Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem (2023)

Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem (2023)

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  2. 99 Minuten

Filmkritik: Turtle Mutant Karate Teens

They're heroes in a half shell and they're green!
They're heroes in a half shell and they're green! © Paramount Pictures

Ein gieriger Grosskonzern und sein misslungener Überfall auf einen genialen Wissenschaftler resultieren darin, dass ein schleimartiges Mutagen aus dem Labor entkommen kann. Das grüne Ooze findet seinen Weg zielsicher in die New Yorker Kanalisation und sorgt dafür, dass eine Ratte und vier Schildkrötenbabys sich aus dem klassischen Tierreich verabschieden. Auch 15 Jahre später ist TCRI-Leiterin Cynthia Utrom (Stimme von Maya Rudolph) immer noch auf der Suche nach dem wertvollen Mutantenmittel.

Drehbuchautor Seth Rogen spricht einen der beiden ikonischen Gegenspieler.
Drehbuchautor Seth Rogen spricht einen der beiden ikonischen Gegenspieler. © Paramount Pictures

Die vier Schildkröten sind inzwischen zu Teenagern herangewachsen und leben mit ihrem Adoptivvater Splinter (Stimme von Jackie Chan) unter den Strassen der Bronx. Die selten Ausflüge an die Oberflächen lassen Leonardo, Raphael, Donatello und Michelangelo von der Welt der Menschen träumen. Diese rückt für die Brüder ein ganzes Stück näher, als der Mutant Superfly (Stimme von Ice Cube) die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Gemeinsam mit der Schülerreporterin April O'Neil wagen die Hobby-Ninjas den Schritt ins Rampenlicht.

Gefährliche Mutanten mit Superwaffen bedrohen wieder einmal New York City - aber alles andere ist neu. Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem überzeugt mit seinem äussert attraktiven Animationsstil. Der clevere Humor findet nicht nur in den Dialogen statt, jeder Schnitt und jede Bewegung dient gleichzeitig Narration und Unterhaltung. Scheinbar mühelos gelingt es dem Film, die Turtles in die Gegenwart zu holen.

Vom düsteren Comic zum Popkulturphänomen: «Jeder kennt die Hero Turtles», sang Frank Zander im deutschsprachigen Intro der ersten Zeichentrickserie. Trotz der beiden Michael-Bay-Produktionen zuletzt richten sich die vier kämpfenden Pizzaliebhaber aus New York seit den Neunzigerjahren vor allem an ein jüngeres Publikum. Umso erstaunlicher also, dass bisher nur einer der sechs Filmadaptionen ein Animationsstreifen war.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem bietet dem Titel entsprechend viele Mutanten, nimmt dabei aber vor allem das Teenageralter der Hauptfiguren als wichtigstes Kriterium. Leo, Raph, Donnie und Mikey verfolgen genau, wofür sich Gleichalterige in der Welt über der Kanalisation interessieren. Youtube und Social-Media-Apps haben dabei auch bei den mutierten Schildkröten das gute alte Fernsehen ersetzt. Während man bei Referenzen zu Adele und Forza Horizon noch einigermassen folgen kann, dürften ältere Generationen spätestens bei TikTok-Trends und K-Pop vorübergehend aussteigen.

Die vier Noch-nicht-Helden legen dazu eine Unbedarftheit an den Tag, die dem Superheldengenre zuletzt häufig fehlte. Die Teenager träumen nicht von der Rettung der Welt - wobei, insgeheim vielleicht schon ein wenig -, sondern von einem ganz normalen Schulalltag unter Menschen. Wären da nicht die mahnenden Worte von Ziehvater Splinter, der hier ein klassisches New Yorker Elternteil darstellt und keinen Ninja-Meister, Menschen sind Monster und für Mutanten brandgefährlich.

Hand in Hand mit der inhaltlichen Modernisierung der Turtles geht der neue Animationsstil. Hier darf über den Rand gemalt werden, Actioneffekte entladen sich in einfachen Zacken und Kringeln und verwaschene Farben erinnern an ein Comicbuch, welches zum Leben erwacht. Schnitte folgen der Narration und dem Humor. So wird etwa ein einfacher Supermarkteinkauf zu einem intensiven Raubzug. Dazu gesellen sich mehr als eine gelungene Montage, die Zeit und Orte miteinander verbinden. Es ist eine äusserst ansehnliche und liebevolle Animationsarbeit, die hier dem Publikum präsentiert wird - auch wenn der Film nicht das absurd hohe Niveau eines Spider-Man: Across the Spider-Verse erreicht.

Und auch wenn die Superheldengeschichte über einen Bösewicht mit einer gemeinsamen Vergangenheit endlich in Gang kommt, traut sich Mutant Mayhem ein Stück weit vom bekannten Weg abzuweichen. Einerseits hat man mit Superfly keinen TMNT-Schurken aus der ersten Reihe, andererseits überrascht das grosse Mutantenteam mit seiner Offenheit gegenüber den Turtles. Dabei bleibt auf dem Weg zum Actionfinale stets noch Zeit für einen gelungenen Gag, von denen es reichlich im Drehbuch der beiden Hollywoods-Kindsköpfe Evan Goldberg und Seth Rogen gibt. So ist Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem am Ende ein gelungenes Reboot, in dem viele Ideen und Herzblut stecken, welches das Rad aber auch nicht neu erfindet.

Sven Martens [sma]

Sven schreibt seit 2015 als Freelancer bei OutNow. Seine Sehnsucht nach Amerika reicht von Martin Scorseses New York über die weiten Steppen von John Ford bis hin zu Howard Hawks' Traumfabrik in Hollywood. In seiner Freizeit guckt er gerne Filme von Éric Rohmer.

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