«Stimmt gar nöd!» Die über- und unterbewertetsten Filme von 2021
Es wird kontrovers! Auch 2021 gingen die Meinungen innerhalb der OutNow-Redaktion immer wieder auseinander. Kino-Fans, die «Spidey» und «Dune» schwach fanden, finden in diesem Artikel Gleichgesinnte.

Marco Albini
Überbewertet: The French Dispatch
Mit The French Dispatch führt Ausnahmeregisseur Wes Anderson seinen Weg in die nichtssagende Selbstparodie, welche er mit The Grand Budapest Hotel begonnen hat, fort und wenn er riskiert somit seinen Status als relevanter Geschichtenerzähler. Die Storys führen alle ins Nichts, und was bleibt, ist die visuelle Überkonstruiertheit, an der man sich nach ein paar Minutem auch sattgesehen hat.
Hier zu sehen: im Kino
Unterbewertet: Reminiscence
Trotz Hugh Jackmans Starpower ist dieser Film ziemlich schnell wieder aus unseren Kinos verschwunden. Dabei zeigt er eine gar nicht mal so unwahrscheinliche Dystopie und erzählt darin einen spannenden Krimi in stylischen Bildern. Rebecca Fergusson brilliert als verführerische Femme fatale, während der abgebrühte Privatdetektiv perfekt zu Jackman passt. Die wendungsreiche Handlung mit ganz viel B-Movie-Charme fesselt über die ganze Länge und sorgt für Hochspannung. Einer der stimmungsvollsten Filme des Jahres, den man unbedingt nacholen sollte!
Hier zu sehen: als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich

Simon Eberhard
Überbewertet: Spider Man: No Way Home
Nein, ich bin kein Marvel-Hasser. Die ersten beiden Spidey-Filme mit Tom Holland fand ich sogar richtig gut. Doch No Way Home vereint alles, was mich am MCU ärgert: uninspiriertes Storytelling, Überlänge, exzessiven Fanservice mit Referenzen, die man nur versteht, wenn man die anderen 523 Marvel-Filme im Kopf hat, wirren Doctor-Strange-Hokuspokus und lahme Jokes. Sorry guys: Hard pass for me!
Hier zu sehen: im Kino
Unterbewertet: Wonder Woman 1984
Die Superheldinnen-Fortsetzung hatte einen denkbar schlechten Start und wurde mit einer seltsamen Streaming-Verscherbel-Strategie ein regelrechtes Corona-Opfer. Dennoch mochte ich Teil 2 besser als Teil 1. Weil er sich selbst nicht so bierernst nimmt. Weil er unterhaltsam und dermasssen cartoony ist, dass man darüber schmunzeln kann. Und weil Kristen Wiig einfach eine coole Socke ist. DC-Marvel 1:0.
Hier zu sehen: als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich

Sandro Götz
Überbewertet: Don't Look Up
Ja, da fragt man sich, ob bei dieser Aufforderung der quälende Blick zur Leinwand gemeint ist. Nicht, dass der Film von Adam McKay komplett sinnfrei wäre, drückt die Geschichte doch tief in die Wunden der Probleme der Gesellschaft. Egal ob Corona, die Klimaerwärmung oder die Beeinflussung der sozialen Medien, alles wird mit ziemlich düsterem Humor aufgezeigt. 145 Minuten Filmzeit sind nicht zwingend klimaneutral.
Hier zu sehen: im Kino und ab dem 24. Dezember auf Netflix
Unterbewertet: Titane
Was für ein Paukenschlag in der Filmgeschichte. Wenn bei einem Film die Hälfte der Zuschauer fluchtartig das Kino verlassen und die andere Hälfte stehend applaudiert, weckt dies die Neugier deutlich. Regisseurin Julia Ducournau hat 2016 bereits mit ihrem Spielfilmdebut Raw gezeigt, dass sie schockieren kann. In Titane, ihrem neu erschienenen Film, legt sie nochmals eine Schippe drauf.
Hier zu sehen: ab Ende Januar als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich

