Anelka, Griezmann, Robson: Die Fussball-Dokus auf Netflix
In dieser Woche widmet sich Freelancer Christoph der populärsten Sportart der Welt und wirft einen ersten Blick auf die fast unzähligen Fussball-Dokus, welche beim Streaming-Gigant abrufbar sind.

Anelka: Der Missverstandene
Gleich zu Beginn wird die Messlatte etwas sehr hoch gelegt, wenn zum Beispiel davon die Rede ist, dass eine Verfilmung der Biografie des ehemaligen französischen Fussballers Nicolas Anelka mehr Teile haben müsste als die Harry-Potter-Reihe. Auch die Star-Wars-Filme werden als Vergleich hinzugezogen. Es ist ein Film über einen Sportler, der offenbar nicht weiss, wie man sich politisch korrekt verhält. Und das zeigt sich bei Betrachtung seiner verschiedenen Stationen sehr eindrücklich. Auch Schauspieler Omar Sy (Intouchables) kommt zu Wort, da er mit ihm in der gleichen Klasse die Schulbank gedrückt hat.
Klar, dass Anelka mit 16 schon Profi bei Paris St-Germain wurde, dass er mit Didier Drogba, Thierry Henry und vielen anderen Weltklassespielern in einem Team gewesen ist, alles schön und gut. Seine Tore, teilweise wunderschön. Doch das Herausragende in dieser Doku ist der Mensch Nicolas Anelka, der offenbar ohne Kompromisse durch sein Leben läuft. Mehr Filme über Nicolas Anelka als über Harry Potter? Genug Stoff würde sein Leben wohl hergeben, denn viele seiner Stationen werden nur gestreift. Überaus abwechslungsreiche 90 Minuten.
Antoine Griezmann: Eine Legende wird geboren
Dokumentarfilme über noch aktive Sportler sind manchmal etwas schwierig. Auch bei diesem Film ist ein roter Faden schwer erkennbar. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen Aufnahmen von seiner Kindheit, seinen unzähligen Probetrainings und der Fussball-WM 2018.
Zu Beginn kann der Eindruck entstehen, dass er einfach ein Showman ist, der ständig seine speziellen Jubelgesten nach einem erzielten Tor zeigen muss. Doch mehr und mehr zeigt sich, dass in dem mittlerweile 29-jährigen Fussball-Star kein Showman steckt, sondern immer noch dieser kleine, schmächtige Junge, der (bis auf ein einziges Mal) in all seinen Probetrainings aufgrund seiner Statur abgewiesen wurde.
Eine emotionale Sicht auf einen noch aktiven Fussball-Profi. Mit einer Stunde Laufzeit scheint die Geschichte dann aber auch auserzählt.
Bobby Robson: Mehr als ein Manager
Eine etwas spezielle Review. Eine sehr emotionale. Für einen speziellen und auch sehr emotionalen Menschen, der posthum eine Art Vorbild für mich geworden ist. Vorbild vor allem im Hinblick darauf, wie er auf sportliche und auch auf gesundheitliche Rückschläge reagiert hat. Immer als Gentleman, immer mit einer Prise Humor, ohne aber seine Verletzlichkeit zu verstecken.
Viele werden Bobby Robson nicht aktiv erlebt haben. Darum ein paar Fakten, die ihn zumindest im Bereich Sport (und vielleicht auch im Bereich Leben) zum Helden küren: 54 Jahre (bis zu seinem Tod) war er mit seiner Frau Elsie verheiratet. Er wurde 2002 zum Ritter geschlagen, und 2012 wurde vor dem Stadion von Newcastle United eine Statue von ihm errichtet. Er war Trainer von Englands Nationalteam, vom FC Barcelona und von Newcastle United.
Er war nicht der erfolgreichste Trainer aller Zeiten, aber er war ein Mensch, von dem viele Menschen nach ihm sagten, sie hätten viel von ihm gelernt. Er war das typische Beispiel dafür, wie grossartige Künstler immer erst dann reich werden, wenn sie tot sind. Und er war der Mensch, von dem man ganz einfach sagen musste: «Ein Mensch ist erst dann tot, wenn der letzte Mensch stirbt, der ihn liebte.»