The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes (2023)

The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes (2023)

Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes
  1. , ,
  2. 157 Minuten

Filmkritik: Snow lands on top

«Darf ich um diesen Tanz bitten?»
«Darf ich um diesen Tanz bitten?» © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Coriolanus Snow (Tom Blyth) steht kurz vor dem Abschluss der Academy des Capitols und rechnet sich beste Chancen auf den begehrten Plinth-Preis aus, einen hohen Geldbetrag, den der reiche Vater seines Mitschülers Sejanus (Josh Andrés Rivera) gestiftet hat. Diesen Preis braucht Coriolanus auch dringend, denn seine Familie gehört zwar zu den angesehensten in Panem, ist seit dem Krieg aber fast mittellos. Doch als Dekan Caska Highbottom (Peter Dinklage) den Sieger verkünden sollte, ändern sich plötzlich die Spielregeln: Neu entscheiden nicht Noten über den Preis, sondern die Fähigkeiten der Academy-Schüler, aus der 10. Austragung der Hunger Games ein Spektakel zu machen. So müssen sie alle je eines der Kinder, die aus den Distrikten ausgewählt wurden, als Mentor betreuen.

Welches Musikvideo von Justin Bieber war das noch mal?
Welches Musikvideo von Justin Bieber war das noch mal? © Ascot Elite Entertainment Group. All Rights Reserved.

Da Highbottom Coriolanus nicht ausstehen kann, verpasst er ihm den Tribut mit den wohl geringsten Chancen, die Hunger Games zu gewinnen: das Mädchen aus dem mausarmen Distrikt 12. Doch Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) schafft es, bei der Auslosung gleich grosse Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Coriolanus setzt nun alles daran, dass sein Tribut die tödlichen Spiele überlebt - und er als strahlender Sieger dastehen kann.

11 Jahre nach dem ersten Film um Katniss Everdeen geht es zurück in die Arena: Im Prequel, das 64 Jahre vor The Hunger Games spielt, wechseln wir die Perspektive und folgen den blutigen Spielen aus Sicht der Mentoren. Trotz einiger Längen überzeugt der Film durch sein perfekt durchgestyltes Design, eine spannende Inszenierung und nicht zuletzt durch den stark aufspielenden Newcomer Tom Blyth, der eine nicht gerade zugängliche Figur facettenreich porträtiert.

Mit Prequels ist das ja so ein Ding: Oft braucht es sie nicht, weil wir die Geschichte schon kennen und uns die Figuren meist egal sind. The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes macht es sich da mit einem sperrigen Titel und seiner Titelfigur nicht gerade leicht, handelt der Film doch ausgerechnet vom grossen Bösewicht der erfolgreichen Filmreihe mit Jennifer Lawrence. Es gibt so manche Vorgeschichte, die sich Fans der Filme und der Romantrilogie von Suzanne Collins gewünscht hatten - aber die von Präsident Snow?

Tatsächlich erweist sich die Wahl des Protagonisten als goldrichtig, denn dies erlaubt einen spannende Perspektivenwechsel: Waren wir damals sozusagen mitten drin, wenn Katniss und Peeta sich in der Arena durchschlagen mussten, gehen wir nun einen Schritt zurück und betrachten die Hunger Games aus der Sicht der Macher. Und weil die Spiele noch in ihren Anfängen stecken, werden die Regeln fortlaufend angepasst, wird auch über Sinn und Moral der Spiele diskutiert. Hier nimmt sich der Film auch einige Freiheiten gegenüber der 2020 erschienenen Buchvorlage heraus.

Regisseur Francis Lawrence, der mit Ausnahme des ersten Teils bei allen Hunger-Games-Filmen auf dem Regiestuhl sass, schafft es erneut, die düstere Zukunft spannend und mit kompetent umgesetzten Actionsequenzen zu inszenieren. Besonders auffällig ist freilich das Design, das trotz futuristischen Einschlags stark an die 1940er- und 50er-Jahre erinnert.

