Thanksgiving (2023)

Thanksgiving (2023)

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  2. 107 Minuten

Filmkritik: I Know What You Did Last Black Friday

Erhöhter Social-Media-Konsum kann tödlich sein.
Erhöhter Social-Media-Konsum kann tödlich sein. © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Am Black Friday rasten die Menschen besonders in den USA jeweils völlig aus. Um sich mit möglichst vielen vergünstigten Produkten einzudecken, checken sie auch mal andere Menschen weg und wechseln wüste Worte. Den Betreibern von Megastores scheint dies egal zu sein, solange der Umsatz stimmt. Deshalb entscheidet Ladenbesitzer Thomas Wright (Rick Hoffman) auch, den Verkaufswahnsinn in Plymouth im Bundesstaat Massachusetts schon am Abend vor dem Black Friday - und damit an dem Feiertag Thanksgiving - zu starten.

Der Killer und seine Gästeliste
Der Killer und seine Gästeliste © Sony Pictures Releasing Switzerland GmbH

Durch ein paar Schüler, die zu früh in den Laden gekommen sind, verwandelt sich die draussen wartende Menschenmenge jedoch in einen regelrechten Mob, wobei es zu äusserst wüsten Szenen und sogar Todesfällen kommt. Als ein Jahr später an Thanksgiving ein mysteriöser Killer damit beginnt, Jagd auf die Verantwortlichen zu machen, beginnt auch für Wrights Tochter Jessica (Nell Verlaque) und ihre Freunde ein Kampf ums Überleben. Können sie den Psychopathen enttarnen, bevor sie selbst Teil einer abartigen Festtafel werden?

Genre-Spezialist Eli Roth hat angerichtet: Sein Thanksgiving ist ein blutiger und deftiger Festtagsfilm, bei dem sich einem nicht der Magen umdreht, sondern der durch seine Übertreibungen und seinen schwarzen Humor ein morbider Spass ist. Slasher-Fans werden dank der kreativen Kills bei Roths aufgetischter Schlachtplatte definitiv satt werden.

2007 wollten Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit Grindhouse die Art von dreckigen B-Filmen zurückbringen, die sie sich in den Siebzigern und Achtzigern zuhauf reingezogen hatten. Das von den Regisseuren gedrehte Double Feature mit Planet Terror und Death Proof - bei uns kamen die Filme separat in die Kinos - wurde in den USA zusätzlich mit Trailern zu Filmen angereichert, die es eigentlich nie geben sollte. Einer dieser Fake-Trailer war für einen Actionfilm namens «Machete», wobei die Vorschau bei den Fans dermassen gut ankam, dass Rodriguez nicht nur einen, sondern gleich zwei Filme mit Danny Trejo als Titelhelden drehte. Auch Tarantino-Buddy Eli Roth hat mit «Thanksgiving» einen Trailer zu Grindhouse beigesteuert, wobei 16 Jahre später nun auch ein ganzer Film über einen an dem amerikanischen Feiertag mordenden Psychopathen entstanden ist.

Anders als Rodriguez hat Roth jedoch im Vorfeld seinen Film bewusst vom Fake-Trailer abgegrenzt, um mehr kreative Freiheit zu erlangen. Der Hostel-Regisseur dachte sich sogar extra eine Fake-Hintergrundstory aus: Der Trailer sei zu einem 1980er-Film, der dermassen obszön war, sodass alle Kopien vernichtet wurden. Thanksgiving ist somit eine Neuinterpretation dieses verlorenen gegangenen Filmes, zu dem nur noch der Trailer existiert. So musste Roth zum einen nicht jede Szene aus seinem Grindhouse-Beitrag auch in seinem neusten Schocker unterbringen, und zudem konnte er die Handlung des Filmes von den Achtzigern ins Social-Media-Zeitalter versetzen.

Auch wenn Instagram und Co. wichtige Rollen in den Film einnehmen, ist Thanksgiving deutlich näher an den Slasher-Whodunit-Filmen aus den Neunzigern wie Scream und I Know What You Did Last Summer. Das Rätselraten, wer sich hinter der Killermaske verbirgt, macht Spass, da sich - ganz dem Genre entsprechend - immer wieder Figuren verdächtig machen, bevor der Grossteil von ihnen selbst auf deftigste Weise dem Mörder zum Opfer fällt. Roth hält bei den Kills nicht zurück, wobei er aber jeweils auch den schwarzen Humor einfliessen lässt, für den er bekannt ist.

Was Thanksgiving jedoch etwas abgeht, ist eine gewisse Cleverness. Der Plot ist nun wahrlich nicht der schlauste, die Figuren sind arg dünn, und das Finale ist bei der Auflösung und auch im Schnitt recht chaotisch. Dass es der Film aber nicht wie der letzte Teil von Scream mit der Meta-Ebene übertreibt, ist angenehm. Die Gradlinig- und Gnadenlosigkeit sind die Stärken von Thanksgiving - das wird nicht nur Gore-Hounds munden.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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Kommentare Total: 4

Guinness

Blutiger und mit grimmigen Kills gespickter Slasher der zwar keine besonders clevere Story hat aber wahnsinnigen Spass macht. Die Ultra böse Eröffnungssequenz ist dabei das absolute Highlight.

«John Carver» darf gerne in Serie gehen.

CineMani

Nach einem genialen Filmbeginn (Stichwort: Black-Friday-Mania) verkommt dieser Slasher-Streifen zum simpel gestrickten, aber immerhin humorvollen «Scream»-Ripoff. Eli Roth, der sich in Interviews seit «Hostel» immer wieder auf die Bibel als «brutalste und blutrünstigtse Lektüre überhaupt» beruft, überspannt den Bogen einmal mehr mit zwar solide gemachten, aber letztlich völlig unnötigen Splatter-Zugaben. Wer's mag…

muri

Darf man bei einem solchen Film von «erfrischend» reden? Jedenfall hat er ein paar wirklich gute Kills, viel zum Grinsen (vor allem die Anfangssequenz ist herrlich bös) und zieht sein Ding einfach durch. Hat überraschend gut gefallen.

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