Re/Member (2022)

Re/Member (2022)

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  2. 102 Minuten

Filmkritik: Und täglich grüsst das Geistermädchen

Netflix
Schulzeit, beste Zeit
Schulzeit, beste Zeit © Netflix

Asuka (Kanna Hashimoto) ist eine introvertierte Aussenseiterin und wird von ihren Mitschülern ignoriert. Auch an dem einen Tag, der ihr Leben total auf den Kopf stellen wird, geht sie alleine zur Schule. Beim Mittagessen hinter dem Gebäude hat sie plötzlich eine Vision, in der unzählige blutige Hände aus dem längst ausgetrockneten Brunnen heraus greifen. Plötzlich steht da auch ein kleines Mädchen, welches ihr die Aufgabe gibt, alle ihre Leichenteile zu finden.

Im nächsten Moment wacht Asuka nach Mitternacht in der Schulkapelle auf. Sie ist aber nicht allein. Stück für Stück kommen fünf weitere Schulkameradinnen und -kameraden daher - sie alle haben die gleiche Aufgabe des geisterhaften Mädchens erhalten. Vor ihnen liegt ein leerer Sarg mit einem Körperabdruck drin. Als sie wieder nach Hause gehen wollen, werden sie plötzlich von einer Roten Person attackiert und umgebracht. In diesem Moment wacht Asuka am gleichen Morgen wieder auf.

Re/Member ist klassischer J-Horror nach Schema F. Und genau das macht den Film auch so sympathisch: Er will gar nichts weiter, als die Manga- und Anime-Fan-Community der gleichnamigen Vorlage mit 100 Minuten Horror unterhalten. Die typische Story vermischt mit solidem Schauspiel, fetzigem Soundtrack und ein paar Twists garantieren einen anspruchslosen, aber unterhaltenden Filmabend.

Basierend auf den Online-Romanen, welche dann als Manga und Anime adaptiert wurden, können sich J-Horror-Fans Re/Member neuerdings auch als Realfilm auf Netflix reinziehen. Der im für das Subgenre typischen Stil produzierte Film nimmt die Grundprämisse der Vorlage und vor allem den Anfang der Manga-Serie auf.

Viele J-Horror-Storys nehmen einen Fluch, unterdrückte aggressive Emotionen und Mord als dramaturgisches Grundkonstrukt. Vermischt mit «Hey, das spielt sich jetzt aber alles auch noch in einer Zeitschleife ab!» macht es umso interessanter. Re/Member geizt jedoch nicht mit stereotypischen Charakteren: die introvertierte Aussenseiterin, der missverstandene Sportler, die leichtgläubige Schönheit oder der gehänselte Nerd. Umso schöner ist, dass all diese Charaktere lernen, dass man nur gemeinsam zum Ziel kommt.

Re/Member würde sehr gut als Survial-Horror-Game funktionieren. Man wählt sich einen Charakter aus und versucht, während der vorgegebenen Zeit alle Körperteile des ermordeten Mädchens zu suchen. Die meiste Zeit im Film fokussiert sich auch auf die Suche, welche dann von der blutrünstigen Roten Person gestört wird - poppig inszeniertes Blutgemetzel innerhalb eines doch eher seichten Plots. Aber wenigstens versucht Re/Member auch noch, die Story auf einer übergreifenden Ebene zu erzählen.

So kämpfen sich die Protagonistinnen und Protagonisten nicht nur gegen die Rote Person und erleben nach gescheiterter Mission denselben Tag immer wieder, sie kämpfen auch gegen ihre Ängste und Probleme. Das sind immerhin philosophisch wertvolle Ansichten im sonst doch eher begrenzten Horizont dieses J-Horrorfilms. Wer am Schluss noch etwas die Stirn runzeln möchte, sollte sich unbedingt die letzte Szene nach dem Abspann anschauen.

Christian Wolf [woc]

Christian arbeitet seit 2009 als Freelancer bei OutNow. Er mag ultradüstere Filmperlen und süffige Survival Horror Games. Animationsfilme sind ihm ein Gräuel. Christian vertritt als Einziger den smoothen Berner Dialekt im Team.

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