Challengers ist ein Film über spitze Spitzensportler. Das sexy Tennis-Drama von Luca Guadagnino vergisst dabei aber nie den Spass - beispielsweise, wenn sich die drei im Zentrum stehenden, äusserst ehrgeizigen Charaktere mit ihren Reizen manipulieren. Dass sich die Geschichte dabei auch um Verletzlichkeiten von Körpern, Emotionen, Beziehungen und Gefühlen dreht, geht bei diesem feder(er)-leichten, stürmischen, fantastisch gespielten und nicht nur auf dem Hartplatz perfekt inszenierten Juwel von einem Film fast vergessen.
Laut Schauspieler Mike Faist, der ein Drittel der sportlichen Ménàge-à-trois in Challengers repräsentiert, interessierte sich Regisseur Luca Guadagnino nicht wirklich für die Feinheiten von Tennis. Ihm sei mehr am menschlichen Körper und an Schweiss gelegen. Dies sieht man dem Film auch an. Doch auch wenn man nach dem Schauen des Trailers das Gefühl hat, dass hier die grosse sexy Fleischbeschau ansteht: Im neusten Film des Regisseurs von Call Me by Your Name und Bones and All - der zu Unrecht gefloppt ist - geht es um Beziehungen, Zerbrechlichkeit und Manipulation. Und in der Sportart Tennis findet er die perfekte Metapher.
In jedem Tennisspiel geht es darum, die Oberhand zu haben. Bei den Spitzensportlern Tashi, Art und Patrick fliesst dieses Mindset jedoch auch in das private Leben rein - und so spielen sie auch abseits des Platzes mit den athletischen Körper (Psycho-)Spielchen. Wer hat am Schluss die Hosen an? Und wer hat sie in den entscheidenden Momenten nicht mehr an? Sex funktioniert dabei wie eine starke Rückhand für entscheidende Punkte.
Da der Film dabei zwischen unterschiedlichen Zeitebenen wechselt, geht es wie bei einem Ballwechsel hin und her. Das hat zwar zur Folge, dass zwischendurch die Spannung etwas abgewürgt wird. Aber besonders gegen Ende hin zahlt es sich aus, wenn alles auf ein immer dramatischeres Finish herausläuft. Alle Ballwechsel sind da fantastisch inszeniert, wobei auch POV-Shots zum Einsatz kommen - einmal sogar aus der Sicht eines Tennisballes.
Bei aller Intensität ist Challengers aber auch ein riesiger und vor allem sexy Spass. Nicht umsonst ertönt in einer Partyszene Nellys «Hot in Herre», wobei es vor allem der treibende Elektrosoundtrack des Duos Reznor/Ross ist, der auf der Musikseite für Begeisterung sorgt. Fast schon spitzbübisch inszeniert Guadagnino hier das Verzehren von Bananen und Churros und zeigt fast schon voyeuristisch Filzbälle und Rackets, wobei die Form eines Teils der Schläger einem weiblichen Geschlechtsorgan nicht unähnlich ist. Da beginnt man wie die beiden Herren bei ihrem erstem Hotelzimmertreffen mit ihrer Angebeteten zu kichern oder verfällt auch mal in peinliches Schweigen.
Gespielt ist das alles obendrein auch noch grossartig. Zendaya, Mike Faist und Josh O'Connor verkörpern vom Erfolg getriebene Figuren, die mit einem Tunnelblick durchs (Profi-)Leben gehen. Dabei haben zwei von ihnen grosse Angst vor dem «Nachher» und treffen deshalb nicht immer die schlausten Entscheidungen. Vieles wird dabei auf die Spitze getrieben - was aber nur logisch ist, da Sportler bekanntlich etwas anders ticken. Es mag abgedroschen klingen, aber besonders dank ihnen ist Challengers ganz grosses Tennis.