Seit dem Release des Meisterwerks Mad Max: Fury Road im Jahr 2015 wünschen sich Actionfans nichts sehnlicher als einen neuen Teil der Reihe. Mastermind George Miller wird diesen Wunsch mit dem Prequel Furiosa im Mai 2024 erfüllen. Doch zuerst erfüllte er sich selbst einen. Und zwar die Adaption der Kurzgeschichte «The Djinn in the Nightingale's Eye» der britischen Schriftstellerin AS Byatt, zu der Miller die Verfilmungsrechte schon seit Ende der Neunziger besitzt.
Auch wenn man bei der Sache mit dem Flaschengeist und den drei Wünschen zuerst an Aladdin denken muss, ist Three Thousand Years of Longing mehr eine bunte Sammlung von noch viel bunteren Geschichten, die Miller mit viel Flair und visuellen Spielereien à la Wachowskis (Cloud Atlas) und Tarsem Singh (The Fall) opulent ausschmückt.
Die drei Geschichten, die Idris Elbas Dschinn dabei erzählt, sind zweifelsohne die Highlights des Filmes. Die Ausstattung ist zum Niederknien, es gibt seltsame Figuren zu bestaunen und auch ganz viel Tragik. Denn der Dschinn hat in den letzten 3000 Jahren viel durchmachen und einiges an Herzschmerz ertragen müssen. Auch wenn es der wilde Trailer nicht vermuten lässt, hat Three Thousand Years of Longing den Fokus nicht auf Action und Spektakel, sondern auf ganz viel Romantik. Mad-Max-Fans dürften sich da also ganz schön vor den Kopf gestossen fühlen. Überraschen dürfte dies jedoch nicht, hat Miller in seiner Karriere neben Actionfilmen doch auch so Unterschiedliches wie Lorenzo's Oil sowie je zwei Babe- und Happy-Feet-Filme verantwortet.
Sind die Erwartungen jedoch angepasst, kann man sich ganz dieser Bilderwelten hingeben, die Three Thousand Years of Longing zu einem der am schönsten anzusehenden Filme der letzten Jahre machen. Denn der australische Ausnahmeregisseur hat hier ein Märchen für verträumte Erwachsene geschaffen, das die Macht des Geschichtenerzählens feiert. Miller scheint uns zuzurufen, dass wir unseren während der Pandemiezeit klein gewordenen Gedankenwelt wieder mehr Platz zum Träumen geben sollen. Mental aus dem Alltag ausbrechen und Fantastisches aufsaugen: Three Thousand Years of Longing ist der passende Film dafür. Oder um es mit Emma Stones Worten zu sagen: «Here's to the fools who dream. Crazy as they may seem.»
Während die Ausflüge in die Vergangenheit also überwältigend sind, kann das Tête-à-tête zwischen Tilda Swinton und Idris Elba im Hotelzimmer nicht wirklich mithalten. Dafür fehlt einfach die Chemie zwischen den beiden Stars. Das bekam mit Good Luck to You, Leo Grande ein anderer 2022-Hotel-Film deutlich besser hin. So schwächelt Millers Romanze ausgerechnet im Endabschnitt, wenn sie ganz auf Swinton und Elba fokussiert und in der Gegenwart verweilt. Der Wechsel in diesem letzten Akt wirkt abrupt und funktioniert auf der emotionalen Ebene zu wenig. Doch zuvor macht der Film vieles richtig und wird vor allem dank seinen aufregenden Bildern länger in Erinnerung bleiben.