Justitias Schwerthieb der Gerechtigkeit: So ist die Miniserie «Deutsches Haus»

In Frankfurt stehen Holocaust-Verantwortliche vor einem der grössten gerichtlichen Prozesse Deutschlands. Und mittendrin eine mutige Dolmetscherin, welche die Wahrheit ans Licht bringen will.

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Um was geht's?

Frankfurt, 1963: Die junge Eva Bruhns (Katharina Stark) wartet ungeduldig auf ihren versprochenen Verlobten Jürgen (Thomas Prenn) und die Möglichkeit, ihn näher kennenzulernen. Auch Evas Eltern Edith (Anke Engelke) und Ludwig (Hans-Jochen Wagner) brennen darauf, ihren Schwiegersohn in Spe endlich in die Arme schliessen zu können. Doch kurz nach dessen Ankunft wird Eva abrupt aus ihrem Liebesleben gezerrt. Da sie die einzig verbliebene Deutsch-Polnische Dolmetscherin ist, wird sie ins Frankfurter Gericht zitiert, um bei einem Prozess für die polnischen Ankläger zu übersetzen.

Was sie nicht weiss: Die Angeklagten in diesem Prozess sind die Hauptverantwortlichen SS-Mitglieder des Konzentrationslagers Auschwitz. Und die Kläger, darunter auch Rahel Cohen (Iris Berben) fordern Gerechtigkeit. Je länger der Prozess dauert, desto mehr erfährt Eva von den Gräueltaten, welche die Nazis hinter den Mauern verübten. Sie will für Gerechtigkeit sorgen und merkt dabei nicht, wie sie selbst immer mehr ins Fadenkreuz der Gesellschaft gerät.

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Wie war's?

2018 veröffentlichte die Grimme-Preisträgerin Annette Hess das Buch «Deutsches Haus» und ist auch für die Drehbücher der gleichnamigen Mini-Serie verantwortlich. Gemeinsam mit den beiden Regisseurinnen Isabel Prahl und Randa Chahoud präsentiert sie in fünf Folgen eine packende und mutige Geschichte über eine junge Frau, die zum ersten Mal in Berührung mit den grausamen Morden in Auschwitz kommt. Mit einem geschickten Cliffhanger am Ende jeder Folge bleibt die Handlung spannend und je mehr das Serienschiff auf das Finale zusteuert, desto mysteriöser und verzwickter werden die Geschichten der einzelnen Charaktere.

Das Kostümdesign und die Liebe zum Detail passen ideal in jede Szene und wirken zu jeder Zeit glaubhaft. Dazu kommt, dass Katharina Stark als Eva die perfekte Besetzung ist. Evas charmant gespielte Unwissenheit über die Vorkommnisse in Auschwitz gepaart mit einem unglaublichen akzentfreien Polnisch tragen zu einem gelungenen Auftritt bei. Die Serie hält ein durchgehend hohes Niveau und selbst Nebendarsteller wie Max von der Groeben und Sabin Tambrea als wortgewandte Anwälte beider Seiten brillieren. Iris Berben, die Grande Dame der deutschen Kinokultur, hat zwar eine kleine Rolle, überzeugt mit dieser aber in gewohnt sicherer Manier. Einziger kleiner Makel: Am Ende bleibt die eine oder andere Frage offen und man wünscht sich noch eine Folge mehr, in welcher auch der letzte Rest komplett aufgeklärt wird. Deutsches Haus ist dennoch ein historisch wertvolles Stück Zeitgeschichte und absolut sehenswert.

Deutsches Haus gibt es jetzt auf Disney+.

Sandro Götz [goe]

Sandro bringt seit 2021 für OutNow seine Worte auf den Bildschirm. Sein erster Kinofilm, «The Lion King», hat den Löwen in ihm geweckt. Seither liebt und lebt er alles, was mit dem Thema Film zu tun hat. Auch für Videospiele ist er stets zu begeistern und daddelt gerne auf Controllern rum.

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OutNow