Nach dem Oscar-Triumph von «Parasite»: Die elf besten südkoreanischen Filme seit dem Jahr 2000
Südkorea produziert schon lange tolle Filme. Nach dem Oscar-Triumph von «Parasite» scheint es nun auch die ganze Welt mitbekommen zu haben. In diesem Zusammenhang hätten wir da ein paar Filmtipps.

Was haben wir gejubelt, als Bong Joon-ho mit Parasite den Oscar für den besten Film gewann! Die Oscar-Nacht war in mehrerer Hinsicht für das Filmland Südkorea historisch. Vor Parasite war noch kein einziger Film aus Südkorea für den Fremdsprachen-Oscar nominiert gewesen. Das ist insofern verwunderlich, als das Land seit dem Jahr 2000 jede Menge Klasse-Filme rausgehauen hat. Regisseure wie Park Chan-wook, Kim Ji-woon und natürlich Bong Joon-ho hatten grossen Anteil daran, dass sich immer mehr Filminteressierte das dortige Schaffen etwas genauer anschauten.
Anlässlich des riesigen Erfolges von Parasite möchten wir euch zeigen, welche Filme aus Südkorea sich sonst noch anzuschauen lohnen. Da wir die Liste alleine mit Filmen von Park Chan-wook und Bong Joon-ho füllen könnten, haben wir uns dazu entschieden, sich auf einen Film pro Regisseur zu beschränken. Alles klar? Ok, here we go!
Oldboy - Park Chan-wook

Eines der ersten grossen Ausrufezeichen des südkoreanischen Kinos war Park Chan-wooks Rache-Thriller-Drama Oldboy. Darin wird die Geschichte des Geschäftsmannes Oh Dae-su erzählt, welcher in einem Raum eingesperrt und dann 15 Jahre später plötzlich wieder freigelassen wird. Ihm bleiben nun fünf Tage herauszufinden, wer ihm das angetan hat und wieso. Der virtuos inszenierte Film (die Korridor-Prügel-Szene!!!) nimmt den Zuschauer auf eine durchaus kranke Achterbahnfahrt mit, die man auch aufgrund des krassen Endes so schnell nicht vergisst. Als der Film in Cannes im Wettbewerb lief, war der damalige Jury-Präsident Quentin Tarantino ein solcher Fan, dass er Oldboy am liebsten die Goldene Palme gegeben hätte. Doch dann wurde er von seinen Jury-Kollegen überstimmt, weil sie lieber den poltischen Fahrenheit 9/11 auszeichnen wollten. So blieb Oldboy am Ende nur der Grosse Preis der Jury. Oldboy ist der Mittelteil einer Rache-Trilogie, zu der weiter Sympathy for Mr. Vengeance und Lady Vengeance gehören.
Ebenfalls tolle Filme von Park Chan-wook
- Joint Security Area
- Sympathy for Mr. Vengeance
- Lady Vengeance
- I'm a Cyborg, but that's OK
- Thirst
- The Handmaiden
Memories of Murder - Bong Joon-ho

Wir hätten am liebsten hier natürlich Parasite genommen, doch wurde über den Film nun schon genug geschrieben. Stattdessen fokussieren wir uns auf einen der ersten Filme Bong Joon-hos. In seinem Crime-Thriller Memories of Murder versuchen zwei Gesetzeshüter einen Serienmörder zu fassen. Dabei geht Bong Joon-ho eigene Wege und fokussiert sich eher auf seine Protagonisten, denen die ungeklärten Mordfälle immer mehr zusetzen. Doch auch wenn es hier durchaus düster zu und her geht, wird das Ganze immer wieder mit Humor und Genre-Wechseln aufgelockert - Spezialitäten, welche der Regisseur wie kein anderer beherrscht und so jeder seiner Filme zu etwas Besonderem werden lässt.
Ebenfalls tolle Filme von Bong Joon-ho
- The Host
- Mother
- Snowpiercer
- Okja
- Parasite - duh!
I Saw the Devil - Kim Ji-woon

Der Serienmörder Kyung-chul tötet die Verlobte des Geheimagenten Soo-hyun. Der schwört blutige Rache und knöpft sich den Psychopathen vor. Doch anstatt ihn einfach umzubringen, beschliesst Soo-hyun, den Mörder immer wieder zu verprügeln, um ihn dann zu verarzten. So kann er seine Rache länger geniessen. Doch Kyung-chul beginnt zurückzuschlagen. Kim Ji-woon zeigt hier, was Rache für ein tiefer Abgrund ist. Der schampar brutale Film ist definitiv nichts für Zartbesaitete, unterhält aber mit seiner Spannung und der ungewöhnlichen Geschichte Genre-Liebhaber bestens.
Ebenfalls tolle Filme von Kim Ji-woon
- A Tale of Two Sisters
- A Bittersweet Life
- The Good, the Bad, the Weird
- The Age of Shadows
The Man from Nowhere - Lee Jeong-beom

In diesem Mix aus Léon und Taken geht es um den Pfandleiher Tae-sik. Dessen Nachbarin klaut Drogen bei einem mächtigen Kartell und versteckt die Ware im Pfandhaus von Tae-sik. Als das Kartell dann die Tochter der Nachbarin entführt und Tae-sik zwingt, einen Auftrag zu erledigen, überschlagen sich die Ereignisse. Denn Tae-sik hat Fähigkeiten, aufgrund dessen das Drogenkartell schnell merkt, dass sie sich mit dem falschen Mann angelegt haben. Der Film begeistert durch seine gradlinige Story und seine Action. Vor allem das Grande Finale ist schlichtweg grossartig. The Man from Nowhere war in seinem Heimatland mit sechs Millionen Kinobesuchern der erfolgreichste Film von 2010 und wurde mit sieben Korean Film Awards ausgezeichnet. Für Action-Fans ein absolutes Muss!
The Yellow Sea - Na Hong-jin