Sven Martens
Überbewertet: Last Night in Soho
Edgar Wright zeigt uns, dass Nostalgie eine gefährliche Sache ist. Dafür hätte es aber wohl kaum zwei langweilige Stunden voller nervtötender Figuren gebraucht. Denn in seiner aufwändigen Reproduktion der Sechzigerjahre hat Wright sonst nichts zu erzählen. So wirkt Last Night in Soho eher wie ein Remake des ebenfalls misslungenen Cruella. Und dass Anya Taylor-Joy hier nicht die Hauptrolle spielt, ist schlimmer als alle Verbrechen im Film.
Hier zu sehen: im Kino und ab dem 27. Januar 2022 als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich
Unterbewertet: Malignant
Nach The Conjuring ist Malignant die Evolution des Horrors, die man sich von schon früher von James Wan gewünscht hätte. Der ultradigitale Look und der aufwendige Einsatz von CGI stehen hier im nicht im Widerspruch zu der eher klassischen Jagd nach einem Serienkiller. Und nach dem unangenehmen Einstieg nimmt die absurde Story richtig Fahrt auf. Ausserdem bietet der Film einen der lustigsten Stuhlwürfe der Filmgeschichte.
Hier zu sehen: als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich

Dani «muri» Maurer
Überbewertet: Dune
Hui, was hat uns Denis Villeneuve da für ein Ding auf die Leinwand gezaubert. Zwar kriegen wir kurrlige Kostüme und riesige Würmer geboten, aber sonst? Das «Spice» ist irgendein Stäubli, das Wunder bewirken kann, die Stars führen ihre gestählten Körper spazieren und storymässig pfuusen wir fast ein. Und da man dieses Riesending nicht komplett in drei Stunden unterbringen kann, gibt's einen Cliffhanger, um das Publikum gluschtig zu halten für das Sequel in drei Jahren. Nö, dieses Ding macht zu viel Rauch um wenig Inhalt.
Hier zu sehen: im Kino und als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich
Unterbewertet: Spiral: From the Book of Saw
Eigentlich hatten wir die Saw-Reihe 2017 ja abgeschlossen, als US-Komiker Chris Rock dieses Jahr das Ding wieder via Jumpstart ins Rollen gebracht hat. Dabei macht der Film als Thriller gar nicht mal viel falsch, ist spannend und bietet die gewünschten brutalen Fallen, die wir aus den «alten» Filmen kennen. Chris Rock und Samuel L. Jackson als Vater-Sohn-Gespann haben Potenzial, während der Bösewicht etwas gesucht ist. Trotzdem, wer dunkle Thriller mit bösen Sequenzen mag, kriegt hier eine kleine Überraschung geboten.
Hier zu sehen: ab Ende Januar als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich

Nicolas Nater
Überbewertet: Bad Luck Banging or Loony Porn
Eine als Kunst getarnte Beleidigung. Nicht etwa, weil der Film mit einem Porno beginnt - diesen Mut und diese Frechheit halte ich dem Film zu Gute. Sondern weil danach langweilige, dann nochmals langweilige und letztendlich frustrierende 100 Minuten folgen. Nur weil ein Film provoziert, macht ihn das noch nicht zu einem Stück wertvoller Kunst. Das kann definitiv weg.
Hier zu sehen: als DVD erhältlich

Olivier Nüesch
Überbewertet: The French Dispatch
Wes Anderson hat absolut grossartige Filme gemacht, von denen einzelne (so zum Beispiel Rushmore) zu meinen absoluten Favoriten gehören. The French Dispatch hingegen konnte mich mit seinen Kurzgeschichten nicht im selben Stile packen. Zwar wartete der Film mit grossartigen Bildern auf, ein umfassenderer Plot wäre den einzelnen «Artikeln» aber zu bevorzugen gewesen.
Hier zu sehen: im Kino
Unterbewertet: The Green Knight
Ein Film, der zwar von Kritikern sehr gemocht wurde, vom Publikum jedoch zu wenig gewürdigt wurde, war für mich The Green Knight. Ein absolut grossartig inszenierter Fantasystreifen mit dem A24-Twist. Gerade die behäbige Art des Films, welche von Vielen als «öde» und langweilig wahrgenommen wurde, schafft eine traumhafte Szenerie und Atmosphäre.
Hier zu sehen: als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich

Swantje Oppermann
Überbewertet: The Power of the Dog
Zwar wartet der neue Streifen von Jane Campion mit beeindruckender Kameraarbeit und einem schönen finalen Twist auf. Der Rest des Films ist allerdings eine ziemlich dröge Angelegenheit. Die Handlung geht über weite Strecken nur schleppend voran, verwirrt zugleich aber vor allem anfangs mit Zeitsprüngen. Zudem rückt Jesse Plemons' Figur George im Laufe der Story zunehmend in den Hintergrund. So gelingt es dem Film leider nicht, das Publikum inhaltlich oder gar emotional abzuholen. Fazit: Aussen top, innen flop.
Hier zu sehen: im Kino und auf Netflix

