«Nosferatu»: Das Interview mit Regisseur Robert Eggers und Willem Dafoe über ihre Zusammenarbeit und das Wort «Schnaps»
Mit «Nosferatu» setzte Robert Eggers ein Herzensprojekt um und schrieb dabei die Rolle des Schweizer (!) Professors Albin Eberhart von Franz dem legendären Willem Dafoe auf den Leib.
Das muss ich jetzt schnell loswerden. Willem, da deine Figur ein Schweizer ist, möchte ich dir sagen: Gratulation, wie du das Wort «Schnaps» perfekt aussprichst.
Willem Dafoe: (lacht) Danke, danke.
Robert, du bist seit deinem neunten Lebensjahr ein riesiger Fan des 1922er-Nosferatu. Hast du mal herausgefunden, was diese Faszination ausmacht?
Das ist schwierig zu beantworten. Der Murnau-Film hatte einen grossen Einfluss auf mich - vor allem Max Schrecks Performance als Nosferatu, aber auch die Kraft der einfachen Märcheninszenierung, die Murnau auf den Dracula-Stoff anwendete. Als ich älter wurde und mehr über das Okkulte, die Vampir-Folklore aus Osteuropa und die Medizin des 19. Jahrhunderts lernte, fand ich, dass die Geschichte alles beinhaltete, was mich faszinierte. Eine Neuinszenierung reizte mich deshalb auch in kreativer Hinsicht.
Du hast mit 17 Jahren an deiner Highschool eine Theateradaption von «Nosferatu» umgesetzt. Hat es jemand aus dem Cast und der Crew von damals nun auch in den Film geschafft?
Robert Eggers: Das ist eine sehr gute Frage. Leider nein, aber es gibt einen kleinen Verweis. Bei Orloks Kamin stehen zwei Ritterfiguren, die ein bisschen wie Wasserspeier aussehen. Einer von ihnen wird lebendig und bewegt sich ein bisschen. In der Theateradaption gab es auch diese beiden unheimlichen Wasserspeier, die von meinen damals zehnjährigen Brüdern, einem Zwillingspaar, gespielt wurden. Diese Szene ist eine Verneigung vor ihrem Einsatz.
Willem, für dich ist es nach The Lighthouse und The Northman der dritte Film mit Robert Eggers. Was fasziniert dich an seinen Filmen?
Willem Dafoe: Sie sind visuell einfach wunderschön und behandeln Geschichten aus der Vergangenheit, die eine Relevanz für unsere heutige Zeit haben. Sie sind unkonventionell erzählt, sehr gut recherchiert und äusserst detailreich. Kein Detail am Set ist einfach nur Dekoration, sondern alles dient einer Funktion, hat seinen Platz und eine Geschichte. Dabei hat man nie das Gefühl, dass dies für Robert Arbeit ist. Es dreht sich alles um seine Interessen und Dinge, die ihn faszinieren. Das ist sehr inspirierend - und er gibt mir jeweils sehr lustige Rollen zum Spielen.
Robert, wie Willem gerade angemerkt hat, spielen alle deine Filme in der Vergangenheit. Was gefällt dir daran?
Robert Eggers: Ich liebe es, über die Vergangenheit zu lernen und so zu verstehen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen. Das hat mir schon als Kind immer gefallen. Wäre ich nicht Filmemacher geworden, wäre ich jetzt wohl Archäologe. Indem ich meine Genre-Filme in der Vergangenheit ansiedle und zu einer Zeit, in der die meisten Menschen fest an die Existenz von Vampiren oder dem Teufel glaubten, kann ich sie so umso unheimlicher machen.
Nosferatu startet am 2. Januar 2025 in den Deutschschweizer Kinos.