Hintergrund und Kommentar zum "Spider-Man"-Deal zwischen Marvel und Sony
Heute Morgen machten die beiden Studios Millionen von Fans glücklich, indem sie bekanntgaben, dass der Spinnenmann Teil des Marvel Cinematic Universe werden wird. Sony wird davon enorm profitieren.

Es ist ein guter Tag für alle Fans von Comicverfilmungen. Was lange nur Wunschdenken war, wurde heute Realität: Spider-Man wird ein Teil des immer grösser werdenden Marvel Cinematic Universe. Lange galt dies als unwahrscheinlich, da Marvel im Jahr 1999 für sieben Millionen Dollar die Rechte an der Figur an Sony verkaufte. Sony hatte somit als einziges Studio die Rechte Spider-Man-Filme zu drehen, musste dies jedoch regelmässig tun, da sonst die Rechte zu Marvel zurückgehen würden. Einen ähnlichen Deal hatte Marvel auch für Daredevil, Blade und The Punisher abgeschlossen, und da wir schon länger keinen Film mehr mit diesen Figuren sahen, sind diese Charaktere nun nicht mehr bei 20th Century Fox, New Line Cinema und bei Sony, sondern wieder bei Marvel.
Sony steht also seit über 15 Jahren unter immensem Zeitdruck. Man wollte auf keinen Fall die äusserst lukrative Spider-Man-Reihe verlieren. Die ersten drei Filme von Sam Raimi mit Tobey Maguire in der Titelrolle spielten weltweit knapp 2.5 Milliarden Dollar ein. Weil jedoch die Macher dieser Filme nur für drei Spidey-Abenteuer unterschrieben hatten, mussten neue Deals ausgehandelt werden. Sony konnte sich jedoch nicht mit den Ideen und Gehaltsforderungen von Raimi, Maguire und Co. anfreunden und beschloss die Reihe neuzustarten. Der Anfang vom Ende…
The Amazing Spider-Man brachte uns nur gerade zehn Jahre nach dem ersten Spider-Man-Film nochmals die Originstory, was viele langweilte und der Bösewicht The Lizard nicht auszugleichen vermochte. Alle Hoffnungen lagen deshalb auf The Amazing Spider-Man 2, der etwas Neues erzählen konnte. Sonys Plan war mit dem zweiten Abenteuer eine riesige Welt à la Marvel aufzubauen. Harry Osborne wurde eingeführt, auf die Sinister Six wurde verwiesen und Felicity Jones sollte in späteren Filmen von Osbornes Assistentin zur Fassadenkletterin und Diebin Black Cat befördert werden. Das filmische Resultat war dann jedoch ein völlig überladenes Ding und blieb mit 708 Millionen Dollar weit hinter den Erwartungen zurück. Sony stand vor vielen losen Enden, die sie nicht mehr im Stande waren miteinander zu verknüpfen. So wurde dann auch nicht The Amazing Spider-Man 3 als nächstes in Auftrag gegeben, sondern das Bösewichtscrossover Sinister Six. Ein Zeichen, dass man keine Ahnung hatte, wie man Spider-Man weiterführen sollte. Diese Sorgen ist Sony nun auf einen Schlag los.
Manchmal hilft es einen Schritt zurückzugehen, um vorwärts zu kommen. So sprang Sony nun über seinen eigenen Schatten und versucht nicht mehr auf Biegen und Brechen ein eigenes Comicuniversum zu erschaffen, sondern schliesst sich dem Marvel Cinematic Universe an. Der Deal sieht vor, dass Sony zwar die Rechte an der Figur behält und Einzelfilme produzieren darf, Marvel jedoch mitproduziert und die Figur für Filme wie Avengers: Infinity War verwenden darf. Mit Marvel-Filmboss Kevin Feige steht Sony nun auch der Meister der Comicfilmuniversen beratend zu Seite.
Es ist der richtige Schritt, denn das Chaos, welches mit The Amazing Spider-Man 2 angerichtet wurde, kann nur schwer wieder in Ordnung gebracht werden. Mit Feige hat Sony zudem nun einen Spezialisten, der im Stande ist, die Reihe anständig und richtig aufzugleisen und nicht einfach aus Zeitdruck drauflos zu «rebooten». Die Gewinner sind so Marvel, Sony und natürlich auch die Comicfans. Der grösste Verlierer dürfte derweil Andrew Garfield sein. Auch wenn es noch nicht bestätigt ist, dürfte es eher unwahrscheinlich sein, dass der Brite in dem Reboot als Spider-Man zurückkehren wird.
Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Hoffentlich gilt dies nun auch für den dritten Anlauf des Amazing Spider-Man.