Noch bis zum 30. April gratis Schweizer Filme schauen: Unsere Empfehlungen für artfilm.ch
Wie wäre es mal wieder mit einem Schweizer Film? Auf artfilm.ch gibt es momentan hunderte Spiel- und Dokumentarfilme zum Streamen - und zwar gratis. Wir sagen euch, welche Filme sich besonders lohnen.

Dem Schweizer Film wird des Öfteren unrecht getan. Zu heimelig, zu brav, zu steif. Doch wir halten jetzt mit aller Kraft dagegen. Der Schweizer Film zeigt immer wieder, dass er Weltformat hat. Tagtäglich ist dies unter anderem auf artfilm.ch zu sehen. Die Website ist Heimat von hunderten von Schweizer Spiel- und Dokumentarfilmen, die es zu entdecken gibt. Wenn man sich Filme auf dem Portal anschauen möchte, dann kostet dies normalerweise entweder 5 (pro Tag), 12 (pro Monat) oder 80 Franken (pro Jahr). Doch da in Zeiten von COVID19 vieles nicht «normal» ist, bietet artfilm.ch seine Filme bis zum 30. April 2020 gratis an. Eine tolle Geschichte, über die wir bereits berichteten.
Nur, wenn man jetzt vor der ganzen Auswahl von über 400 Produktionen steht, fühlt man sich als Otto Normalglotzer schnell mal überfordert. Da wir uns seit Jahrzehnten nicht nur von Hollywood, sondern auch vom Schweizer Film cineatisch ernähren, präsentieren wir euch nun je fünf Spiel- und Dokumentarfilm-Tipps. Und für absolute Filmfreaks gibt es sogar noch einen Bonustipp. So guet, gäll?!
Spielfilme
Chrieg
Worum geht's?
Teenager Matteo macht gerade eine schwere Zeit durch, wobei er auch immer wieder bei seinem Vater aneckt. Als dieser genug hat, lässt er seinen Sohn in ein Erziehungscamp nach Graubünden bringen. Doch auf dem Hof findet Matteo nicht etwa Ruhe, sondern das komplette Gegenteil.
Unser Tipp weil:
Chrieg ist nicht nur eine Empfehlung, sondern für den Schreiber dieser Zeilen sogar der beste Schweizer Film aller Zeiten. Jawohl, richtig gelesen. Während viele andere Schweizer Filme eher behäbig daherkommen, ist Simon Jaquemets Film fuchsteufelswild und energiegeladen, sodass man am Ende der 106 Minuten regelrecht gerädert ist. Ein Erlebnis!
Home
Worum geht's?
Eine fünfköpfige Familie lebt in einem Haus, welches neben einem unbefahrenen Autobahnabschnitt steht. Doch als dann plötzlich doch Autos über den Abschnitt drüberbrettern, wird das zur Belastung für die ganze Familie.
Unser Tipp weil:
Ursula Meiers Film besticht durch einfache Bilder und eine einfache Story um eine Familie, die den Kampf um die Freiheit fraglos aufnimmt. Das Drama lebt durch die Nähe der Charaktere, durch die wiedererkennbaren Konflikte und die Hoffnung, dass am Ende alles gut kommt.
Keeper
Worum geht's?
Die beiden 15-jährigen Maxime und Mélanie sind ein Paar. Als Mélanie schwanger wird, müssen die beiden überlegen, was sie tun möchten. Denn Maxime hat eine vielversprechende Karriere als Fussball-Torwart vor Augen.
Unser Tipp weil:
Das Werk meint es ernst und zieht die Thematik zu keiner Zeit ins Lächerliche, sondern kümmert sich liebevoll um eine prächtig atmosphärische Darstellung heutiger Jugendprobleme.
Köpek
Worum geht's?
Ein Tag in der türkischen Grossstadt, drei Menschen und drei Geschichten. Nur kurz kreuzen sich die Wege von Cemo, Hayat und Ebru. Alle habe sie sich für heute etwas vorgenommen. Cemo wird das Mädchen ansprechen, auf das er steht, Hayat ihren Exfreund treffen und Ebru ihren Lover zu Rede stellen.
Unser Tipp weil:
Unterstützt von starken Schauspielerinnen, entlarvt die Regisseurin Esen Isik die Probleme der männerdominierten Gesellschaft in der Türkei. Trotz des gemächlichen Erzähltempos bietet ihr Film ein gefühlvolles Porträt von drei Menschen, die allen Widrigkeiten trotzen und das Beste aus ihrer Situation machen.
Das Boot ist voll
Worum geht's?
Die Schweiz im Jahr 1942: «Das Boot ist voll», verkündet der Bundesrat und verschärft seine Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge aus Nazideutschland. Sechs davon versuchen sich in einem kleinen Schweizer Kaff in den Alltag zu integrieren. Doch die Engstirnigkeit einiger Dorfbewohner macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Unser Tipp weil:
Einer der wohl beklemmendsten Schweizer Filme aller Zeiten. Nein, Wohlfühlkino ist der Film von Markus Imhoof nicht gerade. Doch der eindringliche Appell für Menschlichkeit geht voll ans Herz und ist auch fast 40 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch unangenehm aktuell - Stichwort Flüchtlingskrise.
