«Super/Man: The Christopher Reeve Story»: Das Interview mit den Regisseuren Ian Bonhôte und Peter Ettedgui
In dem Dokfilm schauen Bonhôte und Ettedgui auf das bewegte Leben des Superman-Darstellers. Wir sprachen mit ihnen am ZFF über Komplimente von James Gunn und die Zusammenarbeit mit Reeves Familie.
Ihr habt jahrelang an diesem Film gearbeitet. Wurde eure Arbeit in irgendeiner Weise beeinflusst, als James Gunn im November 2022 die Leitung bei DC Studios übernahm?
Peter Ettedgui: Nicht wirklich. Vielleicht ein bisschen am Anfang, aber wir wollten einen unabhängigen Dokumentarfilm machen, der nicht so sehr mit DC verbunden war. Um die Original-Soundtracks verwenden zu können, mussten wir sie allerdings lizenzieren, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten.
Ian Bonhôte: Das ist eine gute Frage. Wir haben uns selbst gefragt, ob wir ein Problem für das DC-Universum sein könnten, weil wir rückwärts und nicht vorwärts schauen.
Und wie war die Zusammenarbeit mit dem grossen Studio Warner Bros.?
Ian Bonhôte: Ich kann sagen, dass alle bei Warner sehr filmemacherfreundlich sind. Und ich wurde nicht einmal dafür bezahlt, das zu sagen. (lacht)
Peter Ettedgui: Als wir den Film James Gunn zeigten, sagte er uns: «Leute, das ist kein Dokumentation, das ist ein Film.» Das war sehr berührend.
Wenn ihr eine Superhelden-Fähigkeit für euch selbst aussuchen könntet: Für welche würdet ihr euch entscheiden?
Ian Bonhôte: Bei mir wäre es die Fähigkeit zu fliegen. Stell dir vor, alle Städte und Länder von oben zu sehen - aus einer anderen Perspektive.
Peter Ettedgui: Auf jeden Fall Fliegen. Christopher Reeve liebte es auch. Er hatte auch einen Flugschein. Es gibt nichts Schöneres als Fliegen.
Jede und jeder im Saal brauchte bei Super/Man: The Christopher Reeve Story am Ende Taschentücher. Bei welchem Film braucht ihr selbst welche?
Ian Bonhôte: Bei mir ganz klar Au revoir les enfants von Louis Malle. Nach dem frühen Tod meines Vaters hat mich meine Mutter damals in den Film mitgenommen. Alle Zuschauerinnen und Zuschauer waren nach dem Film emotional zusammengeschweisst.
Peter Ettedgui: Ich stimme dir zu. Das ist einer meiner Lieblingsfilme. Louis Malle machte diesen Film so nahbar und so emotional. Den könnte ich immer wieder anschauen.
Ihr habt mit McQueen und Rising Phoenix bereits weitere erfolgreiche Filme gedreht. Konntet ihr Erfahrungen daraus in den neuen Film einfliessen lassen?
Ian Bonhôte: Hundert Prozent. Visuell, klanglich aber auch die erzählerischen Elemente. Wir haben in diesem Zusammenhang kürzlich eines der grössten Komplimente erhalten. Uns wurde gesagt, dass man unsere Handschrift erkenne. Peter und ich machen die Filme bewusst ähnlich, damit man unsere Werke wiedererkennt.
Wie haben die Angehörigen von Christopher Reeve reagiert, als sie den Film gesehen haben?
Ian Bonhôte: Am 10. Oktober 2024 ist es genau 20 Jahre her, dass ihr Vater und Ehemann verstarb. Sie haben sich viel Zeit gelassen, um zu jemandem «Ja» zu sagen. Sie leben ihr Leben, aber nicht als «Kinder von Superman». Sie haben selbst ein erfülltes Leben mit tollen Aufgaben und eigenen Kindern. Als wir dann aber gefragt haben, ob wir diesen Film machen dürfen, waren sie bereit.
Peter Ettedgui: Alle seine Kinder waren bereit, aber Matthew hat es wohl am meisten mitgenommen. Er hat nicht erwartet, wie emotional es wirklich werden würde.
Peter, du bist aus Grossbritannien. Ian, du kommst aus Genf. Superman ist ein amerikanisches Idol. Denkt ihr, dass es euch geholfen hat, als «aussenstehende Personen» diesen Film anzugehen?
Ian Bonhôte: Für uns spielt es keine Rolle, wie nahe wir der porträtierten Person sind. Uns war es wichtig, dass sich alle Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Figur «Christopher Reeve» identifizieren können. Wir sind keine Amerikaner, keine Schauspieler und auch ohne Handicap. Was Peter und ich übermitteln wollen, sind Emotionen. Emotionen und Geschichten betreffen uns alle.
Super/Man: The Christopher Reeve Story startet am 10. Oktober 2024 in den Deutschschweizer Kinos.