Vikingulven (2022)

Vikingulven (2022)

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  2. 97 Minuten

Filmkritik: Wer hat Angst vorm bösen CGI-Wolf?

Netflix
Schule nervt.
Schule nervt. © Netflix

Die Polizistin Liv (Liv Mjönes) und ihre Familie mitsamt Teenie-Tochter Thale (Elli Rhiannon Müller Osborne) ziehen von Osla in das verschlafene Provinzstädtchen Nybo, um dort ein neues Leben anzufangen. Das Verhältnis zwischen Tocher und Mutter ist angespannt, darum sucht Thale schnell den Kontakt mit den örtlichen Schulkamerad:innen. Als sie Jonas zu einem Ausflug an den kleinen See einlädt, wird Thale Zeugin eines schrecklichen Überfalls: Ein Teenager-Mädchen wird angegriffen und taucht Tage später ermordet und entsetzlich entstellt im Wald auf.

Die örtliche Polizei tappt zuerst im Dunkeln, bis Liv einen Experten hinzuzieht, der die im Wald abgerissene Kralle als die eines übergrossen Wolfs identifiziert. Als ein griesgrämiger alter Unbekannter auftaucht und Liv über Lykanthropie aufklärt, wird den Bewohnern von Nybo langsam klar, dass es sich nicht um einen ordinären Wolf handeln kann. Die Jagd kann beginnen.

Nordische Mythologie plus verschlafenes Städchen in Norwegen plus Werwölfe: Was sich wie eine gelungene Horrorfilm-Formel anhört, entpuppt sich beim Durchrechnen zu einem netten Versuch, den Werwolf als diabolischen Antagonisten effektvoll in Szene zu setzen. Die Netflix-Produktion von Stig Svendsen hat spannende Ansätze, verbindet diese aber nicht ganz erfolgreich zu einem stimmigen Gesamtpaket.

Der Werwolf-Film hat eine lange Tradition. Viele gelungene und weniger gelungene Storys pflastern den blutigen Weg des Lykanthropen. Und anstatt den Seifenoper-Stil von MTVs Teen Wolf weiterzuführen, bezieht sich Regisseur Stig Svendsen in seinem ersten Horrorfilm Viking Wolf auf die nordische Mythologie: Werwolf sein bedeutet, dass ein Fluch auf einem lastet. Und trotzdem spielen Teenager die Hauptrolle.

Mit spärlicher Effekthascherei und ohne literweise Blut will uns Viking Wolf mehr beweisen, eben auch ein Charakterdrama sein. Die Mutter-Tochter-Dynamik zwischen Liv und Thale kommt genauso konfliktschwanger rüber, wie die Provinznest-Dynamik, in der sich die Mutter als Deputy und die Tochter als «die Neue» in der Schule beweisen müssen. Schlussendlich ist dies uns aber ziemlich egal, denn die Gefahr des Wolfs, auf die wir sehnlichst warten, minimiert sich auf ein paar wenige Angriffe. Und dann kommt das Biest auch noch in mittelmässigem CGI daher.

Trotz den doch teilweise starken schauspielerischen Leistungen und dem allgemein stimmigen Ambiente ist Viking Wolf nicht der grosse Überflieger. Wir kriegen weder Angst vorm bösen CGI-Wolf, noch hängen wir so sehr an den Charakteren, dass es uns entsetzt, wenn sie bei Vollmond gemeuchelt werden. Einzig und allein der Schluss - da dürfen wir Stig Svendesn ein Kränzchen winden - setzt dem mittelmässigen Film dann doch noch eine Portion Dramatik auf.

Christian Wolf [woc]

Christian arbeitet seit 2009 als Freelancer bei OutNow. Er mag ultradüstere Filmperlen und süffige Survival Horror Games. Animationsfilme sind ihm ein Gräuel. Christian vertritt als Einziger den smoothen Berner Dialekt im Team.

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