Purple Hearts beginnt als klassisches Mittzwanziger-Liebesdrama: Das hippe Mädchen trifft auf den strammen Jungen. Sie können sich bei der ersten Begegnung nicht leiden und sind total verschieden, ehe sie sich schicksalhaft näherkommen und sich unsterblich ineinander verlieben und- stopp! Bis zur ersten Begegnung trifft die Handlung auch wirklich auf Purple Hearts zu und die beiden können sich effektiv nicht riechen. Doch dann nimmt der Film von Elizabeth Allen Rosenbaum eine andere Wendung.
Eine Zweck- oder Scheinehe wird zur filmprägenden Thematik, denn mit einer solchen sollen die Probleme von Cassie und Luke gelöst werden. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen sozusagen. Die gesamte Story zwischen Cassie und Luke verläuft überraschend reibungslos, das Prozedere überzeugt auch die härtesten Kritiker und als beim letzten Dinner vor Lukes Abreise die konservativen Navy-Jungs (als Symbol für die Republikaner) auf die liberale Cassie (als Symbol der Demokraten) treffen, werden etwas gar viele Klischees auf einen Schlag bedient. Hier macht es sich Purple Hearts wie im weiteren Verlauf noch öfters zu einfach und bleibt oberflächlich. Diskussionen oder gar Konflikte werden kaum ausgehandelt und lösen sich grösstenteils selbst, sodass das gesamte Story-Konstrukt nicht nur einfach gestrickt, sondern auch noch äusserst vorhersehbar ist.
Purple Hearts deshalb aber abzuschreiben wäre falsch, denn das Liebesdrama hat durchaus seine starken Momente, welche sich in einer harmonischen Chemie der Charaktere äussern. Die Gratwanderung zwischen Zu- und Abneigung, zwischen gespielter Ehe und dem Aufkeimen wahrhaftiger Gefühle ist es, welche Purple Hearts neben Kitsch auch eine gewisse Authentizität verleihen und Emotionen mittragen. Kleine, feine Szenen, Blicke zwischen Cassie und Luke und ihr gegenseitiges Necken berühren und lassen einen ausblenden, dass die Story stark auf ein bestimmtes Ende hin getrimmt wurde.
Der anfängliche Gedanke, dem amerikanischen (Gesundheits-)System eins auszuwischen, es zu hintergehen und zum eigenen Vorteil zu nutzen, verschwindet mehr und mehr hinter einem gewöhnlichen Liebesdrama, welches keinen grossen, bleibenden Eindruck hinterlässt. Die beiden Charaktere, dargestellt durch die durchaus ästhetischen Sofia Carson und Nicholas Galitzine agieren gemeinsam harmonisch, in den einzelnen Rollen jedoch zu hölzern (Luke) und durch zu starkes Overacting (Cassie). Wenn man Purple Hearts die fehlende Tiefe vergeben kann, erhält man ein solides Liebes-Drama mit guten Ansätzen und einem eingängigen, poppigen Ohrwurm-Soundtrack.