Filmkritik: Malen nach Zahlen

76e Festival de Cannes 2023
Anselm malt gerne Bilder.
Anselm malt gerne Bilder. © 2023, Road Movies

Wim Wenders porträtiert den deutschen Maler, Bildhauer und Künstler Anselm Kiefer. Dieser ist bekannt für Skulpturen von menschenähnlichen, schaufensterpuppenförmigen Kleidern und Plastiken, die in der Natur stehen. Sein Stil ist unverwechselbar, sehr organisch, seine verwendeten Farben und Materialien sind düster, verdorrt, verbrannt. In Rückblenden werden einzelne Kapitel von Kiefers Leben aufgearbeitet und nebenbei dürfen wir ihm bei der Arbeit gleich selbst und direkt über die Schultern schauen, wenn er mit einem grossen Brenner einen Teil seiner Bilder fertigstellt.

Anselm (Das Rauschen der Zeit) hält für sein Publikum relativ wenig Nahrhaftes bereit. Das Porträt von Anselm Kiefer fühlt sich vielmehr an wie ein Gang durch eine Kunstausstellung, in welchem versehentlich die Texttafeln noch nicht aufgestellt wurden. So erfahren wir kaum etwas über den Künstler selbst, seine Hintergründe und seine Schaffensart, trödeln jedoch während 1.5 Stunden durch eine Werkschau und erhalten einzelne Sequenzen aus Kiefers Kindheit vorgesetzt. Dies ist nicht nur relativ langweilig und uninspiriert, sondern wird dem Schaffen Kiefers nicht gerecht. Dass das Ganze in 3D produziert wurde, generiert ebenfalls keinen Mehrwert.

Yannick Bracher [yab]

Yannick ist Freelancer bei OutNow seit Sommer 2015. Er mag (Indie-)Dramen mit Sozialkritik und packende Thriller. Seine Leidenschaft sind Filmfestivals und die grosse Leinwand. Er hantiert phasenweise noch mit einem Super-8-Projektor und lernt die alten Filmklassiker kennen und schätzen.

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