Old People (2022)

Old People (2022)

  1. 90 Minuten

Filmkritik: Die Nacht der lebenden Tattergreise

Netflix
Alt sein macht Spass.
Alt sein macht Spass. © Netflix

Ella (Melika Foroutan) fährt zusammen mit ihren beiden Kindern Laura (Bianca Nawrath) und Noah (Otto Emil Koch) zur Hochzeit ihrer Schwester an die ostdeutsche Küste. Die Vorfreude ist jedoch nicht so gross, da sie an der Feier auch auf Ex-Mann Lukas (Stephan Luca) und seine neue Partnerin treffen wird. Während alle festlichen Arbeiten auf Hochtouren laufen, will Ella noch Opa Aike (Paul Fassnacht) im Altersheim im naheliegenden Dorf abholen.

Hochzeiten machen auch Spass.
Hochzeiten machen auch Spass. © Netflix

Dort trifft sie auf ein verstörendes Bild: Es fehlt an Fachkräften und die Senior:innen wirken total verwahrlost und verhalten sich merkwürdig. Alex merkt, dass etwas nicht stimmt. Und auch wenn Opa pünktlich zur Hochzeit erscheint und das Wiedersehen zwischen Ella und Lukas harmonisch abläuft, wird bald einmal klar, dass die ganze Familie und alle Freunde in Lebensgefahr schweben.

Yep, Zombies haben wir bisher zur Genüge gesehen. Dass Old People jetzt aber wahrhaftig Senior:innen wie lebende Tote ausrasten und Menschen umbringen lässt, wirkt dann doch eher wie ein schlechter Scherz. So wie Regisseur Andy Fetscher seinen vermeintlichen Horrorfilm inszeniert, sind Lacher jedoch fehl am Platz. Aber das ist ganz okay, denn die absurde Story lässt uns sowieso wortlos dasitzen.

Dabei hätte eigentlich alles sehr interessant angefangen: Old People beginnt mit einem spannenden Intro, kontrastreich in Szene gesetzt mit einem Hauch Endzeitstimmung. Zuerst könnte man meinen, die Auswirkungen des aktuellen Fachkräftemangels im Gesundheitswesen werde hier als Horrorvision umgesetzt. Falsch gedacht.

Die Zeit dreht sich etwas zurück und wir finden uns inmitten einer Lawine aus übersättigten Filmfarben, belanglosen Dialogen und einem Drehbuch, welches schlichtweg zu dünn ist, um überhaupt eine spannende Story tragen zu können. Die Figuren wirken ironischerweise farblos, klischeeüberladen und total uninteressant. Es gibt die frustrierte geschiedene Frau, den gutaussehenden Ex-Mann mit der neuen Freundin, den introvertierten Jungen mit dem Asthmaspray und die Teenager-Tochter mit dem Love Interest. In typischer Slasher-Manier sind sie ständig auf der Flucht vor den alten Leuten, die aus Gründen (ja, man erhält im Film einigermassen eine Antwort darauf) ausrasten.

Old People sieht man das Low Budget buchstäblich an. Aber dies ist nicht mal der Grund, warum der Film an allen Ecken und Kanten hätte geschliffen werden müssen. Es tut im Filmfanherzen weh, wenn man hie und da Details erblickt, die vom Filmschaffen von George A. Romero und M. Night Shyamalan inspiriert worden sind. Da muss von Andy Fetscher schon etwas mehr kommen als ein lauwarmer Horroraufguss, dessen Ende dann nicht einmal einen befriedigenden Abschluss bieten kann.

Christian Wolf [woc]

Christian arbeitet seit 2009 als Freelancer bei OutNow. Er mag ultradüstere Filmperlen und süffige Survival Horror Games. Animationsfilme sind ihm ein Gräuel. Christian vertritt als Einziger den smoothen Berner Dialekt im Team.

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