«Euphoria» - Season 2: So ist Folge 2
Nach einem enttäuschenden Staffelstart findet die Serie aus dem Hause HBO mit der zweiten Episode zu alter Stärke zurück. Dabei erinnert sie uns, wie tief einige Figuren in der Sch… stecken.

Als Fan musste man sich nach der ersten Folge ernsthafte Sorgen um die Weiterführung der gefeierten Serie Euphoria machen. Denn die Geschehnisse an einer Silvesterparty in der ersten Episode der zweiten Staffel erinnerten mehr an American Pie als an etwas anderes. Wohin sind die Gefühle und das ernste Drama gegangen? Aber wie sich dies für eine feucht-fröhliche Party gehört, müssen sich die Figuren nun am Folgetag (sprich in der zweiten Episode) den Konsequenzen ihres Tuns stellen. So gesehen war die schwache erste Episode fast schon ein notwendiges Übel.
Die grösste Stärke von «Out of Touch» - so der offizielle Titel der Episode - ist, dass sie zeigt, wie zerbrechlich die gegen aussen hin so stark wirkenden Figuren und ihre Beziehungen zueinander sind. Am offensichtlichsten ist das natürlich beim Paar Rue (Zendaya) und Jules (Hunter Schafer), bei dem die kleinsten Dinge wieder zu einer Krise führen. Da wir diese beiden Figuren nun schon mehr als zehn Episoden begleiten und ihre Storys kennen, kann dies nicht wie in schlechten Rom-Coms mit «Die übertreibt doch!» abgetan werden. Stattdessen hoffen wir, dass sie eben nicht gewisse Dinge aussprechen und voneinander denken, und daraus voreilige Schlüsse ziehen.
Doch Euphoria ist nicht nur Rue und Jules. Showrunner Sam Levinson findet hier wieder zu einer guten Balance zwischen den unterschiedlichen Charakteren und Handlungssträngen. Highlights sind die sich anbahnende Beziehung zwischen Sydney Sweeneys Cassie und Jacob Elordis Nate sowie eine von Selbstzweifeln fast zerfressende Kat (Barbie Ferreira). In der wohl besten Szene der Episode wird Kat von imaginären Influencerinnen bedrängt, dass sie doch die Beste sei, wobei dies eher das Gegenteil bewirkt. Ist dies Levinsons Kritik an der Fake-Influencer-Gesellschaft, die ihre oberflächlichen Ratschläge uns als Nonplusultra verkaufen?
Auch mit der Hilfe einer Videoclip-artigen Inszenierung und eines fast schon gewohnt coolen Soundtracks reitet Levinson ganz smooth zwischen den Handlungssträngen hin und her, wobei er in einer Tankstellenszene sogar Hochspannung aufzubauen vermag. Geschickt erinnert er uns auch daran, dass da noch eine unheilvolle CD im Euphoria-Universum herumschwirrt und unberechenbare Figuren wie Nates Vater Cal und Dealer Fezco sicher noch für viel Drama sorgen werden. Die Figuren sind nun alle wieder ideal platziert. Möge der Wahnsinn beginnen.
Euphoria gibt es auf Englisch mit englischen Untertiteln im Entertainment-Pass von Sky Show, der pro Monat 14.90 Franken kostet. Die Episode gibt es aber auch während der kommenden 13 Tage gratis zum Streamen in der Mediathek des Westschweizer Senders RTS un. Als Sprachfassungen stehen Englisch und Französisch zur Verfügung.