Richard Linklater gilt als einer der prägenden Regisseure des amerikanischen Independent-Kinos und hat ein ausgeprägtes Gespür dafür, seine originellen Geschichten auf berührende und humorvolle Weise zu erzählen. Werke wie die «Before»-Trilogie und Boyhood zeugen von ungemeiner Authentizität und Menschlichkeit. Seinen Sinn für Humor und Romantik beweist er auch in Hit Man, dafür wendet er sich aber auch Genre-Eigenschaften zu, die bislang weniger zu seinem Metier gehörten. Bei der Geschichte über einen Auftragskiller fliessen zwangsläufig auch Thriller- und Actionelemente mit ein. Der erfrischend lebhaften und leichtfüssigen Erzählweise vermag Linklater in dem Genremix dennoch treu zu bleiben, was seinen neusten Streich zu einem seiner besten Filme macht.
Hit Man basiert vage auf einer wahren Geschichte, die vom Journalisten Skip Hollandsworth in einem True-Crime Artikel niedergeschrieben wurde. Mit der Idee, diese zu verfilmen, ist kein Geringerer als Hauptdarsteller Glen Powell auf Linklater zugegangen. Damit hat sich Powell, der zuletzt in Top Gun: Maverick mitwirkte, auch selbst einen grossen Gefallen getan. Denn die Rolle des Gary Johnson ist ihm wie auf den Leib geschrieben. Zu Beginn des Films bemerkt Rivale Jasper zu Gary, er habe so ein unauffälliges, langweiliges Gesicht, an das sich niemand erinnern würde. Zugegebenermassen hat er damit nicht ganz unrecht. Aber vielleicht ist es auch genau das, was ihn so leicht in die völlig unterschiedlichen Rollen schlüpfen lässt, die er im Film verkörpert. Powell läuft dabei zu Höchstform auf, insbesondere als charismatischer Ron in den Szenen mit Adria Arjona. Und auch sie gibt eine grossartige Performance ab - ob als verzweifelte Ehefrau in misslicher Lage oder als verführerische, leidenschaftliche Geliebte von Ron.
Ihre Überraschungsmomente hat die Geschichte von Hit Man auch zu einem Grossteil der vielfältigen und ausgeprägten Figurenzeichnung zu verdanken. Alle zentralen Figuren sorgen nicht nur mit ihren Handlungen für Überraschungen, sondern auch mit Charaktereigenschaften, die unerwartet zum Vorschein kommen.
Hoch anzurechnen ist dem Film auch, wie verblüffend gut das Drehbuch funktioniert - nicht nur mit all den witzigen Sprüchen, sondern auch in tiefgründigeren Gesprächen und mit philosophischen Aussagen. Hit Man setzt sich auf clevere und humorvolle Weise mit menschlichen Verhaltensweisen, menschlichem Bewusstsein und Fragen zu Selbstfindung und Identifikation auseinander. Und gleichzeitig packt der Film mit seiner spannungsgeladenen Geschichte wie ein Actionthriller - ein echter Hit, Mann!