«Doctor Odyssey» - Nur verkorkste Menschen arbeiten auf einem schwimmenden Zirkus
Die neue Drama-Serie von Ryan Murphy («Glee», «Dahmer») spielt auf hoher See. Ob sie ein Schlag ins Wasser ist oder auf eine Erfolgswelle zusteuert? Wir haben uns die ersten zwei Episoden angeschaut.
Worum geht's?
Avery (Phillippa Soo) und Tristan (Sean Teale) arbeiten schon seit drei Jahren zusammen als Krankenpflege-Team auf der Odyssey, einem Kreuzfahrtschiff mit Platz für mehrere 1000 Passagiere. Zu ihrer Überraschung hat Captain Robert Massey (Don Johnson) einen neuen Arzt eingestellt. Wegen der Vorschusslorbeeren erwarten sie einen ergrauten Herrn und sind dann gleich nochmals überrascht, als sie den neuen Arzt kennenlernen. Denn Dr. Max Bankman (Joshua Jackson) ist äusserst charmant und attraktiv.
Sehr rasch kriegen sie ihren ersten Fall: Burt Rubens (Tom McGowan) hat zu viele (sehr viele) Garnelen gefuttert und leidet jetzt an einer Jodvergiftung. Sie müssen ihm den Magen auspumpen.
Etwas weniger ärztliche Analyse benötigen sie beim nächsten Fall. Ein Mann hat sich auf seiner Hochzeitsreise sein bestes Stück gebrochen (medizinisch: Penisruptur). Kurzerhand empfiehlt ihm der Doc eine vier- bis sechswöchige Pause von allen sexuellen Aktivitäten. Harte Kunde bei der Hochzeitsreise. Doch da hat Avery auch schon sehr rasch einen guten Tipp: Beim nächsten Stopp soll das Paar doch eine ihr bekannte Tantratherapeutin aufsuchen.
Burt (der mit der Jodvergiftung) hat das nächste Schicksal erreicht: Seine Frau wollte doch nur hinter ihm die Rutschbahn hinunterfahren. Burt ist aber auch wirklich ein Pechvogel. Durch den Aufprall von seiner Frau hat sich sein Schlüsselbein verschoben und in die Luftröhre ein Loch gebohrt.
Wie war's?
Wer jetzt denkt, wir hätten die gesamte Handlung verraten, liegt falsch. Diese medizinischen Vorfälle der eher absurderen Art sind alle in die Anfangsviertelstunde der ersten Episode eingebettet. Mit den medizinischen Notfällen macht die Serie zum Glück nicht im gleichen Tempo weiter. Die Serie legt das Augenmerk klar auf das dreiköpfige Ärzteteam. Don Johnson ist bisher klar in der Nebenrolle, genauso sind es die Gäste, die voraussichtlich jede Woche, sprich in jeder Episode, wieder andere sind.
Auch ist Episode zwei schon betitelt mit «Singles-Woche». Und das zieht sich so weiter, ob Halloween, Wellness, die Woche der Schönheitsoperationen oder auch die «Gay-Week»: In jeder Folge gibt's ein neues Wochenthema. Bleibt zu hoffen, dass die Serie auch ein wenig Platz bietet für Charakterentwicklung beim Ärzteteam. Denn das Gockel-Getue von Tristan und Max und das Autoritätsproblem, das Tristan gleichzeitig mit Max hat, nervt schon sehr schnell gewaltig. Einig sind sie sich eigentlich nur darüber, dass nur verkorkste Menschen auf einem schwimmenden Zirkus arbeiten.
Die Serie ist eine Art Dr. House auf Speed. Denn liegen in Episode eins die Notfall-Ursachen auf der Hand (oder in der Luftröhre), muss in der zweiten Episode schon mehr Ursachenforschung betrieben werden. Auch das passiert aber in einem Wahnsinns-Tempo. Die Geschwindigkeit ist auch ein Pluspunkt der Serie. Es passiert viel, aber die Serie verzeiht auch, wenn man nicht jede Minute konzentriert verfolgt. Und ein paar wenige herzergreifende Szenen sind auch mit an Bord. Ach ja: Grossaufnahmen von medizinischen Eingriffen bleiben den Zusehenden meist erspart. Dafür ist es in der Serie ganz normal, dass Schiffscrew-Mitglieder die Passagiere auffordern, mit ihnen zu tanzen (oder auch mehr).
Die Gastauftritte dürften auch ein Merkmal dieser Serie sein: Unter anderem Shania Twain und Gina Gershon machen der Serie in Staffel 1 die Aufwartung.
Fazit der ersten zwei Episoden
Echte Urlaubsgefühle wie bei der deutschen Erfolgsserie Traumschiff stellen sich bei Doctor Odyssey bisher nicht ein, von einer Beach-Party mal abgesehen. Der Grossteil der Handlung spielt sich im Schiffsbauch ab, der allerdings sehr schick aussieht. Neben dem Tempo sind die Schauspielerinnen und Schauspieler ein weiteres Plus. Zwischen Phillippa Soo, Sean Teale und Joshua Jackson stimmt die Chemie. Die Serie ist schon sehr seicht, macht aber auch unheimlich viel Spass und eignet sich perfekt dafür, sich nebenher noch etwas berieseln zu lassen.
Doctor Odyssey ist am 28. November 2024 auf Disney+ mit zwei Episoden gestartet. Danach gibt es jede Woche eine neue Folge zu sehen.