Youth (Spring) - Qingchun (2023)

Youth (Spring) - Qingchun (2023)

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  2. 212 Minuten

Filmkritik: Inesteche, umeschlah, durezieh und abelah

76e Festival de Cannes 2023
Er will in seinem Job hoch hinaus.
Er will in seinem Job hoch hinaus. © Gladys Glover - House on Fire - CS Production - ARTE France Cinéma - Les Films Fauves - Volya Films

Die chinesische Stadt Zhili, 150 Kilometer von Shanghai entfernt, ist die Heimat einer riesigen Textilindustrie. Hier verdienen viele junge Arbeiterinnen und Arbeiter aus den ländlichen Regionen ihr Geld und träumen davon, eines Tages ein besseres Leben zu haben. Für diesen Dokumentarfilm wurden einige von ihnen von 2014 bis 2019 mit der Kamera begleitet. Die Filmemacher folgten den Porträtierten dabei von den Arbeitsplätzen bis hin zu den dürftigen Unterkünften und fingen dabei auch Freundschaften und Liebesbeziehungen unter den hartarbeitenden Menschen ein.

… und ewig rattern die Nähmaschinen: Youth (Spring) zeigt den Alltag von Arbeiterinnen und Arbeitern in der chinesischen Textilindustrie und langweilt dabei mehrheitlich mit Szenen, die sich wiederholen, da gefühlt alle 20 Minuten die Fabrik gewechselt wird, anstatt auf eine zu fokussieren und dort alles sauber von A bis Z aufzuzeigen.

Youth (Spring) ist der erste Teil einer Dok-Trilogie von Wang Bing über die Arbeit in Chinas Textilindustrie. Der Regisseur ist bekannt dafür, dass seine Filme etwas länger dauern - sein bekanntestes Werk, Tie Xi Qu: West of the Tracks, ist über neun Stunden lang und zeigt den Niedergang von Chinas Schwerindustrie. Und auch der hier geplante Dreiteiler soll am Ende eine ähnliche Laufzeit haben, wobei der Regisseur aber versichert, dass es am Ende nicht mehr als zehn Stunden sein werden. Nach den 212 Minuten von dieses ersten Teils bleiben für die beiden Nachfolger somit nur noch etwas weniger als sechseinhalb Stunden übrig - wirklich Lust auf weitere Teile macht dieser Start aber nicht.

In fünf Jahren Dreharbeiten haben Wang Bing und sein Team über 2600 Stunden an Material gedreht. Schaut man sich Youth (Spring) an, hat man den Verdacht, dass sich vieles davon ähnelt. Wir sehen oft die gleichen Arbeitsschritte - einfach in unterschiedlichen Fabriken, durchgeführt von anderen Personen. Viel spannender wäre es gewesen, in einer Fabrik zu bleiben und dort mehr über die genauen Arbeitsprozesse und -bedingungen zu erfahren. Stattdessen wird die Fabrik zu oft und zu schnell gewechselt, und so wird das alles schnell repetitiv und anstrengend.

Ganz ohne Reiz ist der Film nicht. Wie beim Lohn verhandelt wird, unterscheidet sich je nach Alter der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Während die jungen Menschen zwischen 16 und 22, die wir am meisten sehen, noch eher nachgeben, lassen sich die über 30-Jährigen nicht so einfach abspeisen und abwimmeln. Zwischendurch gibt es sogar ein paar Lacher. Aber das Ganze hätte auch locker in 90 - wenn nicht sogar weniger - Minuten erzählt werden können So ist Youth (Spring) auch wegen der ständig ratternden Nähmaschinen ein Belastungstest. Die Belohnung am Ende: Man kann behaupten, einen dreieinhalbstündigen Dokfilm durchgestanden zu haben. Jemanden zu finden, der das beeindruckt, dürfte aber schwierig werden.

Chris Schelb [crs]

Chris arbeitet seit 2008 für OutNow und leitet die Redaktion seit 2011. Seit er als Kind in einen Kessel voller Videokassetten gefallen ist, schaut er sich mit viel Begeisterung alles Mögliche an, wobei es ihm die Filmfestivals in Cannes und Toronto besonders angetan haben.

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