Sylvester Stallone über seine Karriere, «Rocky», «Rambo» und seine Beziehung zu Arnold Schwarzenegger

Wir hatten die Ehre, in Cannes einem Talk mit Hollywood-Star Sylvester Stallone beizuwohnen. Dabei erzählte «Sly» aus dem Nähkästchen und enthüllte, wie ihn Dolph Lundgren fast umgebracht hätte.

So nah waren wir dran! © OutNow/crs

Sylvester Stallone ist eine Actionlegende. Der Mann ist/war Rocky, Rambo, Cobra, Demolition Man, The Specialist und noch viele mehr. Der Mann hat zweifelsohne einiges erlebt und weiss deshalb eine Menge zu berichten. Genau dies tat er während eines Podiumsgesprächs im Rahmen des letzten Cannes-Filmfestivals. OutNow liess sich diese Gelegenheit selbstverständlich nicht entgehen und liefert euch hier die Highlights des Events, bei dem Stallone über eine Stunde lang eine Anekdote nach der anderen raushaute. Es geht unter anderem um Schildkröten, Cop Land und darum, wie ein furchtbares Musikerlebnis ihn auf die Idee zu The Expendables brachte.

Stallone über...

... den Unterschied zwischen Rocky und Rambo:

Rocky ist ein Kämpfer, ein Optimist. Er sieht das Gute und er weiss, dass er sein Ziel erreicht, wenn er weiterhin hart dafür arbeitet. Rambo hingegen ist diesbezüglich eher der Pessimist. Er ist ein Gebrochener, der nichts zu verlieren hat.

Rocky
Rocky © MGM

... Rocky:

Rocky war für mich nie in Boxfilm. Er war immer ein Film über das Leben. Das Boxen ist eine Metapher. Denn das Leben ist ein Kampf. Rocky war für alle Beteiligten ein riesiger Glücksfall. Er kam 1976 in die Kinos, als dieses schwere Stoffe wie Taxi Driver, Network oder All the President's Men dominierten. Unser Film brachte im Gegensatz zu diesen Werken Optimismus zu den Leuten.

Doch die Realisation war sehr hart. Wir mussten um alles kämpfen. Unser Budget belief sich auf weniger als eine Million Dollar, unser Kameramann hatte zuvor noch keinen Film gedreht. Wir hatten keine Kostüme. Die Kleider im Film waren unsere eigenen und umgezogen wurde auf dem Rücksitz eines Autos. Die so bekannte Stufenszene entstand nur, weil wir kein Geld mehr hatten. Ich sage immer, dass einen das Versagen schlau macht. Das ist ein Beweis dafür. Rockys Schildkröten, die man im Film sieht, leben übrigens beide noch. Sie werden wohl alle anderen Rocky-Figuren überleben. (lacht)

... das Leben nach Rocky:

Nach dem Erfolg von Rocky entschied ich mich dazu, nur das zu machen, was ich auch tatsächlich kann. Ich weiss, dass ich limitierte Fähigkeiten habe, aber diese wollte ich perfektionieren. Aus diesem Grund spielt Dustin Hoffman auch nicht Rambo und ich spiele nicht Tootsie. Ich hätte jedoch auch ein paar Mal auf diesen meinen Ratschlag hören sollen, denn wenn ich meine Komfortzone verlasse, kommt dabei so etwas wie Stop! Or My Mom Will Shoot raus. (lacht)

... Montagen und den Roboter in Rocky 4:

Viele kritisierten, dass der Film nur aus Montagen bestehen würde. Doch das war genau das Ziel. Der ganze Film sollte eine Montage sein, denn wir sagten schon alles, was es über Rocky zu sagen gibt. Deshalb haben wir uns die Freiheit genommen, den Film auf diese Montage-Art zu drehen. Ich wurde nach dem Film auch einige Male auf den Roboter angesprochen. Keine Ahnung, wie der ins Skript kam. Oh, Moment, ich glaube ich sah mal einen Roboter in einer Pizzeria, der Bestellungen entgegennahm. Damals fand ich das cool und deshalb war dann ein Roboter im Film. Heute finde ich die Idee aber auch doof.

Stallone und Lundgren in «Rocky IV»
Stallone und Lundgren in «Rocky IV» © MGM

... Dolph Lundgren als Ivan Drago in Rocky IV:

Ich habe Dolph von Anfang an gehasst, weil er so perfekt war: gross, stark, spricht unglaublich viele Sprachen und sieht auch noch gut aus. Aber genau das machte es für mich motivierend. Eines Tages war ich jedoch etwas übermotiviert. Ich forderte Dolph im Ring dazu auf, mal völlig loszulassen. Das war eine schlechte Idee. Er hat fast mein Herz zum Stoppen gebracht. Ich lag danach vier Tage im Krankenhaus. Die Ärzte dachten, dass ich in einen Autounfall verwickelt gewesen war.

... Rocky Balboa:

Nachdem der fünfte Rocky-Film gar nicht gut war, wollte ich die Figur ‹reparieren›. Es war jedoch kein einfaches Unterfangen. Es war ein Kampf, weil der letzte Film 16 Jahre her war und ich einen Streifen über Trauer und nicht über das Boxen machen wollte. Jedes Studio sagte mir wegen dieses Pitches ab. Ich musste härter kämpfen als für den ersten Rocky. Doch am Ende schaffte ich es und der Film wurde ein Hit.