Dokumentarfilme
Heimatklänge
Worum geht's?
Der Dokumentarfilm von Stefan Schwietert porträtiert drei Schweizer Musiker, die sich auf Grundlage des klassischen Jodelns eine neue, ganz eigene musikalische Sprache erschaffen haben.
Unser Tipp weil:
Wäääh, Jodeln? Wer die Schweizer Nationalmusik mit Sännechutteli, Hudigäägeler und Älplerchilbi assoziiert, sollte sich diesen Film anschauen. Die drei Musiker beweisen, welch vielseitiges Potenzial diese Gesangsform eigentlich mit sich bringt - und dass Jodeln durchaus auch mit moderner Musik kompatibel ist.
Above and Below
Worum geht's?
Rick und Cindy leben wie der Eigenbrötler Lalo in den Flutkanälen unter den Strassen von Las Vegas. Der Musiker Dave lebt derweil in einem einsam gelegenen Bunker im Niemandsland Kaliforniens und April trainiert in der Wüste Utahs für eine Marsmission, die für sie wohl nie stattfinden wird.
Unser Tipp weil:
Audiovisuell beeindruckend erzählt Regisseur Nicolas Steiner die Geschichte von drei Aussteigern. Die Dokumentation mag aufgrund der langsamen Erzählweise eher schwer zugänglich sein, bleibt dank ihrer Machart und den philosophischen Ansätzen aber dennoch in der Erinnerung haften.
La forteresse
Worum geht's?
Sie kommen aus verschiedenen Ländern und aus verschiedensten Gründen nach Vallorbe, doch alle haben sie dasselbe Ziel: Sie wollen in der Schweiz bleiben. Der triste Betonbau mit seinen Mauern und Zäunen ist Übergangsstätte für Asylsuchende, deren Gesuch während maximal 60 Tagen geprüft wird.
Unser Tipp weil:
Ein interessanter Film mit sehr emotionalen Einblicken in den Alltag eines solchen Auffangszentrums und der Aufarbeitung eines äusserst heiklen Themas - vor allem im Angesicht der momenten Flüchtlingskrise. Schweiz typisch ist der Film sehr neutral und überlässt es den Zuschauern, die einzelnen Situationen und Schicksale zu werten.
Hugo Koblet - Pédaleur de charme
Worum geht's?
Der Velorennfahrer Hugo Koblet galt und gilt immer noch als eines der schillernsten Sportidole, die die Schweiz je hervorgebracht hat. Daniel von Aarburg fasst das bewegte Leben mittels Archivaufnahmen, Interviews mit Freunden und Gegnern sowie nachgedrehten Szenen zusammen.
Unser Tipp weil:
Daniel von Aarburgs Mix zwischen Archivaufnahmen und nachgestellten Szenen im Filmkolorit der Fünfzigerjahre mag ein wenig gewöhnungsbedürftig sein. Doch das Biopic über eine Schweizer Sportlegende ist eine unterhaltsame filmische Zusammenfassung eines bewegten Lebens - und auch für Velorenn-Muffel empfehlenswert.
Züri brännt
Worum geht's?
Zürich im Jahr 1980: eine Betonwüste, in der erschwinglicher Wohnraum knapp ist und Geld für die Jugendkultur fehlt. In der Roten Fabrik organisiert sich der Widerstand gegen die Millionenkredite für die Hochkultur. Bei ener Demo vor dem Opernhaus eskaliert die Gewalt.
Unser Tipp weil:
Die Jugendunruhen von Zürich feiern ihr 40-Jahr-Jubiläum. Ein Anlass für alle, die noch zu jung sind, um sich daran zu erinnern, sich darüber schlau zu machen. Dieser Film, von den Aktivisten selbst auf Video aufgenommen und produziert, ist natürlich nicht objektiv, aber ein wichtiges Zeitdokument, das zeigt, was sich in Zürich rund um die Opernhauskrawalle abgespielt hat.
Bonus
Roman Güttinger - Hollywood à discretion
Worum geht's?
Roman Güttinger besitzt europa- oder sogar weltweit die grösste Sammlung von filmischen Originalstücken und Replikas. Jacken aus Fight Club hängen genauso in seinem Keller wie Figuren aus Alien oder die Kette aus Titanic. Doch wer ist dieser Mann?
Unser Tipp weil:
Wer auch nur ein bisschen Filmfreak ist, dem müssen bei dieser nur 32-minütigen Kurzdoku von O'Neil Bürgi die Augen leuchten. Denn Roman Güttingers Sammelwut ist im besten Sinne «verrückt» - und damit alleine verdient er bereits unsere Sympathien.