Der chinesische Taxifahrer Gu-Nam müsste eigentlich seine hohen Schulden abarbeiten, verzockt aber sein Geld mit Glücksspielen. Um den Kopf jetzt noch aus der Schlinge zu ziehen, muss er nach Südkorea reisen und dort einen Auftragsmord ausüben. Das Unvorhersehbare in The Yellow Sea macht einen Grossteil des Spasses aus. Das Ganze schlägt während der über zweistündigen Laufzeit immer wieder neue Haken, woraus ein vielfältiger, teils haarsträubender und spannender Überlebenskampf entsteht.
Ebenfalls ein toller Film von Na Hong-jin
Burning - Lee Chang-dong

Ein junger Mann trifft auf eine Jugendfreundin, für die er damals Gefühle hatte und wird erneut in ihren Bann gezogen. Die beiden kommen sich näher, doch nach einer Geschäftsreise kehrt sie Arm in Arm mit einem jungen, reichen Schnösel zurück. Ähnlich wie in Parasite geht es auch in Burning in erster Linie um Klassenunterschiede und die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Mit traumhaften Bildern und einer hypnotischen Erzählweise ist Burning ein starkes Stūck Kino, welches nicht die Handlung, sondern seine Figuren in den Vordergrund stellt und mit einem schockierenden Ende aufwartet. Unserem Kritiker in Cannes war das Ganze etwas zu langsam vorgetragen, trotzdem sollte man dem Film eine Chance geben.
Train to Busan - Yeon Sang-ho

Die Amis hatten Snakes on a Plane, das die Südkoreaner mit «Zombies on a Train» toppen! Im Film von Yeon Sang-ho sitzt der Geschäftsmann Seok-woo mit seiner Tochter im Zug Richtung Busan, als sich eine Infektion rasant ausbreitet und viele Fahrgäste in blutrünstige Zombies verwandelt. Der höllisch unterhaltsame Action-Horrorfilm gibt von der ersten Minute an Vollgas und hält das Tempo wunderbar bis zum Ende durch. Dabei liefert der Film Bilder, die an Marc Forsters World War Z erinnern - mit dem Unterschied, dass Train to Busan betreffend Qualität und Unterhaltungslevel locker an dem Hollywood-Film vorbeidonnert.
Bin-jip - Kim Ki-duk

Tae-Suk bricht am liebsten in Wohnungen ein, um für kurze Zeit ein normales Leben führen zu können. Doch dann trifft er in einer Wohnung Sun-houa an. Nach einer gewissen Zeit findet sie Gefallen an ihm und begleitet ihn auf seinen Streifzügen. Der Regisseur Kim Ki-duk hat mit seinen letzten Werken wie Pieta und Moebiuseu vor allem aufgrund der gezeigten Gewalt von sich Reden gemacht. Dass der Mann aber auch ganz herzige Filme machen kann, zeigt diese fast wortlos ablaufende Romanze, die wunderschön und berührend ausgefallen ist.
Ebenfalls tolle Filme von Kim Ki-duk
- Spring, Summer, Fall, Winter… and Spring
- Samaria
- Pieta
The Villainess - Jung Byung-gil

Die Macher von John Wick 3 fanden die Motorrad-Actionszene in The Villainess so geil, dass sie sie gleich klauten. Ein schönes Kompliment. In dem Film geht es um die junge Killerin Sook-hee, welche von der Polizei geschnappt wird. Anstatt in den Knast zu wandern, soll sie jetzt jedoch für die Regierung arbeiten. Sie willigt ein und hat schnell weiteren Ärger am Hals. Was hier vor allem zu Beginn und am Ende an Action-Inszenierung auf die Zuschauer hereinbricht, ist schlicht und ergreifend sensationell. Die Story ist zwar zum Vergessen, doch Action-Fans dürfte hier ein paar Mal die Kinnlade herunterfallen.
Brotherhood - Kang Je-gyu Kang

Der Film erzählt die Geschichte zweier Brüder, die in den Koreakrieg ziehen. Als einer der beiden versucht durch mutige Taten seinen Bruder zu schützen, verschlimmert dies nur die Situation der beiden. Brotherhood ist aufwendig gefilmtes Kino, berührend, niederschmetternd und trotz seines Pathos einer der stärksten Kriegsfilme des neuen Jahrtausends.
Sea Fog - Shim Sung-bo

1998: Aufgrund der Asienkrise droht die südkoreanische Fischer-Crew um Captain Kang alles zu verlieren. Als Kang hört, dass sich mit dem Schmuggeln von Chinesen nach Südkorea viel Geld verdienen lässt, versucht sich die Crew auch einmal in diesem Gewerbe. Mit verheerenden Folgen. Dies ist das Regiedebüt von Shim Sung-bo, der zusammen mit Bong Joon-ho das Skript zu Memories of Murder geschrieben hat. Bong Joon-ho war auch hier involviert: Er schrieb am Drehbuch mit. Das ist dem Film anzumerken, da er auch leichtfüssig die Genres wechselt. Was lustig-dramatisch beginnt, wird gegen Ende hin unangenehm-spannend. Ein echter Geheimtipp, von dem es leider noch keine deutsche Auswertung gibt. In Grossbritannien gibt es aber eine Blu-ray des Filmes mit englischen Untertiteln zu kaufen.