Liam Neeson als Doctor Strange? Unser Interview mit Regisseur Sam Raimi zu «Doctor Strange in the Multiverse of Madness»
Er drehte «Evil Dead», «Darkman» und «Spider-Man»! Wir sprachen mit der Regie-Legende über Cameos, darüber, was ihn zur Marvel-Rückkehr bewogen hat und was seine Reaktion auf «No Way Home» war.

Du hast ja 20 Jahre vor Doctor Strange in the Multiverse of Madness mit der Spider-Man-Trilogie schon einmal Marvel-Projekte umgesetzt. Was ist für dich der Hauptunterschied zwischen damals und heute?
Das ist sicherlich die Einstellung des Publikums gegenüber Superheldenfilmen. Als wir den ersten Spider-Man-Film drehten, gab es viele nicht so tolle Umsetzungen - ich rede übrigens nicht von X-Men und Blade, die waren toll. Es wurde vieles von Personen umgesetzt, die nicht wirklich viel von Comics verstanden. So waren die Fans enttäuscht und freuten sich damals nicht wirklich auf Spider-Man. In den letzten 20 Jahren gab es aber so viele tolle Marvel-Filme, dass es jetzt eine riesige Fan-Basis gibt, die mit viel Vorfreude auf den nächsten Film wartet. Das ist eine viel positivere Einstellung
Was hat dich zur Rückkehr bewegt?
Marvel hat mich gefragt. (lacht.) Die Produzenten sagten, dass sie ihren Regisseur verloren hätten (Anm.d.Red.: Scott Derrickson drehte den ersten Doctor-Strange-Film) und ob ich einen Job möchte. Ich hielt mich lange von Superheldenfilmen fern, da mein letzter, Spider-Man 3, nicht so gut angekommen war. Wie ein ängstlicher Hase bin ich dann zu etwas zurück, das mir sehr vertraut war: Horrorfilme. Filme wie Drag Me to Hell wurden ein Rückzugsort für mich, wo ich auch analysieren konnte, was für Fehler ich gemacht hatte und wie ich es besser machen könnte. Als Marvel mich dann anfragte, hatte ich das Gefühl, dass ich bereit war.

Wie wichtig war es für dich, wieder mit Komponist Danny Elfman zusammenzuarbeiten, der schon die Musik zu deiner Spider-Man-Triloge beisteuerte?
Das war von entscheidender Bedeutung. Marvel hatte zwar schon einen Komponisten, aber Danny ist wie ein Bruder für mich und ich muss jeweils einen Film durch seine Ohren und sein Herz erleben. Mit seiner Musik ist er die Seele eines Filmes und ich kann mir nicht vorstellen, einen Film ohne ihn zu machen.
In deinem Spider-Man 2 von 2004 fällt der Name «Doctor Strange», als J. Jonah Jameson nach einem Spitznamen für Doktor Otto Octavius sucht. Er sagt dann aber, dass er diesen Namen nicht verwenden könne, da es schon eine Person mit diesem Namen gebe. Da es also einen Doctor Strange in deinem Spider-Man-Universum gegeben hat, wen hättest du für die Rolle besetzt?
Woooow! (überlegt lange.) Wahrscheinlich Liam Neeson. Ein guter Freund von mir und grossartiger Schauspieler. Liam hätte das sicher gekonnt.
Du kannst natürlich nicht über irgendwelche Cameos von bekannten Comicfiguren sprechen, die in «Multiverse of Madness» auftreten werden. Mich würde aber wundernehmen, was der beste Weg ist, eine Person unbemerkt auf ein Set zu schleusen.
Es beginnt damit, dass die Verantwortlichen bei Marvel die Schauspielerin oder den Schauspieler auf die unauffälligste Art und Weise kontaktieren. Auch ganz wichtig ist, keine Namen - auch nicht von Figuren - auf Papier auszudrucken. Es wird mit vielen Codenamen gearbeitet; sogar das Filmprojekt hat seinen eigenen Codenamen. Das geht so weit, dass ich ans Set komme, auf den Drehplan schaue und fragen muss: «Moment, wer ist das?» (lacht.) Es schwirren dermassen viele Codenamen herum, die dann auch im Skript stehen, wenn eine Figur angesprochen wird oder sich selbst vorstellt. Es ist fast wie in einer Spionagegeschichte. Für die Presse wird dann auch mit Ablenkungsmanövern gearbeitet. Es ist eine riesige Operation.
Was ist dein Lieblings-Codename, den du während der Produktion gelesen hast?
Ich darf dir nicht mal das sagen. Die Produktion trug aber den Codenamen «Stellar Vortex». In den Codenamen für die Figuren gibt es eben Hinweise, wer sich genau dahinter verbirgt. Deshalb kann ich dir keinen sagen. Es ist aber auch heute noch immer so verwirrend - auch für mich. (lacht.)

Gratulation, dass du in unserem Interview bis jetzt noch nichts verraten hast. Was würde eigentlich passieren, wenn du aus Versehen etwas spoilern würdest?
(lacht). Eigentlich nur einen Zusammenschiss von Marvel. Die Verantwortlichen wollen halt wirklich, dass das Publikum überrascht wird. Die Fans sollen es so erleben, wie es bei Spider-Man: No Way Home der Fall war. Ich schaute mir den Film in einem Kino an und hörte, wie das Publikum nach Atem schnappte, weinte und «Oh mein Gott» rief. So soll es sein.
Hat Doctor-Strange-Star Benedict Cumberbatch während der Dreharbeiten zu «Multiverse of Madness» irgendwelche «No Way Home»-Spoilers ausgeplaudert?
Das hat er nicht gemacht, aber die Marvel-Leute haben mich sehr früh kontaktiert und mir verraten, was sie mit Spider-Man: No Way Home vorhatten. Ich sagte ihnen, dass es verrückt und fantastisch klinge und dass nichts diesbezüglich über meine Lippen kommen werde.
Du bist bekannt dafür, dass du immer ein Souvenir von deinen Filmen behältst. Was steht von «Multiverse of Madness» jetzt bei dir zuhause?
Ich habe einen Sling Ring bekommen, mit denen die Zauberer Portale öffnen können. Jetzt kann ich auch reisen, wohin ich will, wann immer ich will. (lacht.)
Doctor Strange in the Multiverse of Madness läuft jetzt in den Schweizer Kinos.