... Creed:

Ich wollte den Film zuerst gar nicht machen, denn Regisseur Ryan Coogler wollte Rocky in seinem Film töten. Schliesslich einigten wir uns: «Ich werde in Creed mitspielen, wenn Rocky überleben darf». So ist es dann auch gekommen.

De Niro und Stallone in Cop Land
De Niro und Stallone in Cop Land © StudioCanal

... Cop Land:

Mit diesem Crime-Drama wollte ich beweisen, dass ich auch anderes kann. Um die Rolle des Polizisten spielen zu können, habe ich unglaublich viel zunehmen müssen. Ich habe versucht, weniger mit meinen Muskeln und mehr mit meinen Augen und meiner Körperhaltung zu spielen. Schnell fühlte ich mich dabei wie der schwächste Mann am Set. Ich wurde ständig von Harvey Keitel, Robert De Niro und Ray Liotta angeschrien. Wäre das ein normaler Stallone-Film gewesen, hätten die alle wohl kaum den ersten Akt der Geschichte überlebt. (lacht)

... die Inspiration zu «The Expendables»:

Ich war mit meiner Frau in Las Vegas und wir besuchten eine Oldies-Night, auf der viele alte Bands auftraten. Es war furchtbar. In fast allen Bands fehlten wichtige Mitglieder, weshalb die Songs einfach schrecklich tönten. Da kam mir die Idee: Wie wäre es, wenn man die noch verbliebenden Helden von früher einfach zusammenbringen würde und diese dann gemeinsame Sache machten? The Expendables entstand also nur aufgrund eines schlimmen Abends in Las Vegas. (lacht)

Arnold Schwarzenegger in "The Expendables 3"
Arnold Schwarzenegger in "The Expendables 3" © Ascot Elite

... seine Beziehung zu Arnold Schwarzenegger:

Ich hatte von klein auf ein Sprachproblem, weshalb ich am Anfang Mühe hatte, Rollen in TV-Spots zu bekommen. Ich wusste, dass es schlimm war, als mir Arnold Schwarzenegger einmal sagte, dass ich einen Akzent hätte. Ausgerechnet Arnold Schwarzenegger!! Wir hätten eine Schule gründen sollen, mit der wir Kindern mit Sprachproblemen Hoffnung hätten geben können: «Seht ihr Kinder, sogar wir haben es zu was gebracht.» (lacht)

Ich hasste Arnold Schwarzenegger so sehr. Er war sieben Mal Mister Olympia; das ist eine Riesenleistung. Aber genau das ist motivierend. Heute sind wir Freunde, weil ich jetzt besser bin als er. (lacht) Nein, ich mache nur Spass. Aber vielleicht auch nicht. (lacht) Etwas schade, dass wir erst mit Escape Plan unseren ersten richtigen Film miteinander gedreht haben. Wir haben uns jeden Tag am Set angesehen und gesagt, dass wir das 35 Jahre zu spät machen.

... die Vorbilder in seiner Jugendzeit:

Kirk Douglas war der erste, zu dem ich aufblickte. Doch stärker geprägt hat mich Steve Reeves. Als ich ihn in Die unglaublichen Abenteuer des Herkules gesehen habe, dachte ich nur: «Das will ich auch.»

... Inspirationsquellen beim Drehbuchschreiben:

Es gibt keinen Mangel an Inspirationen. Man muss nur zuhören oder lesen. Lies eine Zeitung und schon hast du vier Storyideen. Es ist alles da draussen und einfach zu bekommen.

© StudioCanal

... Rambo:

Ich war für den Part des John Rambo nur die elfte Wahl. Zuvor wollte einfach niemand die Rolle haben, denn John Rambo war sowohl im ersten Drehbuchentwurf als auch in der Buchvorlage ein brutales Monster, das am Ende stirbt. Wir haben dann das Skript umgeschrieben und wurden zum Ende von Veteranen-Schicksalen inspiriert. Da viele Veteranen nach dem Vietnamkrieg Selbstmord begingen, wollten wir Rambo nicht sterben lassen, sondern mit seinem Überleben den traumatisierten Leuten Hoffnung geben. Den Film habe ich aber nie als politisches Statement verstanden. Aber das ist er trotzdem über die Jahre geworden. Ich verstand Rambo immer als eine Geschichte über Entfremdung. Ich war dann umso schockierter, als Präsident Reagan in einem Interview sagte: «Ich habe mir Rambo angesehen, er ist ein Republikaner.» (Fasst sich an den Kopf und lässt das Mikrofon fallen.)

... «Rambo: Last Blood»:

Der Film schliesst direkt an das Ende des vierten Teils an. John Rambo kommt nach Hause, ohne jedoch wirklich dort anzukommen. Er ist dort, aber auch nicht. Er leidet unter posttraumatischen Belastungsstörungen und fühlt sich noch immer schuldig für die Leute, die er im Vietnamkrieg nicht retten konnte. Er besitzt eine wunderschöne Ranch, verbringt jedoch die meiste Zeit in Tunneln, die er gebaut hat. Hilfe bekommt er von einer 70-jährigen Haushälterin, welche ein Grosskind hat. Als dieses Mädchen eines Tages nach Mexiko abreist, um ihren richtigen Vater zu finden, passieren schlimme Dinge. Und dann wird es brutale Vergeltung geben.

Rambo: Last Blood kommt am 19. September 2019 in die Schweizer Kinos.

Der Trailer

© Ascot Elite

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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