Buchverfilmungen sind oft ein schwieriges Unterfangen. Besonders wegen der Länge von gewissen Bestsellern stellt sich für die Filmadation dann oft die Frage, welche Dinge man verdichtet oder gleich weglässt, damit die Laufzeit nicht auf über vier Stunden anwächst. Wie die Leinwandumsetzung von Julia Francks Die Mittagsfrau zeigt, kann dabei auch zu rigoros vorgegangen werden, sodass sich dann jene Zuschauende, welche das Buch nicht gelesen haben, schnell mal alleine gelassen fühlen.
Gleich zu Beginn wirft uns die Geschichte einfach mal rein in einen Familienalltag, wobei etwas Hintergrundwissen sicher hilfreich gewesen wäre. Doch der Film nimmt sich dafür nicht die Zeit, sondern peitscht stattdessen die Handlung voran, sodass wir dann mit Helene im Berlin der 1920er landen, wo es - dank der Schweizer Produktionsbeteiligung - nicht nur den Oltener Dimitri Stapfer und den Basler Sven Schelker in kleinen Rollen zu sehen gibt, sondern auch viel zu viele Tanzszenen. Nach ein paar weiteren Handlungsabkürzungen sind wir dann mittendrin in einem Ehealltag voller Vernachlässigung und häuslicher Gewalt.
Das ist harter Tobak, und immer, wenn man denkt, dass Helene nun vom Regen in die Traufe gekommen sei, kommt es danach noch eine Spur schlimmer. Das Problem ist jedoch, dass wir trotz des beherzten Aufspielens von Hauptdarstellerin Mala Emde den Figuren nicht wirklich näherkommen. Grund dafür sind die schwachen Dialoge, viele Löcher in der Story sowie ein grässliches Bildrauschen in Flashbacks. So entsteht auch kein Erzählfluss und der Film wird immer länger und länger.
Die geistige Abwesenheit von Helenes Mutter wird einmal mit den Worten «blind am Herzen» erklärt. An etwas Ähnlichem leidet zuweilen auch der Film. Auch dieser besitzt theoretisch die richtigen Bausteine, doch kann er die Emotionen nicht überzeugend ausdrücken. Es würde nicht überraschen, wenn mal im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen (das ZDF hat mitproduziert) eine 4-Stunden-TV-Fassung ausgestrahlt würde. Denn trotz der Laufzeit von 136 Minuten erinnert die Kinoversion eher an eine Rumpffassung. Dieser Film ist wirklich nur für jene, die das Buch gelesen haben.