Get Up (2023)

Get Up (2023)

  1. 90 Minuten

Filmkritik: Skating for something

Nicht nur Tom kann cruisen.
Nicht nur Tom kann cruisen. © Praesens Film

Die Zwillinge Alex und Juli (Lisa und Lena Mantler) stehen in ihrer Freizeit am liebsten auf dem Skateboard. Diese Leidenschaft hat ihnen ihr inzwischen verstorbener Vater vermittelt. Während Alex die krasseren Tricks drauf hat, hält Juli diese gerne auf Video fest. Das Abitur haben nicht beide bestanden. Alex ist durchgefallen und strebt eine Karriere als Profiskaterin an, und Juli mit ihren Top-Noten steht kurz vor einem Praktikum in London. Als die Ausschreibung für ein «Girl Skate Festival» im Skatepark auftaucht, wittert Alex ihre Chance. Um am Wettbewerb teilzunehmen, muss sie jedoch drei weitere Mitglieder für ihre Crew rekrutieren.

Tony Hawk wäre stolz.
Tony Hawk wäre stolz. © Praesens Film

Kollegin Ewa (Sinje Irslinger) ist sowieso schon fester Teil der Clique. Durch einen Zufall lernt sie Nia (Jobel Mokonzi) kennen, die eigentlich Saxophonistin werden möchte. Der Teen aus reichem Elternhaus ohne Erfahrung auf dem Board will eigentlich nicht so gut in die Crew passen, und trotzdem ist sie vom Trendsport fasziniert. Zu viert gründen sie die «Get Up»-Crew und beginnen gemeinsam am Traum von Alex zu arbeiten.

Dieser tolle Jugendfilm zelebriert Freundschaft, Individualität und Diversität, ohne sich dem Publikum mit übertriebener «Hipness» anzubiedern. Die Influencerinnen in den Hauptrollen mögen (noch) nicht die erfahrensten oder besten Schauspielerinnen sein, doch das gewisse «Etwas» ist bereits zu erkennen. Mit mehr Übung können sie definitiv noch mehr von ihrem Potenzial ausschöpfen. Die Story folgt zwar ganz klar einem bekannten Schema, doch durch den coolen Soundtrack und das Skatepark-Setting wirkt Get Up zumindest für das deutsche Jugendkino frisch und modern.

Filme über Jugendliche auf Skateboards gab es in den letzten Jahren einige. Von Skate Kitchen, über Mid 90s bis zur hervorragenden Dokumentation Minding the Gap schien vor allem 2018 das Jahr des Brettes zu sein. Während es in all diesen Filmen ziemlich rau zur Sache ging (sowohl Drogen als auch grobe Sprache spielten eine grosse Rolle), ist Get Up die cleanere Variante des Coming-of-Age-Filmes auf vier Rollen. Diese eher braven Züge mögen nicht unbedingt der Realität in Deutschlands Skateparks entsprechen, machten den Film aber auch für jüngere Menschen unproblematisch und zugänglich.

Die Crew der Mädchen ist sympathisch, und die Figuren sind klar definiert. Sinje Irslinger als rebellische Ewa sticht besonders positiv heraus. Die Zwillinge in den Hauptrollen kämpfen teilweise noch ein wenig mit den Dialogen, worüber man dank ihren liebenswerten Figuren aber hinwegsehen kann. Die Jungs und Männer spielen bewusst eine Nebenrolle, und das ist auch gut so. Wieso der Film trotzdem nicht auf eine kleine Romanze verzichtet, mag man hinterfragen. Schlussendlich fällt diese aber wenig ins Gewicht und ist sogar ziemlich süss und charmant ausgefallen.

Wer spektakuläre Ticks auf den Skateboards erwartet, ist bei Get Up nicht richtig. Vielmehr stellt der Film das Lebensgefühl, die Freiheit und den engen Zusammenhalt beim gemeinsamen Skaten in den Vordergrund. Gerade die Montagen transportieren dieses Lebensgefühl so gut, dass man selbst gerne auf ein Brett steigen würde. Natürlich nur mit Knie- und Ellbogenschonern.

Marco Albini [ma]

2003 verfasste Marco seine erste Kritik auf OutNow und ist heute vor allem als Co-Moderator des OutCast tätig. Der leidenschaftliche «Star Wars»-Fan aus Basel gräbt gerne obskure Genrefilme aus, aber Komödien sind ihm ein Gräuel.

  1. Artikel
  2. Profil
  3. E-Mail
  4. Twitter
  5. Letterboxd

Trailer Deutsch, 01:42