OutNow Daily Spotify Playlist #41
Achtung, es wird episch! Ob mit Schwert oder Maschinengewehr: Heute zieht Marco in der Spotify-Playlist mit zehn wuchtigen Tracks auf die Schlachtfelder der Kinogeschichte.

Liner Notes: Schon das erste Intervall in Road to Ruin kündigt an, dass Hans Zimmer für seinen Score zur beinahe komplett vergessenen King Arthur-Interpretation von Antoine Fuqua aus den Vollen schöpft. Bei Konzert-Touren des Starkomponisten wird man diesen Score wohl auch nie antreffen. Deshalb gibt es SoundNow!
Mir gefällt nämlich einiges an diesem Werk aus dem Hause Remote Control Productions. Der Opener des Albums bietet die ganze zimmersche Bandbreite. Die Männerchöre scheinen direkt aus The Rock und Crimson Tide gesampelt zu sein der, Trommelrhythmus tönt nach Vorstufe von The Dark Knight. Nach dem routiniert-epischen Beginn wird der Track bei 5:30 mit dem Erklingen der Shakuhachi-Flöte, einem Lieblingsinstrument von Kollege James Horner, lebendig in meiner Lieblingssektion des Tracks, bevor es bei 09:20 zurück zum heldenhaften Einheitsbrei geht. Das ist eingängig, technisch toll gemacht und gebührend episch. Leider tönt es mehr nach Transformern als Rittern in der Schlacht.
Wir verlassen Hollywood und reisen nach Indien. Der Über-Blockbuster Baahubali 2: The Conclusion ist «Big dumb fun» und stolz darauf. Wenn der Titelsong Jiyo Re Bahubali in Dolby Atmos durch den ganzen Saal dröhnt, ist klar, worum es geht, und ein Fusswippen kann ebensowenig vermieden werden wie ein breites Grinsen.
Wir schalten einen Gang zurück mit The Fellowship Reunites, welches das wohl kitschigste Ende der modernen Filmgeschichte begleitet. Dementsprechend ist die Musik knapp an der Grenze der Unerträglichkeit in ihrem Pathos. Wenn dann bei 6:30 aber das Hobbit-Thema erschallt, bleibt kein Auge mehr trocken. Howard Shore ist es gelungen, über eine Trilogie hinweg Themen zu komponieren, mit denen die Zuschauer Gefühle und Figuren verbinden, und kumuliert nun alles in diesem einen Track. Das ist eigentlich bis dahin nur John Williams gelungen, wehalb Shore ein riesiger Respekt gebührt. Nur Viggo Mortensen soll bitte nie mehr singen!
Noch viel mehr ans Herz geht mir Freedom/The Execution Bannockburn aus Mel Gibsons Braveheart. Auch hier gibt es viel Kitsch, doch dieser wirkt auf mich weniger manipulativ. Die Melancholie des Frauenchors bei 2:40 erwischt mich jedes Mal und ist beinahe noch kraftvoller ohne das Geschehen auf der Leinwand. Bei 3:43 beginnt dann ein Thema, wie nur James Horner es schreiben kann. Von der einsamen Flöte bis zum vollen Orchester steigert sich die Dynamik stetig und mit ihr die Emotionen. Gänsehaut.
Ich bleibe dabei: The Mummy Returns ist einer der besten Alan-Silvestri-Scores überhaupt. Kaum ein anderer Score wirkt so «voll» wie dieser. Der Sound ist massig, das Orchester wirkt massig und schmettert mit einer riesigen Wucht. Beim abenteuerlichen Actionthema, welches bei 1:05 beginnt, bekommt sogar Indiana Jones Konkurrenz. Ganz, ganz grosses Kino.
Das «Danger Motif» von James Horner habe ich in einer älteren Ausgabe von SoundNow besprochen, und in Troy rückt dieses gar in den Vordergrund. Achilles Leads the Myrmidons wird richtiggehend vorangetrieben von den vier Noten, die sich mit Perkussions-Salven und Chören im Avatar-Stil abwechseln. Der Score zu dem Film hat Horner in gerade mal zwei Wochen fertiggestellt. Das Testpublikum war nämlich mit dem ursprünglichen Score von Gabriel Yared (Das Leben der Anderen) nicht zufrieden und gab Horner den Auftrag, kurzfristig einzuspringen. Eine Youtube-Suche lässt Yareds Score schnell finden. Dieser ist deutlich bombastischer und altmodischer.
Das armenische Instrument Duduk wurde durch Hans Zimmers Gladiator-Score popularisiert und ist seit jeher nicht mehr wegzudenken. Überall wo ein altertümlicher, orientalischer Touch benötigt wird, greift man auf den unverkennbaren Klang zurück. So haben dies auch Junkie XL und Nick Gleenie-Smith für ihren Score zu 300: Rise of an Empire getan, und das wunderschöne Stück Queen Gorgo ist ein schönes Beispiel für die Traurigkeit, die dieses Instrument ausdrücken kann.
Neben dem Duduk spielte auch die Sängerin Lisa Gerrard eine grosse Rolle in der Musik zu Gladiator. Komponist Zimmer holte sich die australische Ausnahmestimme im Folgejahr für den Kriegsfilm Black Hawk Down zurück ins Boot. Das herzzerreisende Duett Gortoz A Ran (Deutsch. Ich warte) ist einer der ruhigen Momente in einem sonst eher pulsierenden Score und demonstriert Zimmers offensichtliche Begeisterung für ethnische Musik.
Nach einem humorvollen Intermezzo mit Asterix schliessen wir die Playlist mit der «Musik danach» ab. Die Schlacht von New York ist gewonnen, die Avengers haben Hoffnung gebracht und Alan Silvestri hilft ihnen dabei. A Promise beginnt mit Folk-Gitarre und Cello, wie es in Armageddon nicht fehl am Platz gewesen wäre, erholt sich aber schnell wieder und steigert sich dann bis hin zur gloriosen Fanfare, die das Hauptmotiv der Superhelden-Teams bildet. The Mummy Returns war aber trotzdem besser, Herr Silvestri!
OutNow Daily Playlist #41 vom Dienstag, 26.05.2020 - Schlachtplatte