Neben Viola Davis als durchgeknallte Spielmacherin, Peter Dinklage als miesepetriger Dekan und dem wunderbar clownesken Jason Schwartzman als Moderator Lucky Flickerman setzte man bei den Darstellern vor allem auf neue Gesichter. In die Fussstapfen von Donald Sutherland als fieser Präsident von Panem tritt der britische Newcomer Tom Blyth, der die Rolle des jungen und nicht immer sympathischen Coriolanus Snow mit Bravour meistert. Seine Filmpartnerin Rachel Zegler überzeugt zwar mit einer tollen Stimme, erhält aber etwas zu wenig Screentime. Doch es ist ja ein Film über Snow.

Und hier lauert gleichermassen die Stärke als auch die Schwäche des Filmes. Ballad of Songbirds and Snakes krankt ein bisschen am «Oppenheimer-Syndrom»: Endlich sind die Spiele vorbei und man meint, der Film sei zu Ende, und dann geht's noch eine ganze Weile weiter. Hier wirkt der Film teilweise etwas lang, weiss aber durchaus zu faszinieren, indem er die Entwicklung von Coriolanus Snow vom Schüler zum späteren gnadenlosen Machtmenschen aufgleist. Dabei wirkt die zweite Filmhälfte auch immer wieder unheimlich vertraut, weil das eigentlich auch heute in unserer Welt spielen könnte. Gegen Ende hin nimmt der Film fast schon die Züge eines Gangsterfilmes an, woran freilich auch die historisch angehauchten Kostüme erinnern.

The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes ist ein erneut spannend und kompetent inszenierter Eintrag in die Filmreihe. Dieser schlägt zwar emotional deutlich weniger heftig ein als die ursprüngliche Tetralogie. Vor allem durch die eindringliche Darstellung von Blyth bietet der Film packende Unterhaltung und ist so fast mehr Psychothriller als dystopisches Actionkino.

Petra Schrackmann [pps]

Petra arbeitet seit 2007 für OutNow und haut auch für Lektorat und Listicles in die Tasten. Als Genrefan verbringt sie ihre Film- und Serienabende lieber mit Zombies, Hobbits oder RVAGs als mit Rom-Coms. Als Leseratte ist sie fasziniert von Comic- und Buchverfilmungen (sogar den schlechten!).

  1. Artikel
  2. Profil
  3. E-Mail
  4. Twitter
  5. Letterboxd

Kommentare Total: 4

db

The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes kann wegen PG13 immer noch kaum Gore zeigen, also bleibt es sehr steril und kann kaum Intensität aufbauen. Der rest ist eine überlange und holprige Geschichte in 3 Akten bei denen man zu kaum Figuren eine Beziehung aufbauen kann. Was bleibt sind allenfalls noch einige nette Einblicke in die Ursprünge der Hunger Games aber letztendlich ist es auch wie Cube Zero - wirklich nötig war es nicht und mehrwert bleibt klein.

CineMani

In Zeiten von immer mehr totalitären Regimes in der realen Welt und allgegenwärtiger Kriegsnachrichten aus aller Welt kommt das fiktive, gezielt medienkritische «Hunger Games»-Prequel wie gerufen: eine singende Rachel Zegler und der Blondschopf Tom Blyth spielen exzellent, Jason Schwartzman (als «Brot und Spiel»-Moderator Lucky Flickerman, Viola Davis (mit stechendem Blick) und der «Game of Thrones»-Zwerg Peter Dinklage sind nettes Beigemüse. Die Handlung ist langatmig und episch-breit (2.5h), es faszinieren aber einmal mehr die Dekors, die Kulissen und der Schauplatzwechsel gegen Filmschluss. Oder im O-Ton: «Enjoy the Show»!

muri

Zähe Sache, eindeutig zu lang und man kommt erst gegen Schluss inhaltlich etwas vorwärts. Dazwischen hören wir überraschend viel Gesang und suchen eine «Beziehung» zu den im Mittelpunkt stehenden Figuren. Das klappt leider nicht wirklich und so bleibt es bei der zu langgezogenen und zähen Story, welche die eigentlichen Hungerspiele enttäuschend schnell und unspektakulär abhakt.

Kein Vergleich zu den ersten zwei Filmen.

Kommentar schreibenAlle Kommentare anzeigen