When the Light Breaks (2024)

When the Light Breaks (2024)

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  2. 82 Minuten

Filmkritik: Ein Toast auf das Leben

77e Festival de Cannes 2024
Glückliche Zeiten
Glückliche Zeiten © Compass Film

Ein lauer Sommerabend an der isländischen Küste: Una (Elín Hall) und Diddi (Baldur Einarsson) sind verliebt, doch müssen sie diese Liebe geheim halten, da Diddi offiziell noch mit Klara (Katla Njálsdóttir) zusammen ist. Doch Diddi wird dies ändern: Am nächsten Tag will er zu Klara fliegen, um die Beziehung mit ihr zu beenden. Endlich kein Versteckspiel mehr für die beiden jungen Kunststudierenden! Als Diddis Flieger nicht fliegen kann, nimmt dieser spontan das Auto, um zu Klara zu fahren.

Klara und Una
Klara und Una © Compass Film

Einige Stunden später erfährt Una von einem riesigen Verkehrsunfall in einem Tunnel, bei dem nach dem Ausbruch eines Feuers unzählige Menschen ums Leben kamen. Das bange Warten und Hoffen auf ein Lebenszeichen von Diddi beginnt nicht nur sie, sondern auch die gemeinsamen Freunde und Klara auf eine unerträgliche Folter zu spannen. Als es endlich Klarheit gibt, gilt es für die Freundesgruppe um Una, mit dem schweren Schicksal umzugehen. Klara und Una treffen aufeinander, und das Unaussprechliche darf nicht ausgesprochen werden.

In When the Light Breaks endet ein Leben tragisch, viele andere müssen weitergehen. Ein schwieriges Unterfangen und eine hochemotionale Angelegenheit, die den jungen Menschen auferlegt wird. Rúnar Rúnarsson erschafft einen tieftraurigen Film, der sehr auf sein Thema fokussiert und von diesem nicht mehr ablässt.

Nichts scheint am Anfang das Glück des jungen Paares in When the Light Breaks zu erschüttern. Doch dann veràndert ein Ereignis alles und lässt das junge Glück zerschellen und zu einer wahrhaftigen Leidensgeschichte werden. Die anfänglichen Bilder bei Sonnenuntergang an der isländischen Küste weichen einem Meer aus Tränen und Leid.

Obschon es um den Tod geht, fokussiert Rúnar Rúnarsson in seinem Film darauf, wie Menschen mit Trauer umgehen und diese bewältigen. Sinnbildlich dafür steht eine Begegnung von Una mit ihrem Vater, die zeigt: Es gibt keine Worte, die diesen Schmerz auch nur annähernd lindern könnten. Verschlimmert wird die Situation noch dadurch, dass Una und Diddi ihre Liebschaft geheim halten mussten und Una schlussendlich auf Diddis Freundin trifft. Die beiden vereint die Trauer um den Verlust, und doch erschwert die Dreieckskonstellation alles. Dieser Schmerz, den sie teilen - und der noch viel brutaler wäre, käme alles ans Licht -, ist beinahe unerträglich. Die Ausweglosigkeit der Situation steigert sich schliesslich zur Klimax.

Getragen wird When the Light Breaks von einem jungen, talentiert aufspielenden Cast um Elín Hall, die eine tränenreiche Präsenz hinlegt und die Emotionen glaubhaft spielt. Doch auch der restliche Cast trägt die Rollen souverän und gefühlvoll und schafft es, beim Publikum Empathie zu wecken. Untermalt wird diese Grundstimmung des Filmes schlussendlich durch einen tiefmelancholischen, orchestralen Soundtrack, der dem Publikum die Tränen in die Augen drückt, sollten diese nicht bereits längst über die Wangen gekullert sein.

Der Film erzählt die Geschichte in knackigen 82 Minuten, die keine Umschweife und Nebenplots zulassen. Der Fokus liegt auf der Story, was dem Film guttut und das schwere Thema glücklicherweise nie nebensächlich erscheinen lässt. When the Light Breaks hallt noch lange nach dem Schauen nach und schafft es, auch einige Zeit später Emotionen zu wecken.

Yannick Bracher [yab]

Yannick ist Freelancer bei OutNow seit Sommer 2015. Er mag (Indie-)Dramen mit Sozialkritik und packende Thriller. Seine Leidenschaft sind Filmfestivals und die grosse Leinwand. Er hantiert phasenweise noch mit einem Super-8-Projektor und lernt die alten Filmklassiker kennen und schätzen.

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