Will Smith schlägt bei den Oscars Chris Rock: Was genau passiert ist
Es war DER Aufreger bei der 94. Oscar-Verleihung. Wegen eines blöden Witzes hat Comedian Chris Rock vom späteren Oscarpreisträger eine Ohrfeige kassiert. Wir beleuchten die ganze Geschichte.

Man war ja als Schweizer Oscar-Glotzerin oder -Glotzer um 4:30 mal wieder kurz vorm Einnicken, dann war man plötzlich doch auf einmal hellwach. Da steigt Will Smith einfach auf die Bühne, um Comedian Chris Rock eine zu verpassen. Was war genau passiert?
Aus allen Rohren
Es begann damit, dass Chris Rock den Oscar für den besten Dokumentarfilm präsentieren sollte. Der Comedian ist bekannt dafür, dass er jeweils auch etwas deftigere Sprüche vom Stapel lässt. Dies konnte er 2005 und 2016 sogar als Moderator der Oscarverleihung unter Beweis stellen. Sein Auftritt bei der Verleihung 2022 war da natürlich von kürzerer Dauer, doch liess es sich Rock nicht nehmen, aus allen Rohren zu feuern. Bei einem Seitenhieb auf Denzel Washington vermischte der Comedian The Tragedy of MacBeth mit Training Day, während er Javier Bardem die Daumen drückte, dass er heute ja keinen Oscar gewinnen solle. Denn sonst gebe es wohl Ärger mit Bardems ebenfalls für den Oscar nominierten Ehefrau Penélope Cruz, die wahrscheinlich leer ausgehen werde - Jessica Chastain schnappte dann wenig später tatsächlich Cruz den Oscar weg.
Die Hintergrund-Geschichte
Und so kam Rock schliesslich auch auf Will Smith zu sprechen, der für seine Hauptrolle in King Richard später seine Konkurrenten Denzel Washington und Javier Bardem ausstechen sollte. Rock nahm jedoch nicht etwa Will Smith ins Visier, sondern Ehefrau Jada Pinkett Smith. Wie die Schauspielerin im letzten Jahr auf ihrem Instagram-Account bekanntgegeben hat, leidet sie seit längerem an krankheitsbedingtem Haarausfall - der Fachbegriff ist «Alopecia areata». Sie wollte dies nicht mehr verstecken und hat sich deshalb den Kopf rasiert. In Hollywood, wo ja es von Schönheitsidealen nur so wimmelt, ein äusserst mutiger Schritt, der viel Kraft gebraucht hat und für den Jada Pinkett Smith dann auch viel Unterstützung und Zuspruch erhielt.
Wegen dieser nicht einfachen Situation musste sich Jada Pinkett Smith einen Witz von Chris Rock über sich ergehen lassen. Rock sagte, dass er sich schon auf die Fortsetzung zu G.I. Jane freue. In dem Ridley-Scott-Film von 1997 spielte Demi Moore den weiblichen US-Navy-Lieutenant Jordan O'Neil. Diese will beweisen, dass sie das krasse Ausbildungsprogramm der US-Navy-Seals als erste Frau erfolgreich durchstehen kann. In einer Szene rasiert sich O'Neil dabei selber alle Kopfhaare ab.
Will Smith startet durch
Dieser Witz auf Kosten von Jada Pinkett Smith, die für ihren Haarausfall nichts kann, war zu viel für Ehegatte Will Smith. Obwohl er zuerst noch gute Miene zum bösen Spiel machte, bemerkte der Schauspieler dann recht schnell, dass seine Frau gekränkt war. So stürmte Will Smith auf die Bühne, gab Rock eine Ohrfeige und nahm danach wieder auf seinem Sitz Platz. Als viele noch vermuteten, dass dies vielleicht eine reine Showeinlage war, schrie Will Smith zwei Mal in Richtung der Bühne, dass Rock ja nicht mehr den Namen seiner Frau in den verdammten Mund nehmen soll. O-Ton: «Keep my wife's name out of your fucking mouth.»
Im Saal, wo zuerst noch vereinzelt ab der Ohrfeige gelacht wurde, war es dann plötzlich mucksmäuschenstill. Rock liess sich dann noch zu dem Satz «Greatest night in the history of television» hinreissen und ging zur Verleihung des Dokumentarfilm-Oscars über, den Summer of Love bekam. Während der folgenden Werbeunterbrechung redeten Denzel Washington sowie Smiths persönliche PR-Beraterin auf den King Richard-Darsteller ein. Denn alle im Saal wussten, dass Smith mit höchster Wahrscheinlichkeit eine halbe Stunde später den Oscar als bester Hauptdarsteller entgegennehmen wird und dabei eine Dankesrede halten muss.
Die Stimmung nach diesem Vorfall war dann natürlich im Keller, und obwohl Sean Combs und das Godfather-Trio Francis Ford Coppola, Al Pacino und Robert De Niro in ihren Auftritten um Versöhnung bemüht waren, schien dies irgendwie niemanden zu interessieren.
Smith geht erneut auf die Bühne
Nach fünf Uhr morgens kam der Moment, als Smith vom Pulp Fiction-Trio Uma Thurman, Samuel L. Jackson und John Travolta als Oscargewinner ausgerufen wurde. In einer ewig dauernden Dankesrede wirkte Smith immer noch sichtlich aufgelöst und sprach immer wieder aus, dass er ein Beschützer sei. Er verteidigte seine Aktion aber auch.
«Ich weiss, um das zu tun, was wir tun, muss man Beleidigungen ertragen können. Du musst in der Lage sein, dass die Leute verrückt über dich reden. In diesem Geschäft muss man in der Lage sein, dass die Leute einen nicht respektieren, und man muss lächeln und so tun, als wäre das in Ordnung», so Smith.
«Denzel sagte vor ein paar Minuten zu mir: 'Sei in deinem höchsten Moment vorsichtig, denn dann kommt der Teufel zu dir.' Ich möchte ein Gefäss für Liebe sein. Ich möchte mich bei Venus und Serena und der gesamten Williams-Familie dafür bedanken, dass sie mir ihre Geschichte anvertraut haben. Das ist es, was ich tun möchte. Ich möchte ein Botschafter für diese Art von Liebe, Fürsorge und Sorge sein. Ich möchte mich bei der Academy entschuldigen, ich möchte mich bei allen meinen Mitnominierten entschuldigen.»
Smith schloss seine Rede mit: «Ich hoffe, dass die Academy mich wieder einlädt. Ich danke Ihnen.» Chris Rock erwähnte er während der ganzen Rede nicht. Wie Variety nach der Show erfahren hat, wird Chris Rock keine Strafanzeige gegen Will Smith erheben.
Grenzen
Bei diesem Vorfall haben zwei Männer je eine Grenze überschritten. Chris Rock mit seinem Spruch über eine Situation, für die Jada Pinkett Smith nichts kann, und Will Smith mit dem Schlag ins Gesicht. Falsch gehandelt haben beide Männer. Gewalt ist nie eine Lösung - egal ob verbale oder physische. Bleibt zu hoffen, dass sich die beiden Herren irgendwann versöhnen und ernstgemeinte Entschuldigungen aussprechen können. In die Oscar-Geschichte wird dieser unschöne Vorfall aber so oder so eingehen.