«Nur noch eine Landessprache in der Schweiz?» OutNow am Set der Komödie «Bon Schuur Ticino» mit Beat Schlatter

An verschiedenen Orten in der Schweiz entsteht gerade die neuste Kinokomödie von Regisseur Peter Luisi («Der Sandmann», «Flitzer»). Wir haben die Produktion an einem Drehtag in Winterthur besucht.

Beat Schlatter am Set von «Bon Schuur Ticino» © Fabienne Schuler, Radio Top

Es soll ja Leute geben, die behaupten, dass sie am liebsten mit Champagner duschen oder gleich darin baden möchten. Ob Beat Schlatter zu diesen Menschen gehört, wissen wir nicht. Falls es so wäre, hätte er es sich anders vorgestellt als das, von dem wir bei den Dreharbeiten zur Schweizer Komödie Bon Schuur Ticino Zeuge werden. Für mehrere Takes einer Apéro-Szene wird der mit falschen Zähnen und einer Perücke verkleidete Zürcher Schauspieler immer wieder von einer Kellnerin mit Champagner begossen. Doch nicht nur deswegen könnte der neuste Film von Peter Luisi durchaus eine spritzige Komödie werden.

NO BILINGUE!

In der von Luisi und Schlatter erdachten Geschichte geht es um eine Volksabstimmung mit dem Titel «NO BILINGUE». Dabei soll entschieden werden, welche Landessprache in Zukunft wir in der Schweiz nur noch sprechen werden. Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch? Das sind einfach zu viele. Wie Schlatter uns beim Set-Besuch im Winterthurer Rathaus erklärt, das für den Film zum Empfangsaal des Bundeshauses wird, denkt die Komödie ein solches Szenario mit allen komödiantischen Folgen durch. So spielt Schlatter in dem Film den Bundespolizisten Walter Egli, der dafür sorgen muss, dass beim Übergang in die Einsprachigkeit alles ordnungsgemäss vonstattengeht. Gemeinsam mit einem Partner aus der Romandie soll er eine aufkeimende Widerstandsgruppe aufdecken, die sich mit allen Mitteln gegen die Einsprachigkeit wehrt.

Schlatter spielt dabei nicht nur Walter Egli, sondern auch noch eine zweite Figur, die bei unserem Gespräch in Winterthur vor uns steht. Eine Rolle, für die Schlatter täglich zwei Stunden in der Maske sitzen und extra nochmals Französisch büffeln musste. Denn die Idee zu «NO BILINGUE» stammt von einem mächtigen Geschäftsmann aus der Westschweiz, den Schlatter in unserem Gespräch mit umtriebigen Unternehmern wie Roger Schawinski und Christopher Blocher vergleicht. Der offensichtliche Vergleich aus der realen Welt ist natürlich die Brexit-Abstimmung, die auch von Schlatter nicht unerwähnt bleibt.

© Fabienne Schuler, Radio Top

Wer hat's erfunden?

Inspiriert also von Grossbritannien? Wie Schlatter anmerkt, wird die (Ricola-)Frage «Wer hat's erfunden?» aber auch in diesem Fall mit «Die Schweizer» beantwortet. Als Schlatter und Luisi vor vier Jahren potenzielle Projekte mit anderen Filmschaffenden diskutierten, wurde des Öfteren angemerkt, dass die Deutschschweizer Filme in der Romandie jeweils nur schwer Publikum anlocken und umgekehrt. Wenn wir alle die gleiche Sprache sprechen würden, wäre alles viel einfacher. Bon Schuur Ticino war geboren.

Neben dem verkleideten Schlatter und ungeschickt agierendem Servicepersonal stehen im Rathaus von Winterthur auch einige Schauspielerinnen und Schauspieler in Anzügen sowie in Militäruniformen herum. Ein bisschen erinnert die Szenerie an Daniel Schmids Satire Beresina oder Die letzten Tage der Schweiz, die 1999 schon einige Klischees unseres kleinen Landes auf treffende Art hochgenommen hat. Als Vorbild will Luisi diesen Film nicht unbedingt bezeichnen, auch wenn ihn der Vergleich durchaus ehrt. «Beresina ist grossartig, aber würde ich Bon Schuur Ticino jetzt eher näher bei meinem Flitzer platzieren, da der Humor ähnlich sein wird.»

v.l.n.r.: Vincent Kucholl, Catherine Pagani, Peter Luisi (Regie), Beat Schlatter
v.l.n.r.: Vincent Kucholl, Catherine Pagani, Peter Luisi (Regie), Beat Schlatter © DCM

Innerhalb von 32 Drehtagen soll bei Bon Schuur Ticino alles abgedreht sein. Danach wird der Cast und ein grosser Teil der Crew den Champagner hoffentlich nicht nur auf Beat Schlatter ausleeren. Für Luisi beginnt dann die Arbeit in der Postproduktion. Eine Zeit, auf die er sich durchaus freut. Und vielleicht lässt er dann ja auch mal die Korken knallen. Spätestens auf jeden Fall dann im Herbst 2023, wenn der Film in die Kinos kommen soll.

Proscht, santé & salute!

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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