Haifische müssen in den meisten Filmen als menschenfressende Bestien herhalten. Scheinbar aus reiner Boshaftigkeit starten sie Angriffe und zerreissen Menschen. Dass man jedoch mit der fortschreitenden Verschmutzung unseres Planeten die Lebensumgebung dieser Fische attackiert und die Haifische somit zu Reaktionen zwingt, wird selten einmal aufgenommen. Sous la Seine, oder Under Paris, wie der Film im Englischen heisst, nimmt sich dieser Problematik etwas deutlicher an. Er startet seine Geschichte auf einem Abfallkontinent, der auf dem Wasser liegt und für allerlei Tiere eine grosse Gefahr darstellt. Von hier zum Auftauchen des gleichen Haifischs in Paris braucht die Story zwar einen rechten Zeitsprung, aber plausibel bleibt die Sache.
Wir begleiten die von Bérénice Bejo (Oscarnomination 2012 für The Artist) gespielte Protagonistin, die nach einem fürchterlichen Vorfall mit diesem Geschehen noch einmal konfrontiert wird. Der Haifisch, der durch die Seine schwimmt und sich auf das kommende Triathlon-Buffet freut, ist nämlich derselbe, an den sie ihre Freunde verloren hat. Ist diese Story mal lanciert, nimmt Sous la Seine seinen spannend umgesetzten Gang durch die Bürokratie von Paris, an ungläubigen Regenten vorbei bis hin zum Tauchgang ins Dunkel, denn schliesslich versteckt sich so ein Riesenfisch nicht im hellen Tageslicht. Da müssen es schon abgesperrte Kanäle und ähnliches sein, die nun erforscht und untersucht werden müssen.
Wer in Sous la Seine den grossen Bösewicht sucht, findet ihn auf den ersten Blick im menschenfressenden Haifisch. Wer aber etwas genauer hinschaut, merkt bald, warum der Fisch so handelt und was für ihn auf dem Spiel steht. Spätestens ab diesem Moment dürfte die Frage nach den Schuldigen für diese Situation etwas anders beantwortet werden. Nichtsdestotrotz lässt der Film den Haifisch von der Leine und bietet nebst einigen sehr beeindruckenden Fisch-Aufnahmen auch jede Menge abgerissene Beine, Arme und Oberkörper. So sind die Franzosen dann doch nicht, dass sie uns einen Hai-Thriller versprechen und keinen Gore liefern.
In einer gespenstischen Kulisse unterhalb der Stadt und und mit tollen Unterwasseraufnahmen entwickelt Sous la Seine die Geschichte auf sicheren Pfaden und lässt gegen Ende sogar noch ein paar Granaten explodieren, die seit Jahrzehnten auf dem Grund der Seine rumliegen. Die Folge davon ist ein furioses Finale, das mehr als nur ein Türchen offenhält, um die Bedrohung auch mal in anderen grossen Flüssen auftauchen zu lassen. Wie wäre es mit «Hai-Alarm in der Limmat»?