Oscar-Rennen 2025: So spannend wie schon lange nicht mehr

Die Spreu trennt sich langsam vom Weizen. Nach den Filmfestivals von Venedig, Telluride und Toronto haben wir nun einen etwas klareren Blick auf die Oscar-Anwärter 2025. Wir stellen sie euch vor.

Mark Eydelshteyn und Mikey Madison in «Anora», Adrien Brody und Felicity Jones in «The Brutalist» und Zoe Saldana und Karla Sofía Gascón in «Emilia Pérez» © Universal Pictures International Switzerland, Universal Pictures International Switzerland, PAGE 114 - WHY NOT PRODUCTIONS - PATHÉ FILMS - FRANCE 2 CINÉMA - SAINT LAURENT PRODUCTIONS

Ja, die Academy Awards werden zwar erst wieder in der Nacht vom 2. auf 3. März 2025 verliehen, doch lohnt es sich nach den Filmfestivals von Venedig, Telluride und Toronto jeweils, auf das Oscar-Rennen zu schauen. Jedes Jahr werden an diesen Festivals viele Oscar-Anwärter lanciert, so dass man Mitte September weiss, welche Filme gute Chancen haben.

Speziell an der diesjährigen Oscar-Saison ist die Tatsache, dass sich bisher noch kein grosser Favorit herauskristallisiert hat. 2023 war die Sache dank Christopher Nolans Oppenheimer schnell mal klar. Wir listen nun die Filme auf, die unserer Meinung nach momentan die besten Chancen auf einen Triumph in der Kategorie «Bester Film» haben.

1. Anora

In der umwerfend-komischen Komödie kriegt eine Stripperin nach der Heirat mit einem Oligarchensohn ganz viel Ärger. Die Goldene Palme von Cannes sowie der dritte Platz am Toronto-Filmfestival verschaffen dem Film von Sean Baker momentan die Pole-Position. Der letzte Film, der in Cannes und Toronto so erfolgreich war, war der Oscar-Abräumer Parasite. Schweizer Premiere ist in zwei Wochen am Zurich Film Festival. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 31. Oktober 2024

Englisch mit deutschen Untertitel, 1:46 © Universal Pictures

2. The Brutalist

In dem 215-minütigen Drama, das dem Publikum in der Mitte eine 15 Minuten lange Pause gönnt, geht es um einen in Ungarn geborenen Architekten (Adrien Brody), der nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA flüchtet und sich dort ein neues Leben aufbauen will. In Venedig gab es für Brady Corbet den Preis für die beste Regie. Wir nannten den Film ein einzigartiges Meisterwerk, das es in dieser Art selten zu sehen gibt. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 23. Januar 2025

«The Brutalist»
«The Brutalist» © Universal Pictures International Switzerland. All Rights Reserved.

3. Emilia Perez

Im völlig wilden Genre-Mix von Jacques Audiard will ein mexikanischer Drogenboss zur Frau werden. Oh, haben wir schon erwähnt, dass der Film auch ein Musical ist? In Cannes wurden alle vier Hauptdarstellerinnen (Karla Sofía Gascón, Zoe Saldana, Selena Gomez, Adriana Paz) ausgezeichnet, und in Toronto reichte es zum zweiten Platz. In den USA besitzt Netflix die Rechte an dem Film und wird höchstwahrscheinlich ganz viel Geld in die Oscar-Kampagne buttern. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 21. November 2024

Selena Gomez «Emilia Perez»
Selena Gomez «Emilia Perez» © PAGE 114 - WHY NOT PRODUCTIONS - PATHÉ FILMS - FRANCE 2 CINÉMA - SAINT LAURENT PRODUCTIONS

4. Conclave

In der Bestsellerverfilmung deckt ein von Ralph Fiennes gespielter Kardinal eine Verschwörung innerhalb der Mauern des Vatikans auf. Wie sich die Kardinäle gegenseitig bekämpfen, das hat dank eines guten Erzählrhythmus, einiger Überraschungen, gelungener Dialoge und einer starken Performance von Ralph Fiennes einen hohen Unterhaltungswert. Ein Film, der vor allem die älteren Mitglieder der Academy voll abholen wird. Er läuft als nächstes am Zurich Film Festival. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 28. November 2024

