Akiva Goldsman muss man punkto Storytelling und daraus resultierenden Hit-Produktionen gar nichts mehr vorstellen. Der Oscarpreisträger liefert uns seit über dreissig Jahren querbeet grossartige Filme und Serien. Er produziert, schreibt und nimmt teilweise auf dem Regie-Stuhl Platz. Mit The Crowded Room lebt Goldsman sein Faible für Serienformate aus und platzierte seine Story des unter einer dissoziativen Identitätsstörung leidenden Teenagers Danny bei AppleTV+.
Die Mini-Serie basiert lose auf der wahren Geschichte von Billy Milligan, der in den späten Siebzigerjahren im US-Bundesstaat Ohio wegen mehreren Vergewaltigungen angeklagt und bei dem anhand von psychologischen Untersuchungen eine Identitätsstörung diagnostiziert wurde. Die Zeitepoche und Lücke im Rechtssystem für eine solche Diagnose wurde im Drehbuch übernommen. The Crowded Room bleibt aber eine fiktive und laut Goldsman mit vielen persönlichen Erlebnissen ergänzte Story, die in zehn Episoden erzählt wird.
Trotz bekannten Details überrascht The Crowded Room immer wieder mit Twists und taucht bereits von Anfang an sehr tief in die Persönlichkeit von Protagonist Danny ein. Haltlos werden wir reingezogen und versuchen, uns im Labyrinth zwischen Psychose und Realität zu orientieren. Sofort wird klar, dass Tom Holland sein Spidey-Kostüm problemlos beiseite legen kann und sowohl als Danny wie auch in den anderen Charakteren in seinem Kopf eine wahnsinnig gute Figur abgibt. Die Mischung aus Vulnerabilität und Aggression macht den Plot zu einem psychischen Katz- und Mausspiel.
Einen ganz besonderen Glanz erhält The Crowded Room mit Amanda Seyfried als Psychologin Rya. Sie überträgt die kämpferische Naturgewalt gemixt mit der liebevollen Supporterin meisterlich und sorgt für die notwendige Ortientierung in der Story. Subtil, aber bestimmt drückt sie nicht nur dem Plot, sondern der ganzen Produktion den notwendigen Feminismus auf. Denn hier geht es nicht nur die Tat eines jungen Mannes mit einer Persönlichkeitsstörung - auf einer weiteren Ebene geht es auch um die Rollen von Frauen, sei dies als Mutter (gespielt von Emmy Rossum) oder Psychologin.
The Crowded Room versucht hie und da, intelligenter und noch vielschichtiger zu wirken, als es die Story voraussetzt. Und manchmal wird die Komplexität von multiplen Persönlichkeiten auch sehr kompliziert dargestellt. Das ist zwar keine Effekthascherei, wirkt jedoch in gewissen Sequenzen etwas ermüdend. Trotz den kleinen Hängern kommt die Mini-Serie zu einem sehr befriedigendem Schluss - für die Charaktere und für uns gleichermassen.