Hameln (2025)

Hameln (2025 / Mini-Serie)

Miniserie-Review: Flötenspielen mit Nebeneffekten

ZDF
Dingdong!
Dingdong! © ZDF

Im deutschen Hameln ist die Legende des Flötenspielers aus dem 13. Jahrhundert an fast jeder Ecke präsent. Damals, als die Stadt von Ratten überlaufen wurde, kam ein mysteriöser Fremder daher und befreite die Bewohner von den Nagern - wurde dann aber übers Ohr gehauen und schwor Rache. Drei junge Leute werden in ihren Träumen mit genau dieser Geschichte konfrontiert und merken bald, dass mehr hinter den Bildern in ihrem Kopf steckt. Die fast blinde Finja (Caroline Hartig), der hörbehinderte Jannik (Constantin Keller) und der an den Rollstuhl gebundene Ruben (Riccardo Campione) finden sich zusammen und wollen gemeinsam mit Janniks Bruder Sam (Jonathan Elias Weiske) hinter den Sinn ihrer gemeinsamen Träume kommen.

In der Schummergasse
In der Schummergasse © ZDF

Je tiefer sie in die Geschichte und die Erlebnisse eintauchen, desto gefährlicher wird es. Denn nicht nur haben sie inzwischen gruselige Kinder wahrgenommen, die in schreckhafter Manier auftauchen, sondern selbst ihre Eltern werden von schrecklich verunstalteten Figuren bedroht, die dafür sorgen, dass sich die Todesfälle in Hameln häufen. Ausserdem ist da noch der Rattenfänger (Götz Otto) höchstpersönlich, der sich je länger, je deutlicher zu erkennen gibt und sich für den Verrat damals rächen will. Dafür greift er tief in die Gruselkiste und schreckt auch vor brutalen Aktionen nicht zurück.

Hameln hinterlässt einen soliden, aber eben nicht aussergewöhnlichen Eindruck. Einzelne Episoden sind zu schwammig erzählt, Nebengeschichten nur mässig interessant und die Dynamik des Ermittler-Trios nimmt mit jeder Folge ein wenig ab. Trotzdem ein angenehm anzuschauender Event.

Basierend auf einer der bekanntesten deutschen Sagen haben Sandro Lang und TV-Regisseur Rainer Matsutani die Grusel-Mini-Serie Hameln entwickelt, die zwar in der Gegenwart spielt, aber den steten Bezug zur Vergangenheit zum Thema hat. Mittendrin stehen drei junge Menschen mit Behinderung. Denn, so besagt die Legende, hat der Rattenfänger damals eben genau drei Kinder mit Behinderung zurückgelassen, während er alle anderen des Dorfes ins Unheil führte. Herausgekommen sind sechs Episoden, die durchaus Unterhaltungswert haben.

Zugegeben, als Zuschauer muss ein gewisses Interesse an dieser Sage vorhanden sein und die zwischendurch scheinbar unvermeidbaren Längen sollten ausgesessen werden. Wer das tut, bekommt mit Hameln eine überwiegend interessante Mini-Serie zu sehen, in welcher sogar Stars wie Veronica Ferres und Black Panther-Kämpferin Florence Kasumba mitwirken. Beiden hätte man mehr Screentime gewünscht; allerdings scheinen ihre Figuren nicht komplett ausgeschrieben worden zu sein. Da machen es die im Mittelpunkt stehenden Menschen mit Behinderung schon einiges besser.

Caroline Hartig als fast Blinde, der tatsächlich hörbehinderte Constantin Keller und Riccardo Campione geben ein interessantes Gespann ab, das sich zwar erst finden muss, aber dann gemeinsam mit Jonathan Elias Weiske recht glatt funktioniert. Der Miteinbezug der Erwachsenen in die Storyline von Hameln hingegen geschieht etwas mühevoller, sodass manche Aktionen und Taten recht umständlich erklärt werden müssen. Das mindert den Schwung der Story und gibt den einzelnen Episoden etwas weniger Substanz als gewünscht.

Hameln ist aber vor allem einen Grusel-Serie, die mit wiederholenden Schreck-Effekten arbeitet. Verkleidete Kinder tauchen aus dem Nichts aus, der böse Rattenfänger Götz Otto (einst bei James Bond in Tomorrow Never Dies im Einsatz) ist gfürchig geschminkt und strahlt eine angenehme Bedrohung aus. Er erschreckt den Zuschauer praktisch bei jedem Auftauchen. Dass man diese Serie aber auch gut in einem 120-Minüter hätte unterbringen können, ist eine andere Geschichte.

Dani Maurer [muri]

Muri ist als Methusalem seit 2002 bei OutNow. Er mag (fast) alles von Disney, Animation im Allgemeinen und Monsterfilme. Dazu liebt er Abenteuer aus fremden Welten, Sternenkriege und sogar intelligentes Kino. Nur bei Rom-Coms fängt er zu ächzen an. Wobei, im IMAX guckt er auch die!

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