«Ich wurde mit einem Wodka-Tonic empfangen» - Regisseurin Sabine Boss im Interview zu «Die Nachbarn von oben»

Wir sprachen mit der Filmemacherin («Der Goalie bin ig») über schräge Nachbarschaftserfahrungen, das Besondere bei «Die Nachbarn von oben» und darüber, was sie sich von der Lex Netflix erhofft.

Sabine Boss am Set von «Die Nachbarn von oben» © Ascot Elite

Filme, die in einer Wohnung spielen wie Carnage, Le prénom oder Das perfekte Geheimnis, sind sehr erfolgreich. Was macht den Reiz von solchen kammerspielartigen Komödien aus?
Sie setzen alle auf Dialogwitz, der immer sehr fein ausgearbeitet sein muss. Zudem weisen sie eine Sorgfalt bei der Dramaturgie und den Figuren auf. Denn sonst würdest du nicht 90 Minuten mit denen verbringen wollen. Aber es hilft natürlich auch, dass das Setting klar definiert ist und vertraut wirkt.

Was ist die schlimmste Nachbarschaftserfahrung, die du je hattest?
Ich habe mal in einer Frauen-WG gelebt und dabei oberhalb eines psychotischen Mannes gewohnt. Der hatte mehrere Hunde und hat jeweils Unmengen an Fleisch gekocht. Das Fleisch hat er dann in seiner Manie im Garten vergraben. Das war sehr unheimlich.

Hast du schon mal heimlich der Polizei angerufen wegen der Nachbarn?
Selber habe ich noch nie angerufen, aber ich war früher oft an Partys, wo dann die Polizei plötzlich vor der Türe stand. Letzte Ostern habe ich jedoch erlebt, wie in einer WG unterhalb meiner Wohnung die Bewohner am Mittag um 12 mit Techno-Musik angefangen haben. Als die Musik um 2 Uhr morgens immer noch laut war, bin ich runtergegangen - und wurde gleich mit einem Wodka-Tonic empfangen. (lacht.)

Hast du vom tollen Set ein Souvenir mit nach Hause genommen?
Ich habe einen Teppich erstanden, den wir nicht verwendet haben. Ich versuche eigentlich immer ein Andenken nach Hause zu nehmen.

Was war das Souvenir bei Der Goalie bin ig?
Das weiss ich nicht mehr. Aber von dem Preisgeld, das ich für den Film bekommen habe, habe ich mir einen Tisch gekauft. Meine Erinnerungsstücke sind meistens Möbel.

© Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Was war für dich das Besondere bei der Arbeit zu Die Nachbarn von oben?
Es war einfach ein Fest, mit diesem Cast zusammenzuarbeiten. Es war ein Geben und Nehmen von Ideen und Einfällen, und ich habe mich bei der Arbeit sehr wohl gefühlt. Ich habe es auch sehr geschätzt, dass uns die Produktionsfirma Elite Film das Vertrauen geschenkt hat, uns in vielen Dingen von der spanischen Vorlage zu entfernen und «unseren» Film zu machen. Dazu haben viele Menschen beigetragen, denen ich viel zu verdanken habe: Drehbuch, Szenenbild, Kamera, Licht, Musik, Maske, Kostüme, Sounddesign, Produktion - es sind so viele Aspekte, die in einem Film zusammenkommen. Die Arbeit mit dem Kreativteam war grossartig.

Was erhoffst du dir von der «Lex Netflix», die Anfang 2024 in Kraft tritt?
Es wird damit sicher einen Produktionsboom geben. Dies sieht man nun auch in Deutschland, wo ich gerade eine Serie für Amazon vorbereite. Das audiovisuelle Erzählen ist eine absolute Zukunftsbranche, und das wird in den kommenden Jahren in der Schweiz zu einer vermehrten Professionalisierung und einer grossen Nachfrage bei allen Filmberufen führen - vor allem hinter der Kamera.

Die Nachbarn von oben startet am 2. Februar 2023 in den Deutschschweizer Kinos. In den Tagen zuvor gibt es aber schon ganz viele Vorpremieren.

Über den Film: Die Ehe von Thomas und Anna scheint nach 15 Jahren an ihrem Ende angekommen. Das Gegenteil davon sind ihre Nachbarn, deren Liebesspiele sogar in der Wohnung von Thomas und Anna vernommen werden. Als Anna die Nachbarn zum Apéro einlädt, geht es sehr schnell drunter und drüber.

© Ascot Elite

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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