Christoph Reiser
Überbewertet: Nachbarn
In diesem Film, in dem es um die dramatische Geschichte eines sechsjährigen Kurdenjungen geht, ist vor allem eines dramatisch: dass die Macher keinen besseren Kinderdarsteller gefunden haben. Denn Serhed Khalil nervt einfach nur mit seiner ganzen schauspielerischen Art.
Hier zu sehen: 2022 als DVD und VoD
Unterbewertet: The Night House
Rebecca Hall, Rebecca Hall, Rebecca Hall. Der Mystery-Thriller kommt ohne Jumpscares aus, ist während der ganzen Dauer fesselnd, sehr gut inszeniert und mit tollen audiovisuellen Effekten ausgestattet. Und Hauptdarstellerin Rebecca Hall zeigt eine krasse Performance.
Hier zu sehen: auf Disney+, Sky Show und blue TV

Petra Schrackmann
Überbewertet: Dune
Natürlich war jeder Genre-Fan gespannt darauf, Denis Villeneuves Dune zu sehen. Nach schier endloser Verschieberei bekamen wir endlich ein Sci-Fi-Epos mit tollen Bildern zu sehen, das jedoch bereits endet, bevor die Story wirklich losgeht. Und dann nimmt sich das Teil auch noch furchtbar ernst und wrummt uns das mit enorm wichtigtuerischem Score auch noch ständig um die Ohren.
Hier zu sehen: im Kino und als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich
Unterbewertet: In the Heights
Pilgerten im Sommer die Massen wegen schneller Autos ins Kino, ging die Verfilmung des ersten Musicals von Hamilton-Wunderkind Lin-Manuel Miranda leider unter. Dabei bietet In The Heights mit heissen Rhythmen und catchy Songs die perfekte Rezeptur für ein mitreissendes Sommermovie. Okay, das Glace-Lied ist zwar nervig, sonst geht aber am Kiosk, im Club oder im Schwimmbad so richtig die Post ab.
Hier zu sehen: als VoD

Teresa Vena
Überbewertet: Drunk
Drunk von Thomas Vinterberg plätschert uninspiriert vor sich hin. Die Geschichte ist voraussehbar und banal. Es stellen sich mehrere Längen ein, die Figuren sind klischiert und es kommt zu einer kitschig-sentimentalen Wendung. Unklar ist, was der Film überhaupt aussagen will: Ist es nun eine Verherrlichung von Alkohol, eine Warnung davor oder ein Plädoyer für Selbstbestimmung?
Hier zu sehen: als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich
Unterbewertet: The Guilty
Das Remake des dänischen Thrillers Den skyldige beeindruckt mit hoher Dichte, einer intuitiven Kameraführung und einem starken Hauptdarsteller (Jake Gyllenhaal). Antoine Fuqua gelingt es, mit wenigen Mitteln von Anfang an Spannung zu erzeugen und geschickt differenziert an eine mehrdeutige Figur heranzuführen.
Hier zu sehen: auf Netflix

Tom von Arx
Überbewertet: Don't Look Up
Netflix rührt mit der grossen Kelle an - und versalzt die Suppe ordentlich. In dieser vermeintlich satirischen Apokalypse gibt es weder Entwicklung noch Spannung noch schmerzenden Humor. Die Komödie glänzt nicht etwa mit Überzeichnungen, sondern macht es sich in der Anklage durch Vereinfachungen zu bequem, sodass sie die Realität, die sie parodieren will, sogar zu verharmlosen droht.
Hier zu sehen: im Kino und ab dem 24. Dezember auf Netflix
Unterbewertet: The French Dispatch
Der filmische Sternekoch Wes Anderson hat in seiner Backstube erneut schauspielerische Hochkaräter versammelt, die ihre Kunst konzentriert zum Besten geben und in einem herrlich skurrilen, überraschenden - eben: andersoneskem - Werk vereinen. Alexandre Desplats musikalischer Puderzucker veredelt diese Kino-Kreation aus dem Hause Mendl: Man möchte sie einfach nur anschauen und darüber staunen.
Hier zu sehen: im Kino
