Ikonisch sind die Szenen zu Beginn des Filmes, in denen Hauptdarsteller Jonathan Majors durchs Halbdunkel stolziert und die Kamera dabei seine Muskelberge streichelt, als handle es sich um die Karosserie eines Autos oder eines Motorrads. Unmittelbar danach folgen als greller Kontrast Szenen, die zeigen, wie brutal das Leben als Bodybuilder ist. Das Spritzen von Steroiden gehört dabei genauso dazu wie das schweisstreibende Training, die strengen Ernährungspläne und das Schaulaufen an Wettbewerben, wo die Nachwuchs-Bodybuilder wie Vieh auf der Bühne präsentiert werden und dabei zähnefletschend grinsend ihre Muskeln präsentieren.
In der Darstellung des Raubbaus am eigenen Körper erinnert Magazine Dreams in der ersten halben Stunde ein wenig an The Wrestler. Während sich Mickey Rourkes abgehalfterter Kämpfer aber mit dem baldigen Ende seiner Karriere konfrontiert sah, steht Protagonist Kilian Maddox erst davor - vermeintlich. Denn es ist von Beginn weg ziemlich klar, dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Und so wird aus ihm statt ein gefeierter Star ein isolierter Loser, der sich immer mehr zurückzieht und einen wachsenden Groll gegen die Gesellschaft verspürt. Spätestens hier werden die Parallelen zu Joker offensichtlich. War Joaquin Phoenix ein gescheiterter Komiker, ist es hier ein gescheiterter Sportler, der sich in seiner Mischung aus Wut und Selbstmitleid in eine verhängnisvolle Richtung entwickelt.
Und genauso beeindruckend wie damals Phoenix in seiner Oscar-Performance ist auch Jonathan Majors. Bereits in The Harder They Fall, Da 5 Bloods oder The Last Black Man in San Francisco hat sich der Schauspieler als einer der «heissesten» Newcomer der letzten Jahre etabliert. Und nun legt er als schnaufendes Kraftpaket mit grimmigem Blick und verkümmerten sozialen Skills eine Glanzperformance hin. Sein Kilian ist genauso mitleiderregend wie auch abstossend.
Das ist nicht immer einfach anzuschauen. Einige Szenen weisen einen derart hohen Fremdschäm-Faktor auf, dass man am liebsten wegschauen möchte. Andere wiederum scheinen ein wenig überflüssig und blasen den Film auf über zwei Stunden auf. Kommt hinzu, dass die Geschichte nun mal keine neue ist. Denn Taxi Driver, die Mutter aller «Einsamer-Wolf-will-sich-an-der-Gesellschaft-rächen»-Thriller, hat nun doch schon bald 50 Jahre auf dem Buckel. Und selbst die Schweiz hat mit Der Büezer mittlerweile einen Vertreter dieses Genres.
Inhaltlich bietet Magazine Dreams deshalb nur wenig, was man nicht schon anderswo gesehen hat. Hochaktuell ist der Film dennoch, steht hier doch ein Afroamerikaner im Fokus des Geschehens. Auch wenn es hier nicht primär um Rassismus geht, so ist dieses Thema doch unterschwellig allgegenwärtig und verstärkt wohl das wütende Gefühl der Ablehnung, das der Protagonist erfährt und ihn zu seinem Handeln treibt. In dieser Hinsicht ist Elijah Bynums Film unangenehm real.