Kalbermatten (2024)

Kalbermatten (2024)

  1. 100 Minuten

Filmkritik: Wo ist das starke Geschlecht?

Diese Toilette ist für alle da.
Diese Toilette ist für alle da. © MovieBizFilms

In der kleinen Gemeinde Kalbermatten sind die Kassen und die Kirche leer. Die Pfändung steht an und Gemeinderat Hausi Mast (Daniel Bill) muss kreativ werden, um die Fusion mit dem Nachbarort Gross-Schöningen zu verhindern. Mit dem kreativen Dorfpfarrer Elio (Phillipp Galizia) und den anderen Räten wird nun ein Flüchtlingszentrum aufgestellt, das mit der Kirche kombiniert wird. Dort sollen die «Fremden» (u. a. Rob Spence als Diktator) unterkommen und lernen, wie das in unserem Land mit der Demokratie funktioniert. Denn an der anstehenden Gemeindeversammlung gilt es, diese zu demonstrieren.

«Wolle Kebap kaufe?»
«Wolle Kebap kaufe?» © MovieBizFilms

Nun aber läuft der Hase nicht ganz so, wie sich das Hausi Mast vorgestellt hat. Denn im Eifer des Gefechtes wird im Ort das Männerstimmrecht abgeschafft und die Frauen kommen an die Macht. Hausis Gattin Marietta (Martina Lory) übernimmt die Führung und die entmachteten Männer wollen sich bei den Flüchtlingen in der Kirche neu organisieren. Es muss doch einen Weg geben, dass die Männer wieder an die Macht kommen! Auch wenn sie dafür zeigen müssen, dass sie die besseren Frauen sind.

Kalbermatten ist sicher für ein Nischenpublikum sehenswert, wird wohl aber recht schnell wieder in Vergessenheit geraten. Die Macher haben sich sichtlich Mühe gegeben, die Location ist schön, aber die Figuren hätten bessere Handhabung und Ausarbeitung verdient. So bleibt der Film Geschmacksache, dürfte aber manchem Zuschauer etwas sauer aufstossen.

Nach einem Drehbuch des Comedian Andreas Thiel (ja, der damals mit dem pinken Mohawk aufgetreten ist) und unter der Leitung von The Ring Thing-Regisseur Marc Schippert kommt ein Schweizer Film zu uns, der nicht nur eine schräge und spezielle Geschichte erzählt, sondern auch jede Menge Skurrilität präsentiert: Kalbermatten spricht diejenigen an, die mit «cineastischem Seichmachen» ebenso wenig Mühe haben wie mit Männern in Frauenkleidern.

In den gut 115 Minuten nimmt uns Kalbermatten mit in eine herrliche landschaftliche Idylle, und wir bekommen eine Geschichte, die vor allem in der ersten Hälfte etwas gar unsortiert daherkommt. Bis die Story in Gang gerät, die Figuren ihre Plätze eingenommen haben und es inhaltlich etwas vorangeht, wird vor allem rumgeblödelt. Das kann man sich in einigen Szenen durchaus anschauen, jedoch verpufft ein grosser Teil der Gags recht schnell wieder. Glücklicherweise setzt man dabei aber auf gestandene Darsteller wie Daniel Bill (Exklusiv), der selbst in der dümmsten Situation nie seinen Sympathiewert verliert.

Die Story findet sich bald auf geraden Pfaden wieder, und so trotten wir dem Ende entgegen. Hier lässt der Film Chancen aus, richtig zu provozieren oder Interesse zu generieren. Männer in Frauenklamotten, nette Ägypter mit Foodtruck und böse dreinblickende Frauen dürften inzwischen nicht mehr genügen, um Diskussionen anzuregen. Selbst wenn Kalbermatten immer wieder versucht, mit kleinen Nadelstichen Kritik an der Gesellschaft und Politik zu setzen, gelingen tut es leider in diesem Ausmass praktisch nicht.

Erwähnenswert sind allerdings zwei Figuren, aus denen leider nicht viel gemacht wird, die aber prominent besetzt sind. Zwar lässt es die wunderbare Anikó Donáth nicht «tschädere», aber ihre Kurzauftritte sind gut in Szene gesetzt. Neben ihr macht auch Komiker Rob Spence als Diktator auf der Flucht eine gute Falle, denn seine Momente sind immerhin witzig.

Dani Maurer [muri]

Muri ist als Methusalem seit 2002 bei OutNow. Er mag (fast) alles von Disney, Animation im Allgemeinen und Monsterfilme. Dazu liebt er Abenteuer aus fremden Welten, Sternenkriege und sogar intelligentes Kino. Nur bei Rom-Coms fängt er zu ächzen an. Wobei, im IMAX guckt er auch die!

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