Das Cannes-Tagebuch von OutNow - Tag 1: Ausblicke

Es geht wieder los in Cannes. Unsere vierköpfige Cannes-Crew wird in den nächsten zehn Tagen fleissig von der Croisette berichten. Doch worüber schreiben, wenn das Festival noch jung ist?

Wenn man genau hinschaut, sieht man noch das sich in der Fensterscheibe spiegelnde PET-Fläschchen. © OutNow/ebe

Mit dem Tagebuchschreiben an Festivals ist es so eine Sache. Ganz am Anfang hat man viel Zeit, aber wenig erlebt. Und am Ende hat man wenig Zeit, aber viel erlebt. Die Kombination ist nicht ganz optimal für viel kreativen Output.

Nun befinden wir uns ganz am Anfang des Festivals - okay, zugegebenermassen ist es bereits der zweite Tag, denn der Eröffnungsfilm Partir un jour hatte gestern Abend Premiere. Trotzdem ist der allgemeine Erlebnisfaktor noch klein. Zumal der Schreibende erst heute anreist und dabei vom Zugfenster schöne Ausblicke auf die ligurische Küste geniesst.

Worüber schreiben wir nun also? Wir könnten an dieser Stelle wieder das Dauerbrennerthema «Ticketing» aufgreifen, aber ganz ehrlich: Das haben wir in den letzten Jahren schon in allen Facetten abgehandelt. Und viel Neues gibt es dieses Jahr eigentlich nicht zu berichten. Auch heuer sitzen wir wieder jeden Morgen pünktlich um 7 Uhr mit nervös zuckendem Finger vor dem Handy, bereit, möglichst viele Tickets für uns zu hamstern.

Worüber also sonst schreiben? Vielleicht darüber, auf welche Filme wir uns am meisten freuen? Ah nein, das hat mein Kollege Yannick ja bereits erledigt. Und darüber zu orakeln, welche Filme die Goldene Palme gewinnen werden, ist auch etwas müssig, wenn man noch keinen davon gesehen hat.

Statt eines Ausblicks aufs Festival gibt's dieses Mal andere Ausblicke. Denn ich entscheide mich dafür, einfach mal das zu machen, wozu ich in den nächsten zehn Tagen wahrscheinlich nie mehr kommen werde: gar nichts. Ausser verträumt aus dem Fenster zu schauen und mir zu überlegen, ob sich ein Besuch Südfrankreichs nicht auch einmal ausserhalb der Festival-Madness-Season lohnen würde. Denn irgendwie ist's ja schon schampar schön da.

Simon Eberhard [ebe]

Aufgewachsen mit Indy, Bond und Bud Spencer, hatte Simon seine cineastische Erleuchtung als Teenager mit «Spiel mir das Lied vom Tod». Heute tingelt er durch Festivals und mag Krawallfilme genauso wie Artsy-Farts. Nur wenn jemand einen Film als «radikal» bezeichnet, rollt er genervt mit den Augen.

  1. Artikel
  2. Profil
  3. E-Mail
  4. facebook
  5. Twitter
  6. Instagram
  7. Letterboxd
Teilen
Auf Discord besprechen Auf Facebook teilen  Auf Twitter teilen 
Datum
Quelle
OutNow