Tony Goldwyn gehört zu jenen Charakterdarstellern, die man schon ganz oft gesehen hat, deren Namen einem aber weissgott nicht einfallen mögen. Zuletzt tauchte er (neben ganz vielen anderen bekannten Gesichtern) in Christopher Nolans Oppenheimer auf. Goldwyn ist jedoch nicht nur Schauspieler, sondern auch fleissiger Regisseur - vor allem für TV-Serien. Seine wohl bekannteste Spielfilmarbeit dürfte die Zach-Braff-Romcom The Last Kiss sein. Mit Ezra legt er nun einen Film vor, an dem er laut eigenen Aussagen jahrelang gearbeitet hat, zusammen mit seinem Kumpel Tony Spiridakis. Da ist es umso verwunderlicher, dass dabei ein solch schwacher Film herausgekommen ist.
Die beiden wollten einen Film über das Zusammenleben mit einem autistischen Jungen zeigen. Spiridakis liess da auch einiges aus seinen Erfahrungen miteinfliessen, da sein eigener Sohn autistisch ist. Eine behutsame Herangehensweise lässt sich da nicht abstreiten, und der autistische Schauspieler William A. Fitzgerald schlägt sich überzeugend neben Grössen wie Robert De Niro und Rose Byrne.
Das Problem von Ezra liegt nicht bei seiner Titelfigur, sondern bei der Rolle des Papas. Dieser ist eine ziemliche Katastrophe, handelt völlig verantwortlungslos und auch ziemlich egoistisch. Bobby Cannavale, der hier neben seiner Ehefrau Rose Byrne agiert, spielt diesen Max als Mannskind, ohne sich irgendwelche Sympathien beim Publikum zu erspielen - denn dies würde wenigstens ein bisschen Humor erfordern. Dass Max uns nicht zum Lachen bringt, ist umso verblüffender, da er - so die Behauptung des Filmes - als Stand-up-Comedian sein Geld verdient. Bei seinen gezeigten Auftritten haut er aber keine Witze raus, sondern erzählt einfach aus seinem Leben. Dass nach einem solchen Gig ein Angebot von Late-Night-Host Jimmy Kimmel reinflattert, ist hochgradig unglaubwürdig - wie auch die Tatsache, dass dieser Vater praktisch nichts über seinen eigenen Sohn weiss.
In Ezra passieren auch sonst oft Dinge, damit der Plot irgendwie weitergeht. Auf ihrem Weg nach Los Angeles machen Vater und Sohn einige Stopps, die dem Publikum offenbar vor allem zeigen sollen, dass Tony Goldwyn viele bekannte Schauspielerinnen und Schauspieler kennt. Wieso diese Figuren das Vorhaben von Max unterstützen, bleibt vage. Im Grunde genommen leisten sie Beihilfe zu einer Kindesentführung und machen sich somit strafbar. Aber das ist alles nicht so schlimm, da es kaum Konsequenzen zu geben scheint.
Trotz eines gelungenen emotionalen Ausbruchs und einer netten Performance von Robert De Niro ist dieser Film über Väter, Mütter, Söhne und das Thema Erziehung zu vorhersehbar und zu manipulativ, um zu überzeugen.