In mehreren Episoden zeigt der Film, über welche Macht der iranische Staatsapparat verfügt und mit welchen Mitteln er diese umzusetzen vermag. Dabei wird schnell klar, dass deren Legitimität zu keiner Zeit gewährleistet ist und die Handlungen willkürlich und nach eigenem Ermessen, doch stets unter dem Deckmantel der religiösen Vorgaben der Regierung verlaufen. Dass Entscheidungen dabei jeweils ohne nachvollziehbare oder gänzlich ohne Begründung gefällt werden, vermag kaum mehr zu erstaunen.
Jüngste Ereignisse und ihre Reaktionen im Iran (Stichwort: «Women, Life, Freedom») haben ihre Spuren hinterlassen und gezeigt, was es heisst, wenn Menschenrechte mit Füssen getreten werden und eine tief religiös verwurzelte Staatsstruktur, inklusive Sittenpolizei, installiert wird. Ali Asgari und Alireza Khatami gelingt es, diese erschütternden Missstände in ihrem Heimatland in eine Tragikomödie zu packen, die zugleich aufwühlt und Ratlosigkeit hinterlässt ab der Methodik, wie die Menschen dem System unterjocht und konzeptionell drangsaliert werden.
Andererseits sind die gezeigten Episoden teilweise so befremdlich absurd, dass sie stilisiert und überzogen wirken und so bereits wieder zum Lachen anregen. Das Mädchen, das der Liebschaft mit einem Jungen beschuldigt wird, hat es faustdick hinter den Ohren und zeigt deutliche Anzeichen von Aufmüpfigkeit. Ein Hinweis, dass sich die Menschen im Iran nicht alles gefallen lassen.
Die Episoden werden jeweils mit dem Charakternamen tituliert und angekündigt. Dabei verfolgt die Kamera stets eine starre Einstellung, die in den meisten Fällen nur eine Perspektive zeigt: diejenige des Staatsorganes, der Beamten, der Sittenwächter. Sie scheut sich nicht davor, das Bild einen Moment ohne dargestellte Charaktere zu lassen, denn dann müsste sie die Kameraeinstellung und somit die dargestellte politische Perspektive wechseln.
In ihrer Länge sind die Episoden nur marginal unterschiedlich und unterscheiden sich in ihrer Dramaturgie: Während einige dramatischer daherkommen, spielen andere mehr mit dem Publikum und lassen auch den notwendigen Wortwitz nicht vermissen. Die ausgewählte Anzahl der Episoden passt gut. Auch wenn der Film so lediglich auf eine 75-minütige Laufzeit kommt, gelingt es ihm dadurch, unnötige Repetitionen zu vermeiden. Und schlussendlich stellt sich nur kurz die Frage, wie realitätsgetreu die dargestellten Szenen wirklich sind, denn für die Entfaltung ihrer Wirkung und zur Generierung der Kernaussagen spielt dies keine Rolle.