Manuel Gagneux erreicht mit seiner innovativen Mixtur zweier vermischter Musikstile eine Marktnische der Musikindustrie. Niemals zuvor war jemand auf die Idee gekommen, Black Metal und Slave-Songs zu mischen. Grösser könnten die Unterschiede der beiden Genres auch kaum sein, Black Metal mit seinen Ursprüngen in Skandinavien und lange in Verbindung gebracht mit Satanismus, brennenden Kirchen und nicht selten auch mit rassistischem Gedankengut, wird schnell und hart gespielt. Die Worksongs afrikanischer Sklaven hingegen sind Zeichen des Widerstandes gegen ihre Unterdrücker, die Stimme der (Feld-)Arbeiter, mit äusserst rhythmischen «Call and Response»-Versen, die später den Blues massgeblich mitgeprägt hatten.
Was als Laptop-Einmannprojekt hinter verschlossenen Türen begann, nimmt schnell ungeahnte Ausmasse an, als Gagneux' Musik im Internet promotet wird und einschlägt wie eine Bombe. Die Dokumentation Play with the Devil begleitet das Projekt, das zu einer Band wurde, von Beginn an. Kein retrospektives Aufarbeiten der Geschehnisse, wie bei vielen Musik-Biopics - die beiden Regisseure Olivier Joliat und Matthias Willi sind von Anfang an dabei und verfolgen mit, wie die Bandmitglieder ihre ersten gemeinsamen Proben durchführen, Skepsis äussern und schliesslich zu einer Band zusammenwachsen. Dies stellt sich als Glücksfall heraus, da so die Ereignisse sehr authentisch und im Moment verankert sind. Ein Zurückblicken auf Geschehnisse hätte diese Erinnerungen möglicherweise verändert oder idealisiert, was hier gänzlich entfällt.
Die Kamera ist nahe am Geschehen und an den Menschen, fängt realitätsnahe Bilder ein, die auf den ersten Blick unspektakulär scheinen mögen: Sie zeigen Gagneux mit Freunden oder wie er an neuer Musik tüftelt. Doch genau diese Bilder entsprechen dem Mann, der nie diese grosse Aufmerksamkeit suchte und den Medienrummel um seine Person als beängstigend bezeichnet. Auch findet die Dokumentation eine gute Mischung aus Backgroundinformationen und Konzertauftritten, die laut und intensiv daherkommen, beinahe so, als sei man als Zuschauerin oder Zuschauer live mit dabei.
Und doch gibt es Themen, welche die Dokumentation nur anspricht und bald wieder fallenlässt oder ihnen nicht genauer nachgeht. Diesen hätte sie mehr Zeit widmen dürfen. In ihrer Laufzeit von 72 Minuten bleibt sie schliesslich recht übersichtlich. Gerade die letzte Episode, in der einiges geschieht, wirkt gehetzt und zu kurz, um Beweggründe richtig ausformulieren zu können. Dabei steht hier das Projekt Zeal & Ardor auf der Kippe. Alles in allem ist Play with the Devil aber eine interessante Doku über den aussergewöhnlichen Werdegang eines Musikprojektes und dessen Köpfe dahinter.