«Colombiana»: Das Interview mit Zoe Saldana
Knallhart, ohne blau zu sein: Wir trafen die Powerfrau aus «Avatar» in Cannes zum Gespräch anlässlich ihres neusten Filmes «Colombiana», in dem sie eine Auftragskillerin auf Rachetour spielt.
OutNow.CH (ON): Im Film bist du atemberaubend in Form. Wie waren die Vorbereitungen für diese Rolle?
Zoe Saldana (ZS): Leider nicht so intensiv, wie ich das gerne gehabt hätte. Ich mag es, Dinge im Voraus zu lernen, sodass ich dann parat ans Set kommen kann. Die Figur der Catalaya war eine recht harte Nuss, um sich in sie hineinzufühlen, denn sie musste als kleines Kind mit schwierigen Dingen wie Wut und Gewalt umgehen. Aber was mir am meisten gefallen hat, ist ihre Zerbrechlichkeit. Der physische Teil der Vorbereitungen beinhaltete viel Martial-Arts. Dabei war aber nichts Graziöses, denn Catalaya lernte ihr Handwerk in den Strassen der Grossstadt. Es machte zwar Spass, war jedoch auch sehr anstrengend.
ON: In Colombiana bewegst du dich wie eine Raubkatze. Wie hast du das hingekriegt?
ZS: Das habe ich meiner Tanzerfahrung zu verdanken und meiner Hyperaktivität als ich noch klein war (lacht). Der Balletunterricht hat da sicher auch geholfen.
ON: Man sieht ja nicht alle Tage Frauen in solchen Actionrollen. Wie viel bedeutet dir das?
ZS: Es bedeutet mir viel, denn ich wollte zeigen, dass wir Frauen nicht nur diese feinen Geschöpfe sind, sondern auch andere Seiten haben und selbst in Männerrollen bestehen können. In unserer Gesellschaft würde man wohl kaum einen Mann in einer Cinderella-Rolle akzeptieren können, bei Frauen ist dies etwas anderes.
ON: Colombiana ähnelt von der Story her den früheren Luc-Besson-Filmen Nikita und Léon. Kanntest du die Filme schon, bevor du was von Colombiana gehört hast?
ZS: Ja, ich kannte sie. Als ich 10 Jahre alt war, habe ich meinen ersten Besson-Film gesehen. Das war Le Grand Bleu. Was mir an seinen Filmen gefällt, sind diese starken Frauenfiguren, die sich sehr ähneln, sei es nun Nikita, Mathilda oder Leeloo. Sie alle wurden in jungen Jahren mit Dingen konfrontiert, an denen sie gewachsen sind.
ON: Wie war es für dich als Schauspielerin, den Durchbruch zu schaffen in einem Film, in dem du eigentlich nicht zu sehen warst, sondern nur in digitaler Form? Wie sehr hat Avatar dein Leben verändert?
ZS: Ich dachte nur kurz daran, was passieren würde, wenn mich die Leute nicht erkennen würden. Doch dann fiel mir wieder ein, dass die Leute nicht mich persönlich kennen sollen, sondern meine Arbeit als Künstlerin. So gesehen, war Avatar ein grosses Geschenk. Ich kann immer noch nach draussen gehen und werde nicht gleich belagert.
ON: Hat James Cameron mit dir schon über die Fortsetzungen gesprochen?
ZS: Nein! (lacht) Sorry, dass ich nicht mehr sagen kann, denn James gibt Informationen über die Sequels erst raus, wenn er mit seinem Skript zufrieden ist. Ich finde es gut, dass er sich dafür Zeit lässt und nicht einfach eine Formel anwendet, um so schnell wie möglich weitere Teile nachzuschieben.
ON: Du warst neben Avatar noch in anderen grossen Filmen wie beispielsweise im ersten Pirates dabei. Wie war das für dich, als kleines Mädchen aus New York in einem solch grossen Film mitzuspielen?
ZS: Es half mir dabei, zu entscheiden, was ich mag und was nicht. Bei Pirates hatte ich den Eindruck, dass dies ein richtig typischer Hollywoodfilm sei. Und wenn ich das immer tun müsste, was ich für diesen Film getan habe, dann war ich damals der Ansicht, dass ich keine Hollywoodfilme mehr drehen möchte. Danach machte ich einen Film mit Steven Spielberg (The Terminal), und dies war eine völlig andere Erfahrung. Danach versuchte ich Projekte zu finden, die mir dieses Gefühl gaben, welches ich bei Spielberg hatte.
ON:Was war denn genau das Problem bei Pirates?
ZS: Das Ganze war zu massiv und überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Ich überlegte nach dem Ende der Dreharbeiten sogar, ob ich vielleicht was anderes machen möchte als das. Tiefer möchte ich hier jedoch nicht gehen, denn dann gehen wir in die Klatschecke, und das will ich nicht.
ON: Was kommt bei dir als nächstes?
ZS: Momentan drehe ich einen Film in Montreal mit Bradley Cooper und Dennis Quaid mit dem Titel The Words. Und irgendwann später ist es dann Zeit für Star Trek 2.