Oscars 2022: Wird es einen Überraschungssieger geben?

In der kommenden Sonntagnacht wird bekannt, wer sich alles über ein paar Goldmännchen freuen darf. Zur Überraschung vieler hat sich in der Hauptkategorie ein neuer Favorit herauskristallisiert.

«Coda» © Apple TV+

Es gibt Oscar-Kategorien, bei denen sind die Gewinnerinnen und Gewinner zu 99 Prozent schon klar. Ariana DeBose wird die Statue für ihre Nebenrolle in West Side Story entgegennehmen und Will Smith kann dank seinem Auftritt als King Richard auch schon mal seine Rede proben. Doch es gibt andere Kategorien, in denen der Ausgang immer noch äusserst ungewiss ist - darunter auch in der Königskategorie «Bester Film».

Wir haben das Oscar-Rennen während der letzten Monate wieder genau verfolgt. Lange Zeit dachten auch wir, dass es auf ein Rennen zwischen Jane Campions The Power of the Dog und Kenneth Branaghs Belfast hinauslaufen wird. In den letzten Tagen haben nun jedoch die Produzent*innen-Vereinigung, die Schauspieler*innen-Vereinigung und die Drehbuchautor*innen-Vereinigung ihre eigenen Award-Shows abgehalten. Da viele Personen in diesen Verbänden auch bei den Oscars mitbestimmen dürfen, sind die drei Verleihungen auch immer ein guter Indikator, wer bei den Oscars die Nase vorne haben wird. In diesem Jahr scheint dies Coda zu sein.

«Belfast»
«Belfast» © Universal Pictures International Switzerland. All Rights Reserved.

So hat die Tragikomödie bei allen Verleihungen den Hauptpreis abgeräumt. Bei dem Film von Sian Heder, der im Januar 2021 für 25 Millionen Dollar von Apple gekauft wurde, handelt es sich um das US-Remake des französischen Streifens La famille Bélier. Wie wir in unserer Kritik vom Sundance 2021 schrieben, ist dieses Remake sogar besser als das Original - und laut den Abstimmenden in den oben erwähnten Verbänden auch besser als die ebenfalls nominierte Konkurrenz.

Kann es also sein, dass Coda den Netflix-Film The Power of the Dog auf der Ziellinie noch abfängt? Der Western mit Benedict Cumberbatch hat zwar in den letzten Wochen ebenfalls viele Preise sammeln können (darunter den britischen Oscar BAFTA), doch soll es weiterhin viele Academy-Members geben, die nur ungern einem Netflix-Film den Hauptpreis verleihen würden.

«The Power of the Dog»
«The Power of the Dog» © Netflix

Das könnte der Vorteil für Coda sein, der zwar mit Apple TV+ auch exklusiv auf einem Streamingdienst läuft. Aber Apple ist im Gegensatz zu Netflix in den letzten Jahren nicht regelmässig mit Kinoketten aneinandergeraten. Vielleicht wird ja so Belfast zum lachenenden Dritten. Oder King Richard. Oder Licorice Pizza.

Denn bei der Wahl zum besten Film müssen die Academy-Members die Filme in eine Reihenfolge bringen. So könnte dann also ein Film, der bei vielen in der privaten Bestenliste auf dem dritten Platz landet, mit dem Hauptpreis ausgezeichnet werden. Filme, die im Gegensatz dazu in die Kategorie «Love it or hate it» fallen, haben es bei diesem System natürlich schwer - und die «Netflix-Täubelis» werden The Power of the Dog wahrscheinlich auf die letzten Plätze setzen.

Das Oscar-Rennen scheint also bis zur letzten Sekunde spannend zu bleiben.

Die Gewinner bei den einzelnen Verleihungen seit 2017

2017

2018

2019

2020

2021

2022

  • Screen Actors Guild Awards: Coda
  • Writers Guild of America Awards (original und adaptiert): Don't Look Up & Coda
  • Producers Guild of America: Coda
  • Oscars: noch offen

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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