Black Dog - Gou zhen (2024)

Black Dog - Gou zhen (2024)

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  2. 116 Minuten

Filmkritik: Der mit dem Hund fährt

Er fährt, ich belle.
Er fährt, ich belle. © trigon-film

Lang (Eddie Peng) kehrt nach seiner Haftstrafe wegen Beteiligung an einem Mord in seine Heimatstadt am Rande der Wüste Gobi zurück. Dort erhält er die Gelegenheit zu einem Neuanfang: Er wird Teil eines kommunalen Einsatzteams, das streunende Hunde einfängt, um die Stadt vor den Olympischen Spielen 2008 «hundefrei» zu machen. Während er die Strassen durchkämmt, trifft er auf einen besonders eigensinnigen schwarzen Hund, zu dem er wider Erwarten eine tiefe Bindung aufbaut.

Zwischen Mann und Tier entwickelt sich eine stille, aber kraftvolle Freundschaft, die Lang hilft, seine eigene Isolation und Schuld zu überwinden. Unterstützung erhält er von Grape (Liya Tong), einer ehemaligen Zirkusartistin, und Onkel Yao (Jia Zhang-ke), dem strengen Leiter des Patrouillenteams. Als der Druck aus der Politik zunimmt, muss Lang sich entscheiden, wofür er kämpft.

Das visuell überzeugende Drama erzählt sehr ruhig die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem Mann und einem Hund. Leider gelingt die Umsetzung ansonsten nur sehr eingeschränkt. Black Dog verzichtet auf jeglichen dramaturgischen Spannungsbogen. Vor allem in der ersten Filmhälfte prägen weniger die Dialoge den Film - wenn sie überhaupt vorhanden sind -, sondern vielmehr das Dauergebell Dutzender Hunde. Das wird mit der Zeit dann doch eine Zumutung für die Ohren.

Der chinesische Regisseur Guan Hu hat schon viel Erfahrung bei der Regiearbeit, vornehmlich jedoch bei hierzulande nicht sehr bekannten Werken. Bei seinem neuesten Film Black Dog darf man nicht allzu viel Handlung erwarten. Er zeichnet sich eher durch Atmosphäre und Bilder aus. Weite Landschaften, verlassene Gebäude, die teilweise kurz vor dem Zusammenbruch stehen und seelenlose Strassen sollen die innere Leere des Hauptcharakters darstellen. Doch leider wird auch dies in diesem 110-minütigen Film sehr rasch eintönig und trist.

Das reduzierte Schauspiel von Eddie Peng führt auch nur schwer zu einer emotionalen Verbindung mit dem Charakter. Alle anderen Figuren sind sowieso ziemlich egal - mit Ausnahme des Hundes natürlich. Das Zusammenspiel zwischen dem Hund und Lang funktioniert aber in den seltensten Momenten.

Der Film bemüht sich, die Realität abzubilden, daher bleibt vieles ohne Drama. Und wenn sich doch mal Drama ergibt, dann ist dies leider nur für die Zuschauenden durch das penetrante, teilweise auch permanente Hundegebell der Fall.

Vielleicht ist Black Dog ein gesellschaftspolitischer Kommentar zu Grossereignissen wie den Olympischen Spielen und sicher auch über den Umgang zwischen Mensch und Tier. Doch ein klein wenig mehr Drive würde sicher dazu führen, dass mehr Zuschauende auch aus westlichen Gefilden mit diesem Film etwas anfangen könnten.

Christoph Reiser [chr]

Christoph arbeitet seit 2020 als Freelancer für OutNow. Er weiss, dass man Animationsfilme nicht hassen darf, dafür liebt er Sergio-Leone-Western. Der Besuch eines Filmfestivals ist zuoberst auf seiner Bucket-List, naja fast. Und er mag kein Popcorn im Kino, denn er steht auf Chips.

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