Die meisten Filmemacherinnen und Filmemacher sind wohl per Definition eher extrovertiert; braucht es doch einen gewissen Willen, sich zur Schau zu stellen und die eigenen Gefühle zu offenbaren. Sometimes I Think About Dying thematisiert hingegen das Gegenteil: Die introvertierte Protagonistin Fran leidet an «Social Anxiety» und verschliesst sich ihrem Umfeld.
Der Film basiert dabei auf dem gleichnamigen Kurzfilm von Stefanie Abel Horowitz aus dem Jahr 2019. Regisseurin Rachel Lambert hat das 12-minütige Original zu einem 90-minütigen Spielfilm ausgebaut und mit Daisy Ridley eine Ladung Starpower in das Projekt eingebracht. Die Britin verkörpert hier so etwas wie das Gegenteil ihrer Rey aus der neuesten Star-Wars-Trilogie: schüchterner Bürogummi anstatt mutige und forsche Sternenheldin.
Schauspielerisch ist das durchaus bemerkenswert, zumal der Film - im Unterschied zur Vorlage - auf Voiceovers verzichtet. Das heisst, es ist umso stärker das nuancierte Mienenspiel gefragt, um dem Publikum die Emotionen dieses verschlossenen Charakters zu vermitteln. Und Daisy Ridley erledigt ihre Aufgabe mit Bravour. Sie schafft es, mit einem Blick oder einer Geste mehr auszudrücken, als tausend Worte es tun könnten.
Inszeniert ist der Film als bittersüsse Romanze; die kitschigen Streicher am Anfang und die schnörkelige Schrift im Vorspann scheinen da fast schon ironisch überzeichnet. Und sie kontrastieren mit der eher tristen Atmosphäre in der Kleinstadt irgendwo an der Küste Oregons, wo der Film spielt. Vieles ist in diesem leisen Film nur angedeutet; beispielsweise gewisse Büro-Intrigen und -Zwistigkeiten zwischen Frans Arbeitskolleginnen und -kollegen. Ein wenig wie The Office, aber ungleich subtiler.
So ansprechend der Film inszeniert und so gut gespielt er ist: In der zweiten Hälfte franst er etwas aus, der Story fehlt eine Entwicklung, ein Überraschungsmoment. Der sich anbahnende Konflikt scheint ein wenig gesucht, und das Ende ist wiederum abrupt. Schön ist hingegen, wie sich die Wallung von Frans Gefühlen auch in ihren Tagträumen widerspiegelt: Zuhause auf dem Sofa fühlt sie sich entspannt, unterwegs zum Date wird der Tagtraum jedoch zum Alptraum. So gibt dieses Porträt einen spannenden Einblick in das Gefühlsleben einer Person, die sich eigentlich vehement gegen Gefühle wehrt.