Es war 2017, als eine Kurzgeschichte aus der Wochenzeitschrift «The New Yorker» es schaffte, in den sozialen Medien heftig geteilt zu werden. Kristen Roupenians Essay über ein missglücktes Liebesabenteuer war gerade so lang, dass er die Aufmerksamkeitsspanne der Twitterati nicht allzu arg strapazierte. Vor allem waren die qualvollen Details der Liaison zwischen einer Studentin und einem Überdreissigjährigen so lebensecht beschrieben, dass viele darin ihre eigenen Date-Stolperer wiedererkannten. Ein viraler Hit war geboren.
Im zwangsläufig folgenden Film besetzt The Spy Who Dumped Me-Regisseurin Susanna Fogel das tragisch-komische Paar mit Emilia Jones (Coda) und Nicholas Braun (Succession) perfekt. Jones' treuherziges College-Girl ist gefangen in den eigenen Ansprüchen an seine Partner und dem Zwang, freizügiger zu sexten; während der Zwei-Meter-Mann Braun seine Traumfrau im echten Leben elegant erobern möchte, und sei der Altersunterschied noch so gesellschaftlich inakzeptabel.
Die Romcom, die sich daraus entwickelt, läuft böse schief, was sich in unangenehm komischen Kuss- und Sexszenen zeigt, die so gar nicht ins zuckersüsse Genre passen wollen. Cat Person nimmt nicht nur seinen Anfang in einem Kinofoyer, sondern die Geschichte weiss auch immer wieder filmisch und kinogeschichtlich zu überzeugen, indem sie Suspense in eigentlich harmlosen Situationen wie in Autos und Labors erzeugt, oder die Heldenfiguren aus Harrison Fords Oeuvre kritisch hinterfragt. Ein willkommenes Extra zum Essay, der auch um einen intensiven dritten Akt mit Feuer und Pfefferspray ergänzt wurde fürs Kino.
Dadurch entsteht eine geschickte Sympathiesteuerung beim Zuschauen. Zwar erzählt - wie in der Vorlage - eine «Sie» die Geschichte, aber das «Er» bleibt ambivalent, und man weiss nie, woran man bei beiden ist. Anders als weibliche Rache-Filme wie Promising Young Woman, die sich auch mit toxischer Männlichkeit befassen, ist der Mann hier nicht der totale Unsympath. Cat Person dechiffriert Machtverhältnisse in Beziehungen nicht einseitig und sehr unterhaltsam, und bietet gerade deshalb einige Denkanstösse zu Themen wie Ablehnung, Schönheitsidealen und gegenseitigem echten Interesse.