Let's get physical: «Bumpkin Soup» Blu-ray-Review
Bevor er mit «Cure» und «Tokyo Sonata» bekannt wurde, drehte Kiyoshi Kurosawa einen freizügigen Arthouse-Film. Doch mancher Regisseur beginnt nicht mit einem Meisterwerk, so auch nicht Kurosawa.

Spätestens seit Cure ist Kiyoshi Kurosawa auch im Westen ein bekannter Name. 2008 gewann er mit seinem vielschichtigen Familiendrama Tokyo Sonata den «Prix Un Certain Regard» in Cannes - und 2021 am prestigeträchtigen OutNow Filmfestival erhielt sein Film To The Ends of The Earth den Preis für die beste Darstellerin in Atsuko Maeda. Doch er begann nicht mit feinfühligen Dramen oder intensiven Horrorfilmen. Nein, wie so mancher japanische Auteur begann auch Kiyoshi Kurosawa seine Arbeit in «Pink Films», salonfähigen Soft-Pornos.
Bumpkin Soup begann als ein solcher, doch sein zweiter Langfilm wurde von der Sexploitation-Schmiede Nikkatsu, wo die meisten dieser Filme landeten, abgelehnt. Er sei zu seltsam. Von der Director's Company wurde er dann aufgelesen und veröffentlicht. Darin gibt Yoriko Dōguchi, letztes Jahr in Shōgun zu sehen, ihr Debüt. Dies an der Seite von Jūzō Itami, der im selben Jahr Tampopo veröffentlichte - ebenfalls mit Dōguchi sowie einem jungen Ken Watanabe (The Last Samurai, Inception) und einem ebenso jungen Kōji Yakusho (Perfect Days, Babel).

Worum geht's?
Auf dem Land aufgewachsen, macht sich Akiko (Yoriko Dōguchi) auf in die grosse Stadt, um dort in einer Universität ihren Schwarm Yoshioka (Kensō Katō) ausfindig zu machen. Da trifft sie zuerst auf die freigeistige Emi (Usagi Asō), die sie in eine Klasse mitnimmt. Diese ist voll mit exzentrischen Figuren - sexbesessenen Mitschülerinnen, Möchtegern-Intellektuellen und einem Psychologie-Professor (Jūzō Itami), der besessen ist vom Konzept des Schams. Bald findet sie auch Yoshioka, der nicht mehr ganz der ist, den sie in Erinnerung hatte.
Wie ist's?
Die Story von Bumpkin Soup - oder «Das brodelnde Blut des Do-Re-Mi-Fa-Mädchens» im Original - zusammenzufassen, ist kein leichtes Unterfangen. Anstatt einer «normalen» Struktur zu folgen, versucht Kurosawa die Geschichte in lose zusammenhängenden Vignetten zu erzählen. Der Psychologie-Lehrer Hirayama befiehlt zwei seiner Studenten, sie sollen nicht ständig nach dem Warum fragen. Spätestens ab da weiss man, worauf man sich eingelassen hat.

Für einen Regisseur, der mittlerweile für eher langsame, bedrückende Filme bekannt ist, ist Bumpkin Soup überraschend witzig. Mehr als nur ein Gag sitzt gut, Stichwort Brahms-Poster. Auch wie teilweise aus simplen Kamerafahrten und gutem Blocking ein Witz entsteht, ist schon stark. Allgemein sieht der Film den Umständen - 1985, winziges Budget - solide aus. Gewisse Einstellungen sind sogar richtig gut. Ausserdem ist die Ansprache von Hirayama zum Thema Scham eine durchaus interessante.
In verschiedenen Berichten zum Film wird der Name «Godard» genannt. Wer also damit, sowie ein paar sehr seltsamen Nacktszenen - nicht so viele, wie bei einem Pink Film erwartet -, nicht vorhandener Struktur und kuriosen Musical-Sequenzen etwas anfangen kann, wird auch mit Bumpkin Soup Spass haben. Einige dieser Szenen sind durchaus schräg auf eine gute Art, doch für mich ist es zu viel «Performance Art» und zu wenig Spielfilm. Insgesamt ist das Ganze dann etwas gar arthousig mit seiner sich stetigen Abwehrhaltung gegen jegliche Konventionen und seltsamen, gefühlt zusammenhanglosen Einschüben.
[h4]3 von 6 Sternen[/h4]
Blu-ray-Features von Bumpkin Soup
- Interview mit der Schauspielerin Yoriko Dōguchi
- Audiokommentar von Jasper Sharp
- Video-Essay von Jerry White, dem Autor von «The Films of Kiyoshi Kurosawa : Master of Fear»
- Slipcase aus Papier mit hochwertigen Druck und alternativem Cover, designt von Gokaiju
- Japanische Originaltonspur und englische Untertitel
- Region-free
Bumpkin Soup ist ab dem 17. Februar 2025 auf Blu-ray erhältlich. Mehr Infos gibt's auf thirdwindowfilms.com. Blu-ray zur Verfügung gestellt von Third Window Films.