Englisch mit deutschen Untertitel, 2:26 © Ascot Elite

5. September 5

Unser Mann im Oscar-Rennen! Der Basler Tim Fehlbaum inszenierte ein packendes Thriller-Drama über das ABC-Fernsehteam, das von der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 berichtet. Laut dem Hollywood Reporter ist das momentan DER grosse Favorit auf den Haupt-Oscar. Das mächtige Studio Paramount hat vor kurzem die US-Rechte gekauft und wird einiges in die Kampagne stecken. Nächster Stopp für Tim Fehlbaum: das Zurich Film Festival. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 9. Januar 2025

«September 5»
«September 5» © Praesens Film

6. Dune: Part Two

Nachdem der erste Teil schon zehn Oscar-Nominationen erhielt - und am Ende sechs Goldmännchen gewinnen konnte -, dürfte auch die gefeierte Fortsetzung bei den Academy Awards gross mitmischen. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 29. Februar 2024

«Dune: Part Two»
«Dune: Part Two» © 2023 Warner Bros. Entertainment GmbH

7. The Seed of Sacred Fig

Es ist keine Seltenheit mehr, dass ein nicht-englischsprachiger Film bei «Best Picture» nominiert wird. Wir glauben, dass in dieser Oscar-Saison der nervenaufreibende Thriller des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof die besten Chancen hat. Darin geht es um die Familie eines Untersuchungsrichters in Teheran, dessen Dienstwaffe in den eigenen vier Wänden verschwindet. Da iranische Behörden mehrfach versucht haben sollen, die Premiere des Films im Ausland zu verhindern, wurde der Film nicht vom Iran, sondern von Deutschland als bester internationaler Film eingereicht. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 14. November 2024

«The Seed of Sacred Fig»
«The Seed of Sacred Fig» © trigon-film

8. The Substance

Horrorfilme bei den Oscars sind eine Seltenheit. Dank dem Comeback von Demi Moore und der Geschichte über Selbsthass und den Schönheitswahnsinn in der Traumindustrie glauben wir aber, dass sich der Film durchsetzen wird. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 19. September 2024

Englisch mit deutschen Untertitel, 2:28 © Filmcoopi

9. A Real Pain

In der Tragikomödie spielen Jesse Eisenberg und Kieran Culkin zwei ungleiche Cousins, die nach Polen reisen, um mehr über das Leben ihrer kürzlich verstorbenen Grossmutter zu erfahren. Der Film wurde von Eisenberg geschrieben sowie inszeniert und begeisterte am Sundance. Auch dieser Film läuft am ZFF.

Deutschschweizer Kinostart: 16. Januar 2025.

Englisch, 1:03 © Searchlight Pictures. All Rights Reserved.

10. The Room Next Door

Der Gewinner des Venedig-Filmfestivals hat oft gute Chancen im Oscar-Rennen - Joker, Nomadland und Poor Things können dies bestätigen. Pedro Almodóvars Drama dreht sich um eine Autorin (Julianne Moore), die ihre krebskranke Freundin (Tilda Swinton) begleitet, die sich das Leben nehmen möchte. Es läuft als nächstes am Zurich Film Festival. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: 12. Dezember 2024

«The Room Next Door»
«The Room Next Door» © El Deseo, photo by Iglesias Más

11. The Life of Chuck

Auch der Gewinner des Publikumspreises am Toronto-Filmfestival kann sich jeweils gute Chancen ausrechnen - immerhin war seit 2012 (!) noch jeder TIFF-Gewinner für «Best Picture» nominiert. Ob diese Serie nun reissen wird? Die Tragikomödie mit drei Geschichten, die sich alle irgendwie um einen von Tom Hiddleston gespielten Buchhalter drehen, ist wahrscheinlich etwas zu kitschig für die Academy. Zudem fehlt dem Film von Mike Flanagan noch ein US-Verleiher, der einen für die Oscars benötigen Kinostart in diesem Jahr organisieren könnte. Zu unserer Kritik

Deutschschweizer Kinostart: noch offen

«The Life of Chuck»
«The Life of Chuck» © Courtesy of TIFF

Was erwartet uns noch?

Noch in den Startlöchern befinden sich das bald am ZFF gezeigte Kriegsdrama Blitz von Steve McQueen (12 Years a Slave), Nosferatu von Robert Eggers (The Lighthouse), Gladiator II von Ridley Scott und das Bob-Dylan-Biopic A Complete Unknown von James Mangold (Le Mans '66).

«Gladiator II»
«Gladiator II» © Paramount Pictures

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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