Silverton Siege (2022)

Silverton Siege (2022)

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  2. 100 Minuten

Filmkritik: Mässig apartes Apartheid-Drama

Netflix
Er streckt sich
Er streckt sich © Netflix

1980: Die Freiheitskämpfer Calvin Khumalo (Thabo Rametsi), Aldo Erasmus (Stefan Erasmus), Mabli Terra (Noxolo Dlamini) und ihr Freund Masego (Vincent Mahlape) wollen einen Sabotage-Anschlag verüben. Die Polizei um Johan Langerman (Arnold Vosloo) ist aber dank einem Informanten im Bilde und schaffen es, das Vorhaben zu vereiteln. Die vermeintlichen Täter ergreifen die Flucht und Masego kommt im Kreuzfeuer ums Leben. Sie schaffen es gerade noch, sich in einer Bank zu verschanzen und Geiseln zu nehmen.

Kaffeekränzchen?
Kaffeekränzchen? © Netflix

Brigadier Justin Strydom (Jacques Gombault) möchte mit seiner Elite-Einheit eingreifen. Die Bankmitarbeiterin Christine (Elani Dekker) versucht als Geisel zu vermitteln. Rachel Paige (Michelle Mosalakee) ist Tochter einer weissen Mutter und eines schwarzen Vaters. Sie ist von allen ausgestossen und gleicht sich überangepasst den Weissen an. Der afroamerikanische Bankkunde Cornelius Washington (Shane Wellington) möchte Geld überweisen und ist erstaunt, dass die Geiselnehmer ihn nicht als einer der Ihren anschauen. Wieso ist Langerman besonders an der Freilassung von Christine interessiert? Der Druck auf alle ist gross und plötzlich fordern die Geiselnehmer die Freilassung von Nelson Mandela

Drei Freiheitskämpfer verschanzen sich nach einem gescheiterten Sabotage-Anschlag in einer Bank und nehmen dort Geiseln. Das klingt nach einer spannenden Ausgangslage. Die Umsetzung lässt leider zu wünschen übrig. Die Story und das Drehbuch wollen einfach nicht abheben. Nur Arnold Vosloo schafft da ein klein bisschen Abhilfe.

Inspiriert von wahren Begebenheiten, scheint dieser Untertitel mehr Ausrede für «künstlerische Freiheiten» zu sein. Ein guter und berühmter Schauspieler (Arnold Vosloo) und ein bewegendes sozial-politisches Thema allein machen noch keinen guten Film. Es entsteht der Eindruck, dass die Geiselnahme und die Forderung nach der Freilassung Nelson Mandelas mehr Trotzreaktion denn Plan gewesen war. Der Sinn dieser Aktion ist in diesem Film leider nicht im Geringsten ein Thema. Überraschungsmomente fehlen. Dass eine Spezialeinheit um einen rassistischen Brigadier die Bank umstellt und sich mit Scharfschützen in Position bringt, liegt auf der Hand.

Bei den Mimen fällt neben Arnold Vosloo nur Noxolo Dlamini als Entführerin Mabli Terra auf. Sie zeigt eine engagierte Darbietung und spielt in den gemeinsamen Szenen ihre beiden Kollegen Thabo Rametsi und Stefan Erasmus an die Wand. Beim Stemmen der Rolle stösst sie jedoch an ihre Grenzen. Brigadier Justin Strydom ist die böseste Rolle des Films, aber Jacques Gombault den Apartheid-Archetypen erstaunlich handzahm und langweilig.

Dabei wäre der sozial-politische Nährboden für dieses Projekt riesengross gewesen. Die Geiselnahme fand 1980 statt und Nelson Mandela kam erst zehn Jahre später frei. Er war Integrationsfigur, Ausnahmeerscheinung und Vorbild der Versöhnung. Von 1994 bis 1999 war er während einer Amtszeit Präsident von Südafrika. Danach zog er sich aus der Politik zurück. Wo steht das Land heute? Was hat die Geiselnahme von damals gebracht? Solche Fragen greift der Film auf. Zwecks Erhaltung der wenigen Spannung, die er noch erzeugt, sei diesbezüglich aber nichts Weiteres erwähnt.

Giancarlo Schwendener [gia]

Giancarlo ist James Bond 15 Jahre lang auf Augenhöhe begegnet. Mit dem Abgang von Daniel Craig ist damit vorerst Schluss. Er liebt die grosse Anzahl an tollen Filmen, aber die Fab Five stehen für ihn eine Stufe höher: Sergio Leone, Marlon Brando, Robert De Niro, Sean Connery und Quentin Tarantino.

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