Griff Aki Kaurismäki in seinen neueren Filmen wie Le Havre und The Other Side of Hope vermehrt aktuelle politische Themen wie die Flüchtlingskrise auf, geht er in seinem neuesten Film nun wieder «full retro». Zwar ist die aktuelle geopolitische Lage auch hier präsent durch Radionachrichten über die neuesten Entwicklungen aus dem Ukrainekrieg - die von den ohnehin schon latent depressiven Charakteren aber entnervt ausgeschaltet werden.
Immerhin deuten diese Radionachrichten darauf hin, dass Fallen Leaves durchaus in der Gegenwart spielt. Denn ansonsten wirkt das Helsinki, das Kaurismäki hier zeichnet, wie irgendwo in den Achtziger- oder Neunzigerjahren steckengeblieben; in der Zeit also, in der Kaurismäki mit Filmen wie The Match Factory Girl oder Drifting Clouds die finnische Kapitale als Stadt der Melancholiker und verlorenen Seelen inszenierte. Eine seiner Stammschauspielerinnen war damals Kati Outinen. Diese ist in seinem neusten Film nicht dabei - doch zaubert der Regisseur mit Alma Pöysti eine neue Hauptdarstellerin aus dem Hut, die seiner Ex-Muse nicht nur äusserlich sehr ähnlich sieht, sondern auch deren gleichmütige Traurigkeit perfekt verkörpert.
Auch andere Kaurismäki-typische Elemente ziehen sich durch den Film; so beispielsweise der Gebrauch von Rock- und Popsongs als Soundtrack - und natürlich der reichliche Konsum von Alkohol. Man kann dem Regisseur ein Stückweit vorwerfen, dass er sich damit selbst kopiert. Doch wenn die Kopie fast noch besser ist als das Original, nimmt man dies gerne in Kauf. Denn er inszeniert die eigentlich simple Geschichte zweier einsamen Herzen, die den Weg zueinander suchen, mit diesem typischen Kaurismäki-Groove aus Atmosphäre, feinem Humor und Musik, und bevölkert diese Welt mit Verlierer-Charakteren am Rande der Gesellschaft, die man aber einfach ins Herz schliessen muss.
Zudem ist der Film auch eine kleine Liebeserklärung ans Kino, das in seinem Film einen wichtigen Verbindungspunkt zwischen den beiden Charakteren darstellt. Dabei zitiert er auch seinen alten Kumpan Jim Jarmusch mit einigen Ausschnitten aus dessen Zombiefilm The Dead Don't Die. So kommt sogar Adam Driver zu einem indirekten Cameoauftritt im neuen Kaurismäki-Film.