht entgehen lassen. Im Saal selbst war er kaum zu erreichen und immer von Menschen umringt. So traf ich auf den Kollegen Gianluca, der ebenfalls im Parterre sass, und gemeinsam setzten wir uns eine «Mission Impossible» in den Kopf: ein gemeinsames Foto mit Baker.
Vor dem Saal nahm sich Sean Baker tatsächlich noch Zeit für Fotos und kurze Gespräche, und so kam es, wie wir es uns nie hätten erträumen können: Gianluca und und ich konnten tatsächlich ein Selfie mit dem Regisseur schiessen. Noch Minuten danach hatte ich weiche Knie und zittrige Hände und habe mich überglücklich auf den Weg ins nächste Screening gemacht. Denn auch wenn wir als JournalistInnen und zum Schreiben da sind, manchmal sind wir auch einfach Fanboys und